Edingen-Neckarhausen. „Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“ – so beschreibt Thomas Grimann seine Arbeit, nämlich das Noch-Fabrik-Gelände von Cooper Standard in Neu-Edingen zu einem Wohngebiet zu entwickeln. Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Donnerstagabend hat er die Pläne ein weiteres Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei zeigte sich: Die Aufgabe ist in mehrfacher Hinsicht anspruchsvoll; und das nicht nur wegen der Lage des Gebiets oder der völlig neuen Nutzung. Viele Anwohnerinnen und Anwohner stehen dem Vorhaben oder Teilen davon kritisch gegenüber. Die Liste der Bedenken ist lang. Sie reicht von der Höhe der Gebäude über die zukünftige Verkehrssituation bis zum Lärmschutz.
Die Veranstaltung in Neu-Edingen kann noch im Internet nachträglich angeschaut werden
Knapp 150 Menschen waren in die Kantine auf dem Cooper Standard Gelände gekommen, wo Florian König (Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen) und der Mannheimer Baubürgermeister Ralf Eisenhauer die Gäste begrüßten. Neben Anwohnern aus Neu-Edingen waren auch viele Friedrichsfelderinnen und Friedrichsfelder vor Ort. Die Stadtgrenze verläuft in unmittelbarer Nähe des Areals. Viele Bewohner des Mannheimer Stadtteils sind daher im selben Maße vom neuen Wohngebiet betroffen. Die Veranstaltung wurde live im Internet übertragen, sie ist auch jetzt noch über Youtube abrufbar. Zeitweise waren bis zu 100 Personen digital zugeschaltet.
Mehr als 1500 Menschen könnten in den kommenden Jahren auf dem Cooper Standard-Areal in Neu-Edingen ein neues Zuhause finden. Dort, wo aktuell noch Fabrikhallen stehen, sind mehr als 700 Wohneinheiten geplant. Die Planer sprechen davon, dass es auch „bezahlbaren Wohnraum“ geben soll. Was dies heißt, wurde aber nicht konkretisiert. Eines der markantesten Gebäude wird das sogenannte Zollstockhaus, ein mehrstöckiges langes Gebäude, das (von oben gesehen) die Form eines Zollstocks hat. Besonders die Höhe stieß bei vielen Anwohnern auf Kritik, gar von einem „Koloss“ war die Rede. Ein Redner klebte Bilder an die Bühne, die zeigen sollten, wie mächtig das Gebäude wirken könnte.
Das neue Quartier in Neu-Edingen bekommt ein sehr hohes Gebäude – das ist der Grund
Ein Grund für die Höhe ist der Schallschutz, wie ein Lärmexperte während der Veranstaltung erläuterte. Das neue Wohngebiet liegt direkt an der Autobahn, die an dieser Stelle auch noch erhöht verläuft. Damit der Gebäudeblock das neue Quartier effektiv vor Lärm schützen kann, muss er höher sein als die Autobahn. Daher ist es nicht so einfach möglich, die Höhe des Gebäudeblocks zu reduzieren. Einer Verlängerung der Schallschutzwand (dort, wo das Quartier entstehen soll, endet sie aktuell) räumte der Experte nur sehr geringe Chancen ein.
Die Anwohner sorgten sich aber noch um etwas ganz anderes. Sie befürchten, dass der Verkehr durch das neue Viertel enorm zunimmt. „Ja, es wird mehr Verkehr geben“, bestätigte Verkehrsexperte Christoph Hupfer. Besonders im Fokus steht eine Kreuzung, an welcher die Autos künftig ins neue Quartier abbiegen werden. „Der Knotenpunkt ist aber weiterhin leistungsfähig“, betonte Hupfer – eine Annahme, die nicht jeder im Saal teilen wollte.
Beim Thema Parkraum gibt es in Neu-Edingen und Mannheim-Friedrichsfeld schon länger Probleme
Deutliche Worte fand Hupfer auch beim Thema Parken. Wenn das beidseitige Parken am Straßenrand weiter so praktiziert würde wie bisher, dann werde es in Zukunft „knirschen“, ist er überzeugt. Das Thema Parken sorgt seit Jahren in Neu-Edingen und Friedrichsfeld für Ärger. Und das Problem könnte sich in den kommenden Jahren aus verschiedenen Gründen noch verschärfen. Einige Besucherinnen und Besucher sorgten sich daher darum, ob die geplanten rund 750 Stellplätzen für das neue Quartier ausreichen.
Verwaltung und Planer kalkulieren mit dieser Zahl, auch weil Tiefgaragenplätze teuer sind und nicht leer stehen sollen. Darüber hinaus rechnen die Fachleute mit rückläufigen Pkw-Zahlen. Und nicht zuletzt wollen alle Beteiligten das Innere des Viertels „autoarm“ halten. Ob dazu auch eine bessere Anbindung an den ÖPNV beitragen soll, wird gerade noch geprüft. „Ich prophezeie Ihnen: Die Zahl der Stellplätze wird nicht reichen“, sagte eine Bürgerin, die damit den Sorgen vieler Besucher Ausdruck verlieh.
Während in diesen Punkten die unterschiedlichen Auffassungen deutlich wurden, die Diskussion aber sachlich blieb, wurde es an einer anderen Stelle hitzig. Ein Bürger äußerte die Sorge, dass städtebauliche Aspekte dem Profitinteresse des Investors untergeordnet würden. Den planenden Architekten warf er vor, „willfähriger Interessensvertreter“ des Entwicklers und nicht der Städteplanung verpflichtet zu sein. Neben den Experten sah sich auch Bürgermeister König zu einer Antwort gezwungen. „Sie werfen uns hier Gemeindeversagen vor. Doch ich sage ihnen: Nicht der Investor, sondern wir als Gemeinde geben den Takt vor. Wir arbeiten konstruktiv zusammen, um das Beste zu erreichen.“
Nach knapp drei Stunden ist die Veranstaltung in Neu-Edingen zu Ende
Nach knapp drei Stunden beendete Moderator Andreas Jacob die Veranstaltung. Obwohl er den Zeitplan nicht einhalten konnte, gelang es ihm immer wieder sowohl Fragen aus dem Publikum als auch von den Zuschauern aus dem Internet in die Veranstaltung einzubinden. Er verwies darauf, dass während der aktuell laufenden frühzeitigen Beteiligung weiterhin Anregungen eingebracht werden können (bis 2. Oktober). Die Mailadresse lautet beteiligung@bbp-kl.de.
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