Soziales

Obdachlosenunterkunft in Bürstadt soll auf den Bolzplatz

Eine Obdachlosenunterkunft soll in Bürstadt auf den Boltzplatz in der Karlsbader Straße gebaut werden. So hat es der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich empfohlen

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Christine Dirigo
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Früher Bolzplatz, jetzt überwuchert: Auf der freien Fläche in Bürstadts Karlsbader Straße soll die neue Unterkunft für Obdachlose entstehen. © Berno Nix

Bürstadt. Wenn es nach dem Bauausschuss geht, wird die neue Obdachlosenunterkunft auf dem Bolzplatz in der Karlsbader Straße gebaut. Diese wird mit einer Betreuung verknüpft, so dass die Wohnungslosen eine Anlaufstelle haben. Bauamtsleiter Ralf Gawlik hatte zuvor bestätigt, dass das Konzept dort so realisiert werden könne, wie es die Planung vorsieht. Eine unterirdische Gasleitung sei unproblematisch, wenn darüber Stellplätze oder die Zufahrt geplant würden.

Es gibt Proteste - das sind die Argumente

Proteste kamen von der CDU, die das Freizeitkickergelände als Standort vorziehen würde. „Wir haben den Anwohnern in den Rodstücken versprochen, dort keine Wohnungslosenunterkunft zu bauen“, sagte Alexander Bauer (CDU) am Mittwochabend. Seine Partei findet den Freizeitkicker mit rund 45 000 Quadratmetern optimal – und groß genug, um einen Teil davon zu bebauen. Auf längere Sicht könnten neben der Obdachlosenunterkunft noch Wohnungen für Geflüchtete mit Bleiberecht und eine neue Anlaufstelle für die Tafel gebaut werden.

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Sandra Bollmann
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„Seit mehr als 30 Jahren ist das Freizeitkickergelände als Zuwachsgebiet gedacht. Wir sollten es Stück für Stück erschließen“, erklärte Bauer. Auch einige der hiesigen Firmen – etwa Furniture – suchen dringend Werkswohnungen, zudem kann dort laut Bauer sozialer Wohnungsbau realisiert werde. „Das Gelände gehört uns. Wir sollten da einen Teil herausschneiden“, schlug Bauer abschließend vor. Boris Wenz (SPD) sagte, jetzt würde man „das Pferd wieder neu aufzäumen“, wenn schon wieder der Freizeitkicker ins Gespräch komme. Die „Wunschträume einer Wohnbebauung“ direkt an den Gleisen konnte er sich so nicht vorstellen. „Wir haben gesagt, wir lassen in dieser Legislaturperiode das Freizeitkickergelände unangetastet“, betonte Wenz.

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Chantal Stockmann (FDP) argumentierte, dass dieser Konsens im Ausschuss gefasst worden sei, die Wohnungslosenunterkunft an anderer Stelle in den Rodstücken, aber mit Betreuung, zu bauen. Dem könne sie zustimmen. Ursprünglich hatten die Grünen mit der SPD einen Ringtausch vorgeschlagen, also ein Rotationsprinzip: Demnach sollte der Standort Karlsbader Straße nur übergangsweise für Wohnungslose genutzt werden, bis die alte Unterkunft in der Görlitzer Straße saniert oder durch einen Neubau ersetzt wurde. Derzeit gilt diese als abbruchreif. An diesen Vorschlag erinnerte Uwe Koch (Grüne) noch einmal. Erster Stadtrat Christoph Lang (Freie Wähler) erklärte aber: „Wir müssen endlich zu Potte kommen. Die Situation für die Wohnungslosen ist schon länger prekär.“ Am Ende gab es sieben Stimmen für die Karlsbader Straße, nur die drei Mitglieder der CDU entschieden sich dagegen.

Netto will Markt erweitern

Das Freizeitkickergelände beschäftigte den Ausschuss noch länger, denn die Politiker wollten wissen, ob Skater und Jugendliche weiterhin kommen oder das Gelände des Bildungs- und Sportcampus (BSC) vorziehen. Dieser ist allerdings noch nicht ganz fertiggestellt, denn der Regen hat in den vergangenen Wochen die Bauarbeiten behindert. Ausschussvorsitzender Michael Heidrich (CDU) hatte diesen Punkt trotzdem auf die Tagesordnung gesetzt, damit er nicht in Vergessenheit gerät. Die „Analyse des Nutzerverhaltens“ soll noch folgen, ergebe jetzt aber noch keinen Sinn. Ursula Cornelius, Fraktionsvorsitzende der CDU, wünschte sich, dass Oliver Haberer von der Sozialagentur Fortuna, die das Jugendhaus betreut, dies beobachtet und dann vorstellt. Stockmann fand dagegen: „Herr Haberer hat anderes zu tun, als das Nutzerverhalten zu beobachten.“

Letztlich wurde das Wort Analyse abgemildert, und Vorsitzender Heidrich sprach von einer Einschätzung, die abgegeben werden solle. Im Laufe der Diskussion zeigte sich, dass sich Besucher, die auf dem Campus einen Fußballplatz oder die Halle nutzen wollen, anmelden müssen. Denn diese werden von Schulen und Vereinen genutzt. Immerhin gehört der Kunstrasen auch dem Jugendförderverein. Lücken gebe es da kaum. Spontan zum Kicken verabreden könnten sich Hobbysportler daher nur auf dem Freizeitkicker. Dort stehe man auch nicht so unter Beobachtung und sei flexibler – während gegenüber auf dem Campus vorab eher geplant werden müsse, so Jürgen Szekely (Freie Wähler).

Vergleichszahlen von früher gebe es nicht zum Freizeitkicker. Nun soll im Sommer der Ist-Zustand dort festgehalten werden. Die Fraktionen überlegen sich jetzt Arbeitsaufträge, die mit Haberer abgesprochen werden sollen. Ziel ist es, eine Einschätzung zum Nutzerverhalten im Sommer zu bekommen, wenn die Jugendlichen gerne rausgehen.

Übrigens möchte der Discounter Netto in der Forsthausstraße seine Ladenfläche von 800 auf 955 Quadratmeter erweitern. Dafür muss der Bebauungsplan geändert werden – was Stockmann (FDP) vehement ablehnt. „Wir überlegen uns, wie wir den innerstädtischen Handel und die kleinen Geschäfte unterstützen“, sagte sie. Denn die Supermärkte würden immer auch das Sortiment erweitern. „So geht das nicht.“ Sie möchte die kleinen Geschäfte in Bürstadt schützen. Auch die Grünen lehnten dies ab, wurden aber von den anderen Ausschussmitgliedern überstimmt.

Freie Autorin

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