Mobilität

Die „Lasten-EDith“ rollt ab sofort durch Edingen

Engagierte Bürger aus Edingen haben es auf die Reifen gestellt, jetzt kann das Lastenrad mit Elektrounterstützung durchstarten. Was es kostet, und wie man es kinderleicht buchen kann

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Das Lastenrad mit Florian Köhler (stehend v.l.), Jessica Vierling und Max Linn sowie Filip Neuwirth (in der Holzbox) und Bürgermeister Florian König. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen schlägt in Sachen Mobilität ein neues Kapitel auf. Ein Lastenrad steht ab sofort leihweise zur Verfügung, um Dinge und Menschen von A nach B zu transportieren, und zwar umweltfreundlich und klimaneutral – den entsprechenden Ladestrom vorausgesetzt.

Pate gestanden hat bei dem Projekt „Last-EN.bike“ ein Verein aus Mannheim. Seit 2017 gibt es Dein Lastenvelo Mannheim e.V.g (LaMa), der in der Quadratestadt kostenlos bzw. auf Spendenbasis Lastenräder verleiht. „Wir kennen die Arbeit des Vereins schon lange und haben uns immer gefragt, warum so etwas nicht in unserer Kommune möglich ist“, erzählen Jessica Vierling und Max Linn. Im Dezember 2023 haben sie dann beschlossen, „einfach mal durchzukalkulieren, was es brauchte, dass es so ein Angebot in Edingen-Neckarhausen geben kann“.

Initiatoren waren von Anfang an überzeugt von dem Konzept

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Zweifel am Gelingen hatten sie dabei eigentlich nie. „Wir waren von Anfang an so begeistert von dem Konzept, weil es ein Beitrag zur Mobilitätswende ist, der nicht darauf abzielt, jemandem etwas wegzunehmen, sondern allen, die möchten, einen Mehrwert bringt“, betont Jessica Vierling.

Zum Glück gab es die Gelegenheit, über eine örtliche Fahrradwerkstatt ein gebrauchtes E-Lastenrad günstig zu bekommen. Dadurch belief sich die benötigte Summe auf etwa 3000 Euro. Vierling und Linn suchten sich noch zwei weitere Mitstreiter, die ihnen halfen, das Projekt auf die Beine zu stellen, nämlich Filip Neuwirth und Florian Köhler. Gemeinsam starteten sie einen Aufruf. Ihr Ziel: 300 Leute finden, die jeweils zehn Euro spenden. Im amtlichen Mitteilungsblatt, in sozialen Medien und mit einer extra eingerichteten Homepage (last-en.bike) verbreiteten sie Infos und den jeweils aktuellen Spendenstand.

Komplett durch Spenden von Bürgern finanziert

„Die benötigte Summe wurde schon im April erreicht“, freut sich Vierling. Jetzt mussten noch ein passender Standort und Kooperationspartner gefunden und ein Ausleihsystem installiert werden. Auch hier kam wieder Hilfe aus Mannheim. „Dankenswerterweise hat sich der Lastenradverein Mannheim bereiterklärt, das Fahrrad über seine Vereinsstrukturen laufen zu lassen“, berichten die Initiatoren. Das Rad wird also offiziell an LaMa gespendet, mit festem Platz in Edingen. Dieser befindet sich an der Eingangstür des Rathauses, unter einem Dach.

„Das elektrische Lastenrad ist ein tolles Beispiel für gesellschaftliches Engagement in unserer Gemeinde“, unterstreicht der Bürgermeister Florian König. Er freue sich sehr, dass die Bürger nun die Möglichkeit hätten, „kostenlos dieses wunderbare Fahrzeug auszuleihen“. Es sei ein weiterer Schritt in der Mobilitätswende: „Vielleicht kommt der eine oder andere ja auf den Geschmack und kauft sich nach erfolgreicher Leihnutzung ein eigenes Lastenrad.“ Leider habe er selbst noch keine Gelegenheit zu einer Probefahrt gehabt: „Aber das werde ich bestimmt nachholen.“

Wie die kostenlose Ausleihe funktioniert

Und so funktioniert das Ganze: Wer das Rad ausleihen möchte, registriert sich kostenlos bei LaMa. Dort findet er eine Beschreibung des Rads mit Buchungskalender. Es kann bis zu drei Tage in Folge reserviert werden. Nach der Reservierung kann der Schlüssel in Rainers Gartenparadies, Rathausstraße 7, abgeholt werden. Die Ausleihe ist kostenfrei, dennoch besteht vor Ort die Möglichkeit einer Spende, um die laufenden Kosten, etwa für Reparaturen und Versicherung, zu decken. Bei dem Rad handelt es sich um ein Bergamont E-Cargoville LJ mit Holzbox und zwei Kindersitzen. Es reicht also auch für einen Familienausflug.

Eine Schweizer Radsportleirn stand Pate

Weil bei LaMa jedes Rad einen Namen trägt, ist das auch hier so. Das Gefährt heißt „EDith“, benannt nach einer Sportgröße, nämlich Edith Schönenberger, einee Schweizer Radsportlerin. Das „ED“ steht dabei zum einen für Edingen, zum anderen auch für die gerade erst verstorbene Großmutter von Jessica Vierling, die sich kurz vor ihrem Tod noch mit zehn Euro an dem Projekt beteiligte. Mit ihren 95 Jahren war sie nach Angaben der Initiatoren die älteste Spenderin.

Ein zweites Rad in Neckarhausen ist denkbar

„Wir sind sehr glücklich, als kleine Gruppe aus Privatpersonen dieses Projekt realisiert zu haben“, unterstreicht Jessica Vierling: „Und wir hoffen, EDith häufig durch den Ort fahren zu sehen.“ Ob es das einzige Angebot dieser Art in der Gemeinde bleibt, hängt jetzt unter anderem von der Resonanz ab. Vierling und ihre Mitstreiter sind jedenfalls bereit, zu expandieren. Dafür böte sich dann der Ortsteil Neckarhausen an: „Gerne sammeln wir weitere Spenden, um auch dort ein Lastenrad aufstellen zu können.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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