Lampertheim. Angefangen hat alles, als die Tür daheim in Bürstadt geklemmt hat. Jascha Held rief seinen Kumpel Kai Darmstädter an und ließ sich erklären, woran es hängt. „Ich war im Urlaub am Strand von Mallorca, aber die Internetverbindung war gut genug für einen Videoanruf auf WhatsApp“, erzählt Darmstädter grinsend. „Das hat so gut geklappt, dass ich überlegt habe, dass das für so viele Leute hilfreich wäre: Ein Handwerker hilft einem, wenn man selbst nicht weiter weiß“, sagt Jascha Held. Das Ganze ist ein paar Jahre her, aber in der Pandemie kamen Held und Darmstädter zurück auf ihre Idee, damit ein Geschäft zu gründen. Jetzt ist die App „vsupport“ fertig, programmiert von IT-Experten im Rechnerhaus Lampertheim, und im AppStore erhältlich.
App für den Videochat mit Handwerkern - Anschubfinanzierung durch das Land Hessen
Fahrt aufgenommen hat die Geschäftsidee, als das Land Hessen das junge Start-up anschob: 40 000 Euro bekamen die Gründer, um die Kosten fürs Programmieren stemmen zu können. „2000 haben sich für das Förderprogramm ,Push Hessen’ beworben, und wir waren am Ende bei den 20, die einen Zuschuss erhalten haben“, sagt Jascha Held stolz.
Die Programmierer Clemens Weidenauer und Danny Schmitt vom Rechnerhaus in Lampertheim kennt er vom Basketball. „Wir fanden die Idee für die App total gut“, sagt Weidenauer. Allerdings gestaltete sich die Arbeit daran aufwendiger als zunächst gedacht, auch wegen der Bezahlfunktion über Paypal. „Wir wollten ursprünglich, dass man es nicht nur von Deutschland, sondern weltweit nutzen kann, aber da gab es einige Fallstricke“, erinnert sich Kai Darmstädter. Deswegen sei im Moment doch nur der deutschsprachige Raum - inklusive Österreich und Schweiz - möglich. Ausweiten können sie das Angebot später immer noch, sind sie sich einig.
In der App kostet die erste Minute 1,50 Euro - danach wird im Sekundentakt abgerechnet
Kai Darmstädter arbeitet übrigens als Metallbauer bei der Lampertheimer Schlosserei Horst Zöller. In der App hat er sich natürlich längst registriert. Wenn sich Türen oder Fenster nicht schließen lassen, ist der 32-Jährige der richtige Ansprechpartner. „Wenn ich den Schlüssel verloren habe, kann er mir auch helfen“, sagt Jascha Held, „denn ein Notdienst ist ja gleich richtig teuer - wenn überhaupt jemand kommt.“ Bei der App dagegen koste die erste Minute 1,50 Euro, danach werde im Sekundentakt abgerechnet. Zwei Drittel erhalte nachher der Handwerker, der Rest gehe vor allem für den Bezahldienst und Steuern drauf. Bei den App-Gründern bleiben nur wenige Cent - wobei sie hoffen, dass Kleinvieh auch Mist macht, sobald sich die Dienstleistung erstmal herumgesprochen und etabliert hat.
Es hilft den Leuten daheim, weil sie nicht Wochen auf Handwerker warten müssen. Der Handwerker bekommt Geld und muss dafür nicht rumfahren, und wir verdienen daran auch noch
Der Name „vsupport“ steht übrigens für Unterstützung, support im Englischen, während der erste Buchstabe für v wie Video steht, aber auch „wir“ bedeutet, da er sich „we“ spricht. Wer ins Team komme, werde auf Instagram vorgestellt,verspricht Held. Dass sich Handwerker beim Mitmachen zurückhalten, weil sie fürchten, dass sie keine Aufträge mehr bekommen, wenn die Hobby-Heimwerker alles selbst erledigen, glauben die Gründer übrigens nicht. „Wir kommen ja jetzt schon nicht mehr hinterher und können gar nicht alle Anfragen stemmen“, sagt der Metallbauer Darmstädter.
Jetzt fehlen "vsupport" noch Handwerker, die sich registrieren
Im ländlichen Raum kenne man ja noch Handwerker, die man mal rasch anrufen könne, meint Jascha Held, der selbst Gas- und Wasser-Installateur gelernt hat und neben seiner Graffiti-Kunst als Hausmeister an Schulen arbeitet. Aber in der Großstadt? „Da ist ja schon die Anfahrt unglaublich teuer.“
Schon erzählt er die nächste Anekdote von einer Freundin, die in der Küche ihrer neuen Wohnung in Frankfurt nur heißes Wasser aufdrehen konnte. „Per Videocall habe ich gesehen, woran es hängt und das Problem lösen können.“ Die App betrachtet der 42-Jährige als Win-Win-Win-Situation: „Es hilft den Leuten daheim, weil sie nicht Wochen auf Handwerker warten müssen. Der Handwerker bekommt Geld und muss dafür nicht rumfahren, und wir verdienen daran auch noch.“
Was „vsupport“ noch fehlt, das sind Handwerker, die sich registrieren - erst danach wollen die vier um Kunden werben. Maler, Verputzer, Installateure und Co. können sich nun registrieren. „Dafür müssen sie ihren Meister- oder Gesellenbrief hochladen und einige Fragen beantworten, damit wir sehen, ob sie überhaupt weiterhelfen können“, sagt Darmstädter.
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Bisher sei Homeoffice für Kollegen undenkbar - aber nun möglich, meint der 32-Jährige. „Und wer schon älter ist und die körperliche Arbeit nicht mehr so gut schafft, kann damit sein Wissen weitergeben“, meint Jascha Held.
Kai Darmstädter ist froh, wenn er sich künftig die erste Anfahrt zum Kunden spart, weil er ein Problem beim Videoanruf erkannt hat und direkt mit den richtigen Ersatzteilen zur Reparatur vorbei kommt. „Wir verbringen viel zu viel Zeit im Auto“, sagt der Metallbauer. Und weil die meisten Laien nicht wissen, welcher Handwerker für was zuständig ist, sollen die Kunden nach dem Problem statt nach dem Gewerk suchen.
Jascha Held und Kai Darmstädter sind überzeugt, dass die App einschlägt. „Es ist doch total in, dass Leute, die stundenlang im Büro sitzen, in ihrer Freizeit was handwerklich machen“, sagt Darmstädter. Jetzt müsse ihr neues Angebot nur noch Kreise ziehen. Deswegen wollen sich die Gründer um neue Fördermittel bewerben und Investoren finden. „Um die App bekannter zu machen, brauchen wir ein größeres Budget“, sind sie sich einig.
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