Edingen-Neckarhausen. Die Pläne für den Bau eines Supermarktes an der Rudolf-Diesel-Straße in Neckarhausen stoßen auf ein geteiltes Echo. Das hat eine erste Bürgerinfo am Donnerstag vor Ort gezeigt. Dabei meldeten sich vor allem Kritiker, aber auch einige Befürworter zu Wort.
Man habe diese erste Bürgerinformation bewusst in seinem sehr frühen Stadium des Verfahrens angesetzt, betonte Bürgermeister Simon Michler (CDU) bei der Begrüßung der rund 50 Besucher. Zugleich schilderte er die aktuelle Versorgungssituation in der Gemeinde. Mit Edeka Völkle in Edingen und Kaufland in Neu-Edingen gebe es zwei Vollsortimenter, außerdem zwei Discounter im Gewerbegebiet in der Speyerer Straße und das Markthaus in Neckarhausen.
Edeka-Markt Neckarhausen
- Das konzipierte Gebäude hat eine Größe von fast 1800 Quadratmetern.
- Die Verkaufsfläche liegt bei rund 1250 Quadratmetern.
- Im Eingangsbereich des modernen Marktes ist ein Backshop mit Café vorgesehen.
- Das Dach des Gebäudes und Teile des Parkplatzes werden mit Solarzellen versehen.
- Ladeplätze für E-Autos und Pedelecs sind eingeplant.
Die Zukunft dieser kleinen Filiale sei allerdings ungewiss. Die Gemeinde habe sich bereiterklärt, in den Jahren 2020 und 2021 jeweils bis zu 25 000 Euro zuzuschießen, um die Existenz zu sichern. „Dauerhaft können wir das aber nicht“, machte Michler deutlich. Möglichkeiten der Erweiterung am Standort in der Hauptstraße würden geprüft, seien aber begrenzt. Falls der Edeka-Markt am Ortsrand entstehe, könne man möglicherweise auch Synergieeffekte erzielen.
Das Areal in der Rudolf-Diesel-Straße sei eine attraktive Lage, das Ackerland ökologisch „nicht das allerwertvollste“. Wie der Edeka-Markt hier aussehen könnte, das erläuterte Manfred Kratz von Edeka Südwest. Mit einer Verkaufsfläche von rund 1250 Quadratmetern wäre er etwas kleiner als der von Völkle in Edingen, zu dem man keine hausinterne Konkurrenz aufbauen wolle. Neckarhausen zähle derzeit etwa 5200 Einwohner, mit den Neubaugebieten könnten es in den nächsten Jahren 6000 werden. „Wir sind regional gut aufgestellt und für die Nahversorgung da“, betonte Kratz.
Kaufkraft binden
Mit dem Markt könne Kaufkraft in der Gemeinde gebunden werden, zitierte er unter Berufung auf eine Studie: „80 Prozent fließen ab.“ Der Laden in der Gemeinde vermeide oder verkürze damit auch Autofahrten und trage so zum Klimaschutz bei. Eine Lage mitten im Ort wäre zwar auch Edeka lieber, wie Kratz betonte. In Heddesheim sei dies beispielsweise gelungen: „Aber in Neckarhausen steht uns leider kein Platz zur Verfügung.“ Trotzdem sei der ins Auge gefasste Standort nur 300 Meter von der nächsten Bushaltestelle entfernt und vor allem für Einwohner aus dem Norden gut zu Fuß erreichbar.
„Ich brauch’ den Edeka hier nicht“, sagte ein Bürger, der den damit verbundenen Flächenverbrauch kritisierte. „Dieser Supermarkt ist absolut überflüssig“, schimpfte ein anderer. Dass der Markt den letzten Bäcker und Metzger aus dem Ort verdrängen könnte, befürchtet der Edeka-Regionalleiter, der selbst aus einer Metzgerfamilie stammt, nicht. Solche Handwerksbetriebe überzeugten durch die Qualität ihrer Produkte, die Edeka nicht übertreffen könne. Schließungen gingen meist darauf zurück, dass sich keine Nachfolger fänden, die das harte Geschäft übernehmen wollten. Auf die Frage einer Bürgerin, ob die Gemeinde im Umfeld des Marktes weitere Gewerbeflächen erschließen wolle, antwortete Bürgermeister Michler mit einem klaren Nein. Das würde auch der Nachbarschaftsverband nicht mitmachen.
Stimmungsbild per App abfragen?
„Die Einzelhändler sterben jetzt schon. Ich sehe diesen Markt als Chance“, formulierte Tobias Hertel (SPD), der in der kommenden Woche für Thomas Zachler in den Gemeinderat nachrückt. Das Edeka-Konzept sei „sehr zukunftsweisend“, sagte ein weiterer Bürger. Beifall gab es an diesem Abend für Gegner wie für Befürworter. Gut möglich, dass letztere überwiegen. Ein genaues Stimmungsbild aus der Bevölkerung könnte laut Michler mit der neuen Consul-App ermittelt werden, deren Einführung der Gemeinderat im Oktober beschlossen hatte.
Selbst wenn alles jetzt ganz schnell geht, könnte das notwendige Planungsverfahren frühestens 2023 abgeschlossen werden. Eine Eröffnung des Marktes wäre also nicht vor 2024 möglich, bestätigte Kratz einen Bericht des „MM“. Für Bürgermeister Michler steht fest: „Es wäre fahrlässig, die Ansiedlung des Marktes nicht ernsthaft zu diskutieren.“
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