Kehrtwende

SPD kann sich Bebauung des Bürstädter Freizeitkickers vorstellen

Neue Wohnungen statt freies Kicken: Die Bebauung des Bürstädter Freizeitkickergeländes ist offenbar kein Tabu mehr. Die SPD legt konkrete Ideen vor - und rennt bei der CDU damit offene Türen ein

Von 
Corinna Busalt
Lesedauer: 
Bürstadt könnte sein Freizeitkickergelände in den Süden verlagern: Für die SPD bietet sich dafür die Fläche hinter der Firma Stadtmüller Bedachungen (l.) an. © Berno Nix

Bürstadt. Kicken, Drachen steigen lassen, Mountainbike fahren, Basketball spielen oder einfach toben: Für all das bietet das beliebte Bürstädter Freizeitkickergelände am Ortseingang Platz. Als die CDU vor gut einem Jahr vorgeschlagen hat, einen Teil der 3,6 Hektar großen Freifläche zu bebauen, winkten alle anderen Fraktionen entrüstet ab.

Dass nun ausgerechnet die SPD eine Kehrtwende hinlegt und sich dort Wohnungen vorstellen kann, erstaunt sogar die CDU. „Wir sind natürlich überrascht“, gesteht deren Fraktionschefin Ursula Cornelius. „Angenehm überrascht“, fügt sie hinzu. Bei ihrer Fraktion rennen die Genossen offene Türen ein.

Was die SPD zum Umdenken bewogen hat, erklärt Werner Klag, der das Thema in der Mitgliederversammlung aufgebracht hat. „Der Druck in Sachen Wohnungsnot wird immer größer.“ Wenn der Freizeitsport verlagert werde, spricht seiner Meinung nach nichts dagegen, auf dem Freizeitkicker zu bauen - sofern das trotz des Lärms durch Bahngleise, Nibelungenstraße und die benachbarte Schießanlage des Schützenvereins möglich ist. „Zuerst brauchen wir daher ein Lärmgutachten.“

SPD stellt sich Basketballkörbe, Fußballtore und Grillhütte auf neuem Gelände vor

Im nächsten Schritt müsse die Stadt ein neues Gelände herrichten. Dafür hat die SPD das städtische Grundstück südlich der Gartenstraße, hinter der TSG-Halle und der Dachdeckerfirma Stadtmüller, ins Auge gefasst.

Auf der neuen, etwas kleineren Freizeitsport-Fläche stellt sich Lothar Ohl, Fraktionschef der SPD, neben Basketballkörben und Fußballtoren auch ein Toilettenhaus sowie eine neue Grillhütte vor. Möglicherweise könne auch der Dirtpark und die Skate-Anlage aufs Ersatzgelände verlegt werden. „Da kann man dann auch mal Geburtstag feiern, ohne jemanden zu stören.“

Für eine feste Bebauung eigne sich das Gelände ohnehin nicht, weil im sumpfigen Gebiet teure Pfahlgründungen nötig wären. Bauarbeiten dürften auf dem Freizeitkicker aber erst starten, wenn in der Gartenstraße alles fertig ist“, betont Ohl. Um die Kosten dafür stemmen zu können, soll die städtische Tochter BGE (Bürstädter Grundstücksentwicklungsgesellschaft) das Freizeitkickergelände aber schon zuvor kaufen.

Klag: Wollen vorpreschen und Nägel mit Köpfen machen

Bei ihrer Versammlung sei das Thema zwar eifrig diskutiert worden, aber auf überraschend wenig Widerstand gestoßen, sagt Ohl. Den Stein ins Rollen gebracht habe die Tatsache, dass die Kita Villa Kunterbunt dort in Containern eine neue Heimat finden soll - zumindest bis die Renovierung des alten, von Schimmel befallenen Gebäudes erledigt ist.

Mangels Alternativen hatte sich das Parlament einstimmig fürs Freizeitkickergelände ausgesprochen. Zudem fragen sich die Politiker gerade, wie stark es überhaupt noch genutzt wird - seit auf der anderen Straßenseite der neue Bildungs- und Sportcampus eröffnet wurde.

„Wobei dort Freizeitsport gar nicht in dem Maße möglich ist, wie wir das erwartet haben“, kritisiert SPD-Urgestein Klag. Gerade die Fußballplätze sind meist von Vereinen fürs Training belegt.

„Wir brauchen das Freizeitkickergelände also weiterhin - aber warum nicht an anderer Stelle?“ Laut Klag sei die Alternative an der TSG etwas kleiner, aber ausreichend. „Jetzt wollen wir vorpreschen und Nägel mit Köpfen machen“, kündigt er an. Den Segen der Mitgliedern haben sie. Das sei wichtig, denn ihr Wahlprogramm sieht die Bebauung des Freizeitkickers nicht vor. „Wenn wir davon abweichen wollen, müssen das die Mitglieder mitentscheiden.“

Mehr zum Thema

Glauben

Neuer evangelischer Pfarrer in Bürstadt feiert seine Amtseinführung

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Baustellen

Bürstadt: Sperrung am Viadukt sorgt für Ärger

Veröffentlicht
Von
Sandra Bollmann
Mehr erfahren
Leichtathletik

TV Bürstadt startet in neue Saison

Veröffentlicht
Von
Konstanze Schneider
Mehr erfahren

Die Freien Wähler (FW) dagegen wollen sich an ihr Wahlversprechen halten. Sie hatten eine Bebauung des Freizeitkickers sogar auf Plakaten zur Kommunalwahl ausdrücklich ausgeschlossen.

„In unserer Umfrage vor der Wahl hat sich eine riesige Mehrheit den Erhalt der Fläche gewünscht“, sagt Fraktionschef Holger Halkenhäuser. „Davon weicht die Fraktion nicht ab - nicht in dieser Legislaturperiode.“ In zwei Jahren werde ja wieder gewählt, möglicherweise sei die Meinung dann anders.

Ob die von der SPD favorisierte Ersatzfläche genauso attraktiv ist, fragt er sich zudem. „Denn dort gibt’s keinen Netto, keine Tankstelle und kein Freibad nebenan.“

CDU wünscht sich breite Mehrheit für wegweisende Entscheidung

Die Grünen wollen erstmal nichts überstürzen, meint Fraktionschef Uwe Koch. Nach den Sommerferien soll das Jugendhaus die Analyse zur Nutzung des Freizeitkickers vorlegen. „Dann sehen wir weiter.“

Koch beobachtet aber auch, dass eine Bebauung plötzlich kein Tabu mehr darstellt. In seiner Fraktion sei der Vorschlag der SPD bereits diskutiert worden. „Einig sind wir uns nicht darüber.“ Er persönlich finde die Idee „interessant, denn uns ist klar, dass wir dringend mehr Wohnungen brauchen, die bezahlbar sind“. Zudem sehe der Regionalplan eine Bebauung an der Stelle vor.

Darauf hatte Alexander Bauer (CDU) schon fast gebetsmühlenartig in Sitzungen hingewiesen. Wenn es hinter der TSG-Halle also ein neues und gutes Freizeitgelände gäbe, könnte sich Koch neuen Wohnraum auf dem Kicker vorstellen - einige andere aus seiner Fraktion auch.

Lothar Ohl will über den Antrag so schnell wie möglich abstimmen, damit im Haushalt für 2025 Geld eingeplant wird. Mit der CDU hat die SPD genug Stimmen. Ursula Cornelius würde sich wünschen, dass noch mehr dahinter stehen: „Denn das ist so ein riesiges und so wichtiges Projekt für die Stadt Bürstadt.“

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke