Neckar-Bergstraße. Edingen-Neckarhausen plant den Ausstieg, Ladenburg hat ihn bereits beschlossen, Heddesheim wartet noch ab. Die Zukunft des Mietradsystems Nextbike des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar sieht also düster aus. Dabei erfreut sich das Angebot großer Beliebtheit, wie aus den Antworten des Anbieters auf eine Anfrage dieser Redaktion hervorgeht.
22 Stationen gibt es aktuell in den Städten und Gemeinden zwischen Neckar und Bergstraße, hinzu kommen noch einmal 15 in Weinheim. Zusammen stehen dort insgesamt fast 150 Fahrräder. Wer sich einmal angemeldet hat, kann die Drahtesel spontan per Handy-App buchen und dann losradeln. Der Basistarif für gelegentliche Nutzer liegt bei einem Euro für 15 Minuten. Wer zum Beispiel am Bahnhof in Neu-Edingen/Friedrichsfeld strandet, weil wieder einmal ein Stellwerk gestört ist, kann hier aufs Leihrad steigen und in 45 Minuten den OEG-Bahnhof in Schriesheim erreichen. Das macht dann drei Euro. Zum Vergleich: Eine Fahrt mit Bus und Bahn dauert auf dieser Strecke mit einem Umstieg mindestens 25 Minuten und kostet regulär 5,60 Euro, im Luftlinientarif 3,77 Euro.
Mieträder sind nicht im ÖPNV-Ticket enthalten
Der Betrag für das Leihrad ist in den Tickets für den ÖPNV allerdings nicht enthalten. Ein Punkt, der nach Ansicht von Bürgermeister Florian König aus Edingen-Neckarhausen nachgebessert werden sollte. Regelmäßige Nutzer der Nextbikes können sich ein Monatsabo für zehn Euro oder ein Jahresabo für 60 Euro holen. Damit sind dann bei jeder Fahrt die ersten 30 Minuten frei, für jede weitere halbe Stunde muss ein Euro gezahlt werden.
In der in Edingen-Neckarhausen gerade laufenden Versuchsphase gibt es sieben Standorte mit insgesamt 20 Rädern. In Ilvesheim sind es ebenso viele Räder an nur vier Standorten, genau wie in Heddesheim, wo es das Angebot allerdings bereits seit 2018 gibt. Ladenburg verfügt aktuell sogar über 25 Räder an sechs Standorten. In Schriesheim stehen die acht Räder an einem einzigen Standort, nämlich am Bahnhof, der zugleich ein wichtiger Knotenpunkt im ÖPNV ist. Hirschberg hat aktuell keinen Nextbike-Stützpunkt.
VRN bewertet Versuche in Edingen-Neckarhausen und Ilvesheim positiv
Aus Sicht des Verkehrsverbundes laufen die Versuche in Edingen-Neckarhausen und Ilvesheim durchaus positiv. Von August bis Dezember 2024 gab es in Ilvesheim 250 Fahrten, in Edingen-Neckarhausen sogar 1200. Für 2025 verzeichnet der VRN eine steigende Tendenz und rechnet mit insgesamt 2.000 Fahrten in Ilvesheim und 4.000 in Edingen-Neckarhausen. Noch erfolgreicher läuft das System in Ladenburg, wo sich die Zahl der Nutzungen 2024 um fast 25 Prozent steigerte und bei stolzen 5400 Fahrten landete. Mehr als verdoppelt hat sich die Frequenz in Schriesheim, wo im vergangenen Jahr 2200 Fahrten gezählt wurden. In Heddesheim gibt es allerdings einen Rückgang. Hier registrierten die Betreiber 1.400 Fahrten, 300 weniger als im Jahr zuvor. Auch in Weinheim ist die Zahl leicht gesunken, auf zuletzt 3.900.
Neben Heddesheim war Ladenburg in der Region Vorreiter von Nextbike. Hier begann der Betrieb ebenfalls Ende 2018, im ersten kompletten Jahr 2019 gab es 700 Fahrten, 200 mehr als in Heddesheim. In Weinheim, wo das System auch seit 2018 läuft, hat sich die Zahl der Nutzungen 2024 gegenüber 2019 verdoppelt. Hier befindet sich eine Station am Hauptbahnhof, unweit des Haltepunktes der RNV-Linie 5.
In den Großstädten deutlich stärker nachgefragt als auf dem Land
Die Mieträder werden nach Angaben des VRN in den Großstädten deutlich stärker nachgefragt als in den kleineren Kommunen. „Das liegt insbesondere an den beiden wichtigen Zielgruppen der Studierenden und Arbeitnehmenden (hier vor allem Einpendelnde vom und zum Hauptbahnhof)“, erläutert Pressereferentin Anita Faltermann.
„In den kleineren Kommunen beobachten wir eine andere Nutzungsweise als in den Großstädten“, erklärt sie weiter. Die Fahrräder würden deutlich häufiger für längere Fahrten (mehr als 20 Minuten) und zwischen den Kommunen genutzt. Zum Beispiel sind in Ladenburg nur etwa die Hälfte aller Fahrten sogenannte Binnenfahrten, die andere Hälfte starten oder enden in einer benachbarten Kommune wie Heidelberg, Mannheim oder Dossenheim. Dagegen machen die Binnenfahrten beispielsweise in Heidelberg 93 Prozent aller Fahrten aus.
Auf dem Land steigt höchstens jeder zweite aufs Mietrad
Pro 1.000 Einwohner werden in den genannten Kommunen zwischen etwa 100 bis 500 Fahrten getätigt. In Mannheim und Heidelberg ist es ein vielfaches davon, nämlich 2.000 bis 3.000 je 1.000 Einwohner. Während also in den Großstädten statistisch betrachtet jeder Einwohner zwei bis drei Mal pro Jahr aufs Mietrad steigt, nutzt es in den kleinen Städten und Gemeinden nur jeder zweite bis zehnte.
Der Zuschussbedarf pro Fahrt variiert laut VRN stark und hängt maßgeblich von der Nutzung vor Ort ab. In Heddesheim war kürzlich von 15 Euro je Fahrt die Rede. In größeren Städten mit hoher Auslastung – wie etwa Heidelberg oder Mannheim – liege er deutlich niedriger, versichert der Betreiber, und zwar teils unter 0,50 Euro pro Fahrt. In ländlichen oder weniger stark frequentierten Kommunen wie Heddesheim könne der Zuschuss pro Fahrt deutlich höher ausfallen. Der Mittelwert aller VRNnextbike-Kommunen lag 2024 bei 3,60 Euro. Dabei reichte die Bandbreite von 0,39 Euro bis 37 Euro. Es gibt aber auch kleinere Städte wie Ladenburg, die bei wachsender Nachfrage deutlich effizienter arbeiten konnten. Hier lag der Zuschuss laut VRN bei 3,59 Euro pro Fahrt. „Umso bedauerlicher ist es, dass die Stadt sich dennoch für einen Ausstieg aus dem System zum 31.12.2025 entschieden hat“, erklärt die Pressereferentin.
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