Soziales

Bürstädter spendet 20.000 Euro, um Inklusion voranzubringen

Reinhard Tabar hat an die Bürgerstiftung Bürstadt 20.000 Euro gestiftet, um die Inklusion dort voranzutreiben. Das sind seine Beweggründe.

Von 
Christine Dirigo
Lesedauer: 
Reinhard Tabar vor dem barrierefreien Haus, vor dessen Haustür eine Rampe angebracht ist. Er freut sich, dass er mit der Zustiftung Gutes für die Inklusion in Bürstadt anstoßen kann. © Christine Dirigo

Bürstadt. Die Bürgerstiftung Bürstadt hat mit Reinhard Tabar den 47. Zustifter gefunden. Und weil „Reini“, wie er von Freunden genannt wird, gleich 20.000 Euro ins Stiftungskapital eingebracht hat, war das ein Grund, das öffentlich zu verkünden. Für Tabar war das eine Summe, die ihm nicht weh tue, wie er versicherte. „Ich habe mich lange mit dem Gedanken getragen, eine eigene Stiftung zu gründen. Aber mit der Bürgerstiftung, die in ein ganzes Netzwerk eingebunden ist, können wir viel mehr bewirken“, erklärte er.

Tabar freut sich, mit dabei zu sein und vor allem auch darüber, sich nicht mehr alleine Gedanken machen zu müssen, wie er etwas Gutes für seine Heimatstadt tun kann. Er lebt gerne hier. „Bürstadt hat mich geprägt. Die Stadt macht viel für Kinder und Jugendliche. Durch sie bin ich auf meinem neuen Lebensweg gut begleitet worden“, betonte er. Der 47-Jährige sitzt seit 1994 nach einem Motorradunfall im Rollstuhl. Früher wohnte er „Im Bildstock“. Die Stadt hat es seinen Eltern und ihm ermöglicht, ein barrierefreies Wohnhaus in der Wolfstraße zu bauen.

Bürstädter Tabar gehört zu den Gründungsmitgliedern des Inklusionsbeirats

Von Anfang an ist er im Inklusionsbeirat dabei. Und hier kommt dessen Vorsitzender Hans-Dieter Niepötter mit ins Spiel. Nach einem Vorgespräch war sich Niepötter ganz sicher, dass er Tabar unbedingt mit im Beirat haben wollte. „Wir bilden dort verschiedene Sichtweisen ab und Reini bringt eine neue mit. Vor allem schätze ich den Austausch mit ihm. Er bringt sich trotz vieler Hindernisse immer wieder ein“, erzählte Niepötter.

Und Tabar ist froh, dass er jetzt viele seiner Gedanken durch den Inklusionsbeirat ausdrücken kann. „Ich wollte immer schon was machen, wusste aber nicht konkret, was genau. Fremde tun im Beirat etwas für Fremde. Das beeindruckt mich ebenfalls bei der Bürgerstiftung“, fasste er zusammen.

Hans-Dieter Niepötter (v.l.), Rüdiger Engert und Lothar Litters freuen sich über die Zustiftung von Reinhard Tabar (vorne). © Christine Dirigo

Jetzt war es an der Zeit, etwas an die Stadt zurückzugeben. Das passt genau zum Wahlspruch der Stiftung „Gemeinsam sind wir mehr“. „Dieser Betrag ist etwas ganz Besonderes. Und die Arbeit in Sachen Inklusion gehört bei uns mit dazu“, bestätigten Vorstand Rüdiger Engert. Die vergangenen Jahre hat die Bürgerstiftung die kleine Mirja aus Bobstadt unterstützt, die Entwicklungsstörungen hat. Mit dem Wegzug der Familie könne das Engagement allerdings nicht mehr fortgesetzt werden.

Projekte der Bürgerstiftung Bürstadt werden mit Zinsen und Spenden finanziert

Vorstandsmitglied Lothar Litters, der die Finanzen verwaltet, freute sich, dass der hohe Betrag von Tabar durch gute Bedingungen der Bank jährlich 400 Euro abwerfe, die künftig für alle Zwecke rund um Inklusion ausgegeben werden können. „An das Stiftungskapital können wir nicht ran, aber an die Zinsen“, erklärte Litters. Tabar hat es zur Bedingung gemacht, dass der Ertrag aus seinem Kapital ausschließlich für Inklusion verwendet wird. „Wenn wir wieder ein Projekt in dieser Richtung haben, geben wir Geld dazu und rufen gezielt zu Spenden auf“, ergänzte Engert.

Man brauche Geld, um etwas zu bewegen, das ist auch Tabar klar. 400 Euro seien nicht so viel, aber mithilfe der Stiftung könne es mehr werden. „Deshalb meine Entscheidung, mit hineinzugehen. Desto mehr Geld, desto schneller läuft es und hier wird das Geld gut verwaltet. Es ist besser, als wenn ich meine eigene Stiftung gemacht hätte“, war er sich sicher. Die Bürgerstiftung ist Teil eines deutschlandweiten Stiftungsverzeichnisses, und trotz eines eher geringeren Vermögens dort bekannt durch die gute Öffentlichkeitsarbeit und das hohe ehrenamtliche Engagement in vielen Projekten.

Ohne einen von den Schülern initiierten Aufzug wäre das Abitur unmöglich gewesen

Tabar war früher sportlich aktiv und hat sich für Basketball oder Skaten interessiert. Nach seinem Unfall war er froh, dass es an seiner Schule in Heppenheim einen Aufzug gab, sonst hätte er dort sein Abitur nicht machen können. Und der Lift war erst durch das Engagement der Schüler möglich geworden. Nun will Tabar andere Bürstädter motivieren, sich ebenfalls aktiv einzubringen und zu spenden.

„Das Geld geht eins zu eins in die Projekte“, versicherte Engert. Er findet, dass seine Begegnung mit „Reini“ eine Bereicherung ist. „Wir müssten alle den Mut haben, miteinander zu reden und nicht übereinander“, so der Vorsitzende. Sowohl Tabar als auch Niepötter freuen sich, wenn sie auf ihre Besonderheiten angesprochen werden und anderen damit vielleicht sogar weiterhelfen können.

Mehr zum Thema

Mobilität

Ehrenamtliche bringen Bürstädter Rikscha ins Rollen

Veröffentlicht
Von
Corinna Busalt
Mehr erfahren
Soziales

Bürgerstiftung Bürstadt sucht neue Paten

Veröffentlicht
Von
Christine Dirigo
Mehr erfahren
Dialekt

Bürstädter Wörterbuch gibt’s schon in der dritten Auflage: von Aabee bis Zwoggel

Veröffentlicht
Von
Corinna Busalt
Mehr erfahren

2011 ist die Bürgerstiftung gegründet worden. Die 23 Gründungsstifter haben ein Kapital von 86.500 Euro eingebracht. Mit den 20.000 Euro von Tabar erhöht sich die Kapitalsumme auf aktuell 143.700 Euro. Stifter kann jeder werden, der eine Summe von mindestens 1000 Euro einbringt. Wer sich in der Bürgerstiftung engagieren will, kann per E-Mail an info@buergerstiftung-buerstadt.de Kontakt aufnehmen.

Die Bürgerstiftung kann auch Spenden annehmen. Das Konto ist bei der VR Bank Ried-Überwald eG, IBAN: DE80 5096 1206 0000 1605 55. Bei neuen Projekten startet die Stiftung eigene Aufrufe, wie kürzlich bei der E-Rikscha. Unter dem Verwendungszweck kann der Name des Projektes eingetragen werden.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke