Ried. Wie wichtig Sicherheitsberatung für Seniorinnen und Senioren ist, machen Johannes Hofmann und Christina Wegerle von der Polizei bei einem Pressegespräch im Bürstädter Rathaus deutlich. Immer wieder geraten ältere Menschen ins Visier von Betrügern, die keine Hemmungen haben, Senioren um ihr Erspartes zu bringen. Sie wenden drastische Mittel an und bringen so Leute dazu, dass sie ihnen große Geldsummen aushändigen. Und das meistens dadurch, dass sie ihnen Angst machen.
Sicherheitsberatung für Senioren: Betrug oft mit Scham verbunden
„Was tun, wenn die Tochter ihrer Mutter oder ihrem Vater am Telefon schreiend davon berichtet, dass sie ein Kind totgefahren hat und jetzt Hilfe braucht“, schildert Johannes Hofmann eine Betrugsmasche. „Das sind die miesesten Tricks, diese Betrüger haben kein Gewissen“, sagt der Präventionsbeauftragte der Polizeidirektion Bergstraße. Bei diesen Anrufen werde ein Schauspiel aufgeführt, um die Angerufenen in Panik zu versetzen. „Da meldet sich dann noch ein Staatsanwalt oder ein Anwalt zu Wort.“ Und dann werde viel Geld gefordert, damit der vermeintlich in Not geratenen Tochter oder dem Sohn geholfen werden könne. „Auflegen“, lautet der Ratschlag von Johannes Hofmann. Die Aufklärungsquote bei solchen Fällen sei leider nicht hoch. Das Geld, das besorgte Senioren an die Gauner weitergeben, in dem Glauben, dass sie damit Angehörigen helfen, sei verloren.
Wenn dann der Betrug offensichtlich werde, sei das oft mit Scham verbunden. Viele Betroffene würden sich schämen, dass sie auf diesen Trick hereingefallen sind. „Aber richtig zu reagieren, wenn so ein Anruf kommt, ist nicht einfach“, weiß Johannes Hofmann. In dem Moment sei der Schock über das angeblich Geschehene und die Sorge um die Familienmitglieder so groß, dass andere Gedanken in den Hintergrund treten.
Wenn sie bei einem Anruf auf ihrem Telefon die Notrufnummer 110 sehen, wüssten viele Menschen nicht, dass dies kein echter Anruf sein kann. „Die 110 ruft nicht an, die kann nur angerufen werden“, stellt der Präventionsbeauftragte klar. Diese Notrufnummer werde vorgetäuscht, um die Angerufenen zu verunsichern. Denn schon allein dadurch entstehe der Eindruck, dass es einen Notfall gebe.
Ein 90-jähriger Mensch, der noch nie in seinem Leben mit der Polizei zu tun hatte und plötzlich so einen Anruf erhalte, sei natürlich beunruhigt. Deshalb sei es so wichtig, Seniorinnen und Senioren auf diese Betrugsmaschen hinzuweisen. Und das öfter, weil es immer neue Betrügereien gebe. „Am besten gelingt die Aufklärung, wenn darüber geredet wird“, sagt Christina Wegerle. Dabei leisten die Sicherheitsberater eine wichtige, ehrenamtliche Arbeit. „Sie sind sozial aktiv und erreichen viele Menschen.“ In Lampertheim, Bürstadt und Biblis haben acht Frauen und Männer diese Aufgabe übernommen und eine entsprechende Fortbildung gemacht.
Verstärkung im Beraterteam ist willkommen
Sechs von ihnen nehmen an dem Pressetermin im Bürstädter Rathaus teil - um sich vorzustellen, aber auch um neue Interessenten für dieses Ehrenamt zu gewinnen. „Wir sind ja selbst Senioren“, sagt Gerlinde Hellmuth. Da könne es immer vorkommen, das jemand diese Tätigkeit nicht mehr ausüben könne. Weitere Gesprächsteilnehmer aus Lampertheim sind Annegret Fettel und Herbert Tiefel. Aus Bürstadt sind Marion Michael und Siegfried Gebhardt dabei, und aus Nordheim Sigrid Groß.
Sie alle sind unter anderem bei Info-Veranstaltungen und Treffen für ältere Mitbürger aktiv. Dabei lenken sie das Gespräch immer mal wieder auf die verschiedenen Betrugsmaschen wie Enkeltrick, Schockanrufe oder falsche Polizisten. Es dauere immer einige Zeit, bis es Reaktionen aus dem Teilnehmerkreis gebe. Aber so nach dem Kaffee kämen die ersten Fragen, berichten die Beraterinnen und Berater. Das Thema sei für viele nicht leicht. Aber im gemeinsamen Austausch zeige sich, dass diese Anrufe oder ähnliche Nachrichten durch SMS oder auf anderen Kanälen durchaus vorkommen.
Auch bei Gerlinde Hellmuth hat sich ein Anrufer gemeldet, um sie vor angeblichen Einbrüchen in ihrer Straße zu warnen. Sie durchschaute diesen Betrüger und gab keine Wertsachen außer Haus, um diese angeblich vor Einbrechern zu schützen.
„Lassen Sie sich auf kein Gespräch ein. Geben Sie keine Antworten. Legen Sie auf“, rät Johannes Hofmann. Wenn vorgegeben wird, dass Familienmitglieder Geld brauchen, könne ein Rückruf bei den Angehörigen unter der bislang bekannten Nummer Klarheit bringen.
Wer Interesse hat, ehrenamtlich als Sicherheitsberatung für Senioren tätig zu sein, kann sich an Christina Wegerle wenden (christina.wegerle@polizei.hessen.de). In Groß-Rohrheim gibt es noch keine Sicherheitsberater für Senioren. Über die Beratungsmöglichkeiten vor Ort informiert Bürstadts Seniorenbeirat (seniorenbeirat@buerstadt.de) sowie die Verwaltungen in Lampertheim, Bürstadt und Biblis.
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