Edingen-Neckarhausen. Im Norden von Neckarhausen kann der seit Jahren geplante Neubau von Mehrfamilienhäusern voraussichtlich im kommenden Jahr beginnen. Nach dem Rückzug des bisherigen Investors steigt Conceptaplan aus Dossenheim ein. Das familiengeführte Unternehmen will rund 100 Wohnungen in sechs Häusern bauen und zur Vermietung im eigenen Bestand halten.
Gegenüber der ursprünglichen Planung waren mehrere kleinere Änderungen erforderlich, die der Gemeinderat jetzt auf den Weg gebracht hat. Ursprünglich war geplant, zwei Drittel des Grundstücks in Erbpacht zu vergeben, um so rund 60 Mietwohnungen zu schaffen, von denen die Hälfte öffentlich gefördert werden und einer Mietpreisbindung unterliegen sollte. Nunmehr haben sich Gemeinde und neuer Investor auf eine hälftige Teilung geeinigt. Dass es trotzdem noch einen Anteil an sozialem Wohnungsbau gibt, ist nicht ausgeschlossen, wie Bürgermeister Florian König (CDU) auf Nachfrage erklärt. „Dies ist abhängig von möglichen Förderprogrammen, die das Bauen für den Bauträger wirtschaftlicher machen“, erläutert König. Gefordert werde das von der Gemeinde jedoch nicht.
Architekten Legen Wert auf Qualität und Atmosphäre
„Wohnungsbau ist ein Steckenpferd von uns“, sagte Architekt Simon Fischer vom Büro Studio SF aus Mannheim, das mit seinem Entwurf den Architektenwettbewerb der Gemeinde im Jahr 2021 gewonnen hatte. So haben die Planer unter anderem große Wohnanlagen in Mainz und am Müggelsee in Berlin entworfen. Aber auch der evangelische Kindergarten in Hirschberg-Leutershausen sowie Mensa und Hort in Ketsch sind in ihrem Büro geplant worden. „Wir legen Wert auf Qualität und Atmosphäre“, betonte Fischer.
Geschäftsführer Dietmar Friedewald von Conceptaplan verwies darauf, dass sein Unternehmen seit fast 40 Jahren bestehe. „Wir würden das gerne realisieren“, sagte er und sprach von einem Schwerpunkt nachhaltiger Wohnungsbau. „Wir vergeben alle Gewerke einzeln und nicht an Generalunternehmer“, machte Friedewald einen weiteren Unterschied zu anderen Bauträgern deutlich. Seit zehn Jahren baue Conceptaplan einen eigenen Mietwohnungsbestand auf. „Das ist auch unser Interesse an diesem Projekt“, erklärte der Geschäftsführer, dessen Unternehmen unter anderem das Projekt Stadtgärten am Henninger-Turm in Frankfurt und in Bad Vilbel realisiert hat. Der Name Stadtgärten ist dabei Programm. Der Freiraum sei stets ein gleichwertiger Partner neben der Architektur, versicherte Friedewald: „Unsere Quartiere sind nicht nur Beton und schöne Wohnungen, wir wollen urbanes Wohnen im Grünen.“ Als weiteres Beispiel nannte er den Cubus in Bergheim im ehemaligen botanischer Garten. Auch das Reihenhausquartier Solaris in Schriesheim und das Projekt Weitblick in Ladenburg wurden von Conceptaplan realisiert.
Architektonische Einzelheiten nannte noch einmal Planer Fischer. So werden die sechs freistehenden Häuser bis zu 14 Meter hoch, haben ein Staffelgeschoss (Penthouse) und nehmen maximal 40 Prozent der Grundfläche in Anspruch. Es sei der erste Baustein des gesamten Baugebietes Neckarhausen Nord, erklärte Fischer. „Die Kuben werden etwas abgeschliffen“, verwies er auf eine Besonderheit. Es gibt also wenig rechte Winkel in zwei der Gebäude. Zwischen den beiden Vorderhäusern entstehen großzügige Grünflächen: „Das soll ein schönes Entree für unser Quartier und das ganze Gebiet werden.“ In einer Tiefgarage mit Zufahrt von der Rudolf-Diesel-Straße finden 100 Autos Platz, also eines je Wohnung. Zuletzt waren 140 Stellplätze geplant. Durch die kompakte Bauweise werde die Flächenversiegelung minimiert. Loggien, Balkone und Terrassen gebe es für alle Wohnungen.
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Auf Nachfragen aus den Reihen der Gemeinderäte wurden weitere Einzelheiten genannt. So sei die mögliche Lärmbelastung durch die gerade in Bau befindliche L 597 mit Neckarbrücke bei Ladenburg bereits im Bebauungsplan abgearbeitet worden. „Das sieht besser aus als vermutet“, erklärte Friedewald und fügte hinzu: „Damit können wir entspannt umgehen.“ Ein passiver Schallschutz durch entsprechende Fenster reiche aus.
Neben der jetzt obligatorischen PV-Anlage auf dem Dach setzt Conceptaplan auf das Heizen mit Wärmepumpe. Die Frage sei nur, welche Wärmequelle man anzapfe. Man versuche, ins Erdreich, also ins Grundwasser zu gehen. Dafür liefen an anderen Stellen gerade die Genehmigungsverfahren. Der Strom solle so viel wie möglich von der eigenen PV-Anlage geliefert werden, ein Contracting mit einem Energieversorger sei denkbar.
Apropos Energie: In der Tiefgarage wird eine Ladeinfrastruktur für Elektroautos aufgebaut. Besucher können auf einem Streifen vor dem Areal parken. Eigentumswohnungen gibt es hier vorerst nicht. Alle Wohnungen sollen vermietet werden. Zu welchem Preis? „Wir müssen Marktmieten verlangen, sonst ist das nicht finanzierbar“, beteuerte der Investor. Diese werde „irgendwo zwischen 10 und 20 Euro“ liegen. Weil die Wohnungen sehr kompakt geplant seien, mache es das auch für die Bewohner wirtschaftlicher, ergänzte der Architekt.
Fraktionen erfreut über den baldigen Baubeginn
Die Fraktionen zeigten sich durchweg erleichtert darüber, dass es nun bald losgehen kann. „Das Projekt Neckarhausen-Nord ist seit fast 20 Jahren im Kopf und in den Mündern der Bevölkerung“, formulierte Markus Schläfer (CDU). „Wir sind sehr froh, dass wir da auf die Zielgerade kommen, das hat einiges an Ärger mitgebracht“, erklärte Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Für die Offene Grüne Liste (OGL) begrüßte Thomas Hoffmann, dass die Wohnungen im Bestand bleiben sollen. „Alle haben ein großes Endlich im Kopf“, sagte Gemeinderat Andreas Daners (SPD) fest: „Da wird seit 20 Jahren dran rumgedoktert.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-in-neckarhausen-entstehen-100-neue-mietwohnungen-am-neckarufer-_arid,2207853.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Ein nachhaltiges Projekt für Neckarhausen