Edingen-Neckarhausen. Mehr als eine Stunde lang hat der Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen am Mittwochabend über das Mietradmodell VRNnextbike diskutiert. Nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung und insgesamt mehr als einer Stunde Beratung votierten die Vertreter der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) und der Offenen Grünen Liste (OGL) gemeinsam mit dem Bürgermeister für den Beschlussvorschlag der Verwaltung, ergänzt durch einen Antrag der UBL. Danach wird unter den bisher vom Betreiber genannten Konditionen kein Vertrag geschlossen. Vielmehr soll der Bürgermeister noch einmal mit dem Anbieter verhandeln. CDU und SPD/EBEN enthielten sich der Stimme.
Letztlich waren sich alle Fraktionen darin einig, dass das Mietradsystem ein gutes Angebot ist, dass es sich die Gemeinde aber nicht leisten kann, dafür jährlich einen fünfstelligen Betrag als Zuschuss zu zahlen. Diese Tendenz war auch in den Sommerinterviews dieser Redaktion mit den Vertretern der Ratsfraktionen deutlich geworden.
Tickets des VRN gelten für die Fahrräder leider nicht
Die Vorgeschichte beleuchtete eingangs noch einmal Bürgermeister Florian König. Die sieben Stationen in der Gemeinde seien für eine Versuchsphase mit der Testflotte der Bundesgartenschau in Mannheim ausgestattet worden und daher momentan kostenlos. „Ab 2026 würde es kosten“, sagte König. Grundsätzlich sei das Angebot „äußerst positiv“, leider aber kostenintensiv. „Wir haben eine Schlüsselposition zwischen Mannheim und Heidelberg“, machte der Bürgermeister die geografische Bedeutung seiner Gemeinde deutlich. Erneut forderte König, das Angebot müsse in die ÖPNV-Tarife eingebunden werden. Obwohl es ein Verkehrsmittel des VRN ist, gelten dessen Tickets für die Nutzung nicht. Will also jemand beispielsweise eine ausgefallene oder fehlende Verbindung mit Bus oder Bahn durch das Leihrad ersetzen, muss er dafür extra bezahlen.
Aus Sicht des Verkehrsverbundes läuft der Versuch in Edingen-Neckarhausen durchaus positiv. Von August bis Dezember 2024 gab es in Edingen-Neckarhausen laut VRN 1.200 Fahrten. Für 2025 verzeichnet er eine steigende Tendenz und rechnet mit insgesamt 4.000 in Edingen-Neckarhausen. Zum Vergleich: In Ladenburg gab es im vergangenen Jahr 5.400 Fahrten, in Schriesheim 2.200 (bei nur einer Station), in Heddesheim 1.400 und in Ilvesheim hochgerechnet knapp 600. Hier rechnet der VRN für das laufende Jahr allerdings mit 2.000.
Als passionierter Radfahrer engagierte sich Uli Dreckschmidt (OGL) besonders vehement für das Mietradmodell: „Das System schließt eine Lücke und ist ein tolles Angebot, aber nur, wenn es ein komplettes Netz gibt.“ Der Ausstieg von Ladenburg sei ein Rückschlag. „Das System kann Lücken im ÖPNV schließen“, betonte der OGL-Gemeinderat und forderte von VRNnextbike, sich zu bewegen. Ein Zuschuss von 15.000 Euro verbiete sich angesichts der Haushaltslage der Gemeinde.
Der Betreiber VRNnextbike habe zunächst 30.000 Euro pro Jahr an Zuschuss gefordert, berichtete der Bürgermeister. Später sei dann vage eine Reduzierung des Betrags auf 15.000 Euro in Aussicht gestellt worden. Für die UBL erklärte Stephan „Stips“ Kraus-Vierling, seine Fraktion wünsche sich einen Vertreter des Anbieters, der im Gemeinderat Rede und Antwort stehe. Obwohl die Leihsysteme überall auf der Welt boomten, schaffe es der VRN seit 15 Jahren nicht, die angestrebte Kostendeckung zu erreichen.
Markus Schläfer (CDU) verwies auf andere Anbieter wie TIER, die Mietsysteme kostendeckend ausgestalten: „Das kann nicht Aufgabe der Kommunen sein.“ Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen könne sich kein Zuschussgeschäft mehr leisten: „Wenn wir die Verkehrswende wollen, dann müssen wir andere Wege gehen.“
Andreas Daners (SPD/EBEN) sprach von einem guten Konzept: „Das Produkt wurde hervorragend angenommen.“ Er würde sich deshalb über eine Fortsetzung mit einem anderen Anbieter freuen. Eine Vertagung der Entscheidung bis zu den Haushaltsberatungen brachte Klaus Merkle (UBL) ins Gespräch. Mehrfach wurde in der teils emotionalen Debatte Kritik am Betreiber VRN laut. „Es hat elf Monate gedauert, bis wir die versprochenen Zahlen hatten“, bemängelte Markus Schläfer (CDU). Das Geschachere bei dem geforderten Zuschussbetrag wurde mehrfach als unseriös bezeichnet.
Bis zu neun Euro Zuschuss für jede einzelne Fahrt
„Ich wollte eigentlich nicht noch einmal in Verhandlungen gehen“, bekannte Bürgermeister König. Er verdeutlichte noch einmal die Dimensionen des geforderten Zuschusses, der zwischen 4,50 und neun Euro pro Fahrt liege. Ob die Gemeinde auch beim Carsharing draufzahlen müsse, wollte Roland Kettner (UBL) wissen. Die klare Antwort: Nein.
Ob es wirklich etwas bringen würde, einen VRN-Vertreter in den Gemeinderat einzuladen, war umstritten. Mit ihrer Forderung nach erneuten Verhandlungen setzte sich die UBL letztlich durch. Ein weiteres Gespräch sei für kommende Woche geplant, kündigte der Bürgermeister am Donnerstag auf Nachfrage an. Ob zur nächsten Sitzung der VRN eingeladen wird, will König im Vorfeld mit den Fraktionssprechern diskutieren.
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