Verkehr

Riedbahn-Sperrung bringt Baustelle in Bobstadt voran

Bis der Bahnübergang im Sommer geschlossen wird, soll die neue Fußgänger-Unterführung fertig sein, kündigt die Deutsche Bahn an. Die neue Anbindung für den Autoverkehr ist allerdings vorerst ausgebremst

Von 
Sandra Bollmann
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Ohne Schienenverkehr arbeitet sich’s schneller und einfacher: Die Rampen für die neue Unterführung sind demnächst fertig. © Berno Nix

Bobstadt. Die rot-weiße Schranke zeigt nach oben. Und da bleibt sie vorerst auch. Autos, Fußgänger und Radfahrer, die den Bobstädter Bahnübergang queren wollen, haben bis 22. Januar freie Bahn. Die Hauptstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt ist komplett lahmgelegt, um die große Sanierung in der zweiten Jahreshälfte vorzubereiten. Das macht auch die Arbeiten an der neuen Unterführung einfacher, die auf jeden Fall fertig sein soll, bis der oberirdische Übergang im Sommer geschlossen wird, wie die Deutsche Bahn ankündigt. Dagegen ist noch völlig offen, wie es mit der Erschließungsstraße weitergeht, die dann den motorisierten Verkehr von der B 44 ins Bobstädter Gewerbegebiet führen soll.

Schon seit Mai 2022 ist der Bahnhof eine Großbaustelle. Alles wird neu: Die Bahnsteige, die Lärmschutzwand - und eben die Unterführung, die Fußgängern und Radfahrern einen bequemen Weg auf die andere Seite eröffnen soll. Die Querung über die Schienen wird geschlossen - „zurückgebaut“, wie es die Deutsche Bahn formuliert, das alte Wärterhäuschen abgerissen. Künftig schützt eine durchgängige Lärmschutzwand die Anwohner vor dem Krach, den die Züge verursachen. Das alles soll noch in der ersten Hälfte dieses Jahres erledigt sein - „mit Beginn der Totalsperrung der Riedbahn Mitte Juli 2024“, wie eine Bahn-Sprecherin unserer Redaktion mitteilt. Einen konkreten Termin nennt sie nicht.

Neue Brücke für die Schienen

Dass es vorangeht auf der Baustelle, ist deutlich zu sehen. Die Rampen nehmen Form an. Der kleine See am Grund der künftigen Unterführung ist verschwunden. Hier hatte sich metertief Wasser gesammelt, das aufwendig abgepumpt werden musste. Der Bahnsteig auf Ortsseite ist so gut wie fertig, in Fahrtrichtung Frankfurt gibt es noch deutlich mehr zu tun. Während der aktuellen Sperrung werden die Gleise auf ein neues Fundament gesetzt. Weil die Bauleute unter den Schienen ein riesiges Loch aufbaggerten, wurde eine Behelfsbrücke darüber gebaut, über die die Züge rollen konnten. Dieses Behelfsbauwerk wird nun gegen die endgültige Brücke über die Unterführung ersetzt - für solche Arbeiten kommen die drei Wochen Auszeit für die Riedbahn genau richtig.

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Mit dem neuen Tunnel wird der Bahnhof dann auch barrierefrei. Reisende können beide Bahnsteige erreichen, ohne dass Stufen im Weg sind. Dafür müssen sie einen kleinen Umweg in Kauf nehmen: Die Unterführung führt zwar zum südlichen Ende des Bahnsteigs, allerdings auf Höhe der Straße. Hier gibt es nur eine Treppe, die hoch zu den Zügen führt. Die kleine Rampe für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen liegt am anderen Ende des Bahnsteigs. Auch wenn das vielleicht nicht ganz praktisch ist, soll doch alles insgesamt schöner werden, wie die Deutsche Bahn ankündigt. Geplant ist eine Bike & Ride-Anlagen und viel mehr Grün rund um den Bahnhofsbereich.

In Sachen Schienenverkehr geht es also vorwärts. Bei der neuen Erschließungsstraße, die ins Gebiet zwischen Bahnlinie und Bundesstraße führen soll, tut sich dagegen kaum etwas. Wenn die oberirdische Querung geschlossen ist, sind die Weißen Aspen und das Mittelfeld nur noch über die Unterführung - also für Fußgänger und Radfahrer - zu erreichen. Für Autos und Laster ist eine Anbindung über die B 44 vorgesehen. Die Arbeiten sollten eigentlich schon längst begonnen haben, am Rossmann-Kreisel ist bereits eine Ausfahrt fürs Bobstädter Gewerbegebiet ausgeschildert. Nach wie vor führt aber nur eine - ziemlich abenteuerliche - Behelfsstrecke zu Kleintierzüchtern, Pferdehof und den einzelnen Betrieben.

Rechtliche Voraussetzungen noch nicht geschaffen

Warum also die Verzögerung? Auf unsere Anfrage gibt die Stadtverwaltung nur knapp Auskunft - mit dem Hinweis auf ein „laufendes Verfahren“. Mit dem Bau der Erschließungsstraße könne „begonnen werden, wenn die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind“. Dies sei derzeit aber nicht der Fall. Und weiter: „Die Stadtverwaltung steht mit allen am Verfahren Beteiligten, auch mit der Deutschen Bahn und den Anwohnern, in Kontakt, um die rechtlichen Voraussetzungen schnellstmöglich zu schaffen.“

An welcher Stelle es hakt, lässt die Verwaltung offen. Tatsächlich ist die Frage nach den Erschließungskosten, die die Anwohner mittragen sollen, noch immer nicht geklärt. Die Verhandlungen laufen seit Jahren. „Unser Anwalt hat gerade wieder Einspruch eingelegt“, berichtet Jürgen Szekely. Er gehört zu den drei Familien, die sich vor den Ruin gestellt sehen, sollten sie die geforderte Beteiligung an der Erschließung zahlen müssen. Mehrere 10 000 Euro an Kosten sieht er auf sich zu kommen. Bei der Pferdekoppel des benachbarten Gnadenhofs stehe sogar eine sechsstellige Summe im Raum. „Wir sind alle total fertig“, bekennt Szekely, der es durchaus für möglich hält, dass der Rechtsstreit die Verzögerung verursacht hat.

Dass die neue Erschließungsstraße noch fertig wird, bevor der Bahnübergang dichtmacht, ist mehr als unwahrscheinlich: Die Verwaltung schätzte noch im Vorjahr die Dauer der Bauarbeiten auf rund zwölf Monate. Auch wenn es direkt losgehen würde, dürfte sich eine Fertigstellung damit bis ins nächste Jahr ziehen.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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