Preisverleihung

Marcel Reif erhält den Courage-Orden in Bürstadt

Gerade in Zeiten, wo Hass und Hetze zunehmen, setzt der Bürstädter Heimat- und Carnevalverein ein klares Zeichen und zeichnet Marcel Reif mit dem Courage-Orden aus. Die Laudatio am 26. Januar hält Katrin Eigendorf

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Corinna Busalt
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Anfang Dezember bei seinem Auftritt in Bürstadt: Marcel Reif kommt Ende Januar erneut ins Bürgerhaus, wo der HCV ihn mit dem Courage-Orden auszeichnet. © Berno Nix

Bürstadt. „Seine Haltung zeigt, dass sich wahre Größe in Charakter und Engagement ausdrückt“, sagt Frank Reichmann, Vorsitzender des Bürstädter Heimat- und Carnevalvereins (HCV) über Marcel Reif. Der 75-Jährige hat in seinen Augen über Jahrzehnte „durch Mut zur Meinungsstärke, Authentizität und eine unverwechselbare Stimme Maßstäbe gesetzt“ - über den Sport hinaus. Deshalb bekomme Marcel Reif am 26. Januar den Courage-Orden.

Besonders hebt Frank Reichmann bei der Begründung für den Preisträger dessen Rede vor dem Deutschen Bundestag hervor. „Wer sie noch nicht gehört hat, sollte das unbedingt tun“, rät der HCV-Vorsitzende. Denn es sei schlichtweg beeindruckend, wie er damit „ein kraftvolles Zeichen für ein lebendiges Gedenken an die Vergangenheit und eine klare Haltung gegen Antisemitismus und jede Form von Hass“ gesetzt habe. Seine deutlichen Worte und sein unermüdliches Eintreten für Werte wie Toleranz und Respekt machen ihn laut Reichmann „zu einem Vorbild für uns alle“. Und mit der Preisverleihung setzt auch der HCV ein klares Zeichen.

Berühmter Kommentator

  • Marcel Reif, Jahrgang 1949, ist in Polen geboren und kam als Kind nach Deutschland. Nach dem Studium der Politikwissenschaft und Publizistik begann seine journalistische Laufbahn beim ZDF. Später war er für RTL und Sky tätig.
  • Reif kommentierte zahlreiche historische Sportereignisse. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Grimme- und dem Deutschen Fernsehpreis. Nach wie vor ist er als Kolumnist und Moderator aktiv. cos

Auch vom Kontakt zu Marcel Reif schwärmen die Verantwortlichen des HCV bereits. Schon der erste Austausch per E-Mail sei sehr freundlich verlaufen. „Sinngemäß antwortete er, wie er da überhaupt nein sagen könne“, erzählt Reichmann. Zudem hat er den 75-Jährigen bereits persönlich kennengelernt. Denn Reif war vor nicht mal vier Wochen bei einer Kundenveranstaltung der VR-Bank Ried-Überwald im Bürstädter Bürgerhaus.

Freuen sich aufs Ordensfest mit dem berühmten Preisträger: Damiano Bruccato (v.l.), Patrick Brenner, Frank Reichmann und Rainer Kohl vom HCV. © Berno Nix

„Nachspielzeit - ein nicht nur sportlicher Abend“ war der Auftritt überschrieben. Dabei sprach Marcel Reif viel über Fußball, aber auch über seine ersten Jahre in Polen und später in Deutschland - zudem über seine jüdischen Wurzeln und dass ein Großteil seiner Angehörigen im Holocaust ermordet wurde. Es gab aber auch unbeschwerte Themen. Denn später kam Reif nach Kaiserslautern, wo er auch kickte. „Das passt nicht ganz zu meinem Fußballgeschmack“, gibt Reichmann grinsend zu, der auch über Privates mit ihm gesprochen habe - bei dem „Geheimtreffen“ vor dem Auftritt. Letztlich zählen aber ja nur die Farben blau-weiß, gibt Patrick Brenner lächelnd zu bedenken - die des HCV. Entsprechend werde das Bürgerhaus geschmückt sein, wenn Reif am 26. Januar zurückkehrt.

Courage-Orden an Marcel Reif - Teilnahme nur mit Einladung

Von einer „ganz tollen Persönlichkeit“, die freundlich und warmherzig ist, schwärmt Frank Reichmann jedenfalls nach dem Gespräch mit Marcel Reif. Natürlich habe dieser auch wissen wollen, wie die Preisverleihung ablaufe - angefangen vom Empfang bei Bürgermeisterin Bärbel Schader mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt bis zum Einzug in den Saal. Dass Katrin Eigendorf die Laudatio auf ihn halten wird, freut den HCV fast genauso sehr. „Sie hatte beim Ordensfest schon angekündigt, dass sie es möglich machen wolle - und jetzt klappt es auch.“ Denn die bekannte Fernsehjournalistin sei angesichts der Kriege und Krisen auf der Welt aktuell wieder sehr viel unterwegs.

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Auch auf die Ansprache von Reif sind sie schon gespannt beim Verein. „Er hat eine tolle Art zu erzählen“, sagt Reichmann, der gerne die Podcasts des 75-Jährigen anhört und diese nur empfehlen kann. Beeindruckt haben den Vorstand aber vor allem drei Worte, die er im Bundestag sagte: „Sei ein Mensch.“ Für Reichmann ist klar: „Das sagt alles. Wenn man sich überlegt, was ein Mensch ist, und wie ein Mensch sein sollte, und wenn sich die Menschen so verhalten würden - dann hätten wir wesentlich weniger Probleme auf der Welt.“ Insofern erwarten die Fastnachter einen emotionalen Auftritt beim Ordensfest, das grundsätzlich mit Klamauk nichts zu tun hat - eine Ausnahme bildete höchstens stellenweise die Verleihung an Bülent Ceylan vor sechs Jahren.

Auch bei Reif erwartet der HCV zahlreiche Besucher, die übrigens nur auf Einladung dabei sein dürfen. „Da wird es voll“, sind alle überzeugt.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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