Verkehr

Edingen-Neckarhausen bremst Nextbike wohl aus

Knapp ein Jahr nach dem Start der Versuchsphase steht das Leihradprojekt VRNnextbike in Edingen-Neckarhausen schon wieder vor dem Aus. Wo die Gründe dafür liegen.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Leihräder von VRN-Nextbike am Messplatz in Edingen. Trotz guter Auslastung könnten sie schon bald wieder verschwinden © Hans-Jürgen Emmerich

Edingen-Neckarhausen. Rund ein Jahr nach dem Start einer Versuchsphase steht das Leihradsystem Nextbike in Edingen-Neckarhausen schon wieder vor dem Aus. Der Gemeinderat befasst sich in der kommenden Woche mit dem Thema, die Verwaltung schlägt vor, keine weiteren vertraglichen Verpflichtungen einzugehen.

Nextbike ist das Fahrradvermietsystem im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN). Das Angebot startete im März 2015, inzwischen kann man in 24 Kommunen über 2.700 Fahrräder mieten. Der Gemeinderat Edingen-Neckarhausen hatte im Juli 2024 zugestimmt, dass das Angebot von August 2024 bis Ende 2025 getestet werden soll. In den ersten elf Monaten wurden laut Gemeinde in Edingen-Neckarhausen etwa 3.000 Fahrten mit den Leihfahrrädern unternommen.

Die Auswertungen zeigen laut Gemeinde, dass die meisten Ausleihen nur kurze Fahrten von maximal 20 Minuten umfassten und knapp zur Hälfte innerhalb des Ortes stattfanden. Bei den auswärtigen Fahrten führte der größte Teil nach Ladenburg, während sich die übrigen Fahrten nahezu zu gleichen Teilen auf Mannheim und Heidelberg verteilten. Nur vereinzelt wurden Ziele in umliegenden Gemeinden wie Dossenheim oder Ilvesheim angesteuert, schreibt die Verwaltung in der Vorlage.

Schon beim Start 2015 war Kostendeckung das Ziel

Beim Start von Nextbike im Jahr 2015 war es das Ziel, dass es sich in absehbarer Zeit wirtschaftlich selbst tragen sollte. „Dies ist jedoch leider nicht der Fall“, stellt die Gemeinde fest. 30.000 Euro pro Jahr wären nötig, um das Defizit auszugleichen. Sollte es der Gemeinde bei Verhandlungen gelingen, den Zuschussbetrag bei 15.000 Euro zu halten, und sollten die Ausleihzahlen konstant bei etwa 3.300 verbleiben, würde jede Fahrt mit ca. 4,50 Euro subventioniert. In manchen Gemeinden ist der Zuschussbedarf noch größer. So hatte Heddesheims Bürgermeister Achim Weitz kürzlich einen Betrag von 15 Euro je Fahrt genannt.

Außerdem bemängelt die Verwaltung, dass das System nicht mit den Verbundtickets kompatibel ist. Ziel müsse es sein, das Fahrradleihsystem zusammen mit dem ÖPNV zu planen und somit auch zu finanzieren. Unabhängig davon stehe den Bürgern nach wie vor das Lastenfahrrad „EDith“ mit dem Standort am Rathaus Edingen zur Verfügung. Dessen Ausleihe ist kostenlos.

„Aufgrund der anhaltend schwierigen Finanzlage der Gemeinde ist eine Bezuschussung mit jährlich mindestens 15.000 Euro nicht darstellbar“, hält die Verwaltung abschließend fest. Das sehen auch die Fraktionen überwiegend so, wie sich bei den Sommerinterviews dieser Redaktion gezeigt hat.

Viele halten es für wünschenswert, aber unbezahlbar

Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) sprach sich für Verhandlungen mit dem Betreiber aus, ehe man sich entscheide: „Grundsätzlich bin ich sehr dafür, den Fahrradverkehr zu intensivieren, ich selbst fahre auch viel mit dem Rad.“

Dass sich die Gemeinde das System nicht leisten kann, findet auch Markus Schläfer (CDU). Allerdings seien die Nutzungszahlen sehr gut. Man dürfe das Thema auch nicht rein monetär betrachten: „Schließlich haben wir uns ja auch die Klimaneutralität auf die Fahnen geschrieben.“

„Wünschenswert ja, möglich nein“, lautet die knappe und klare Aussage von Michael Bangert (SPD/EBEN) zu Nextbike. Ähnlich äußert sich Rolf Stahl von der Offenen Grünen Liste (OGL). Er verweist auf eine große Auslastung und lobt zugleich das kostenlos nutzbare Lastenrad.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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