Bürstadt. 13 Hektar seiner Fläche will der Bürstädter Landwirt Matthias Heiser an die GGEW verpachten, damit der Energieversorger dort einen Solarpark aufbauen kann. Südlich der B 47 und westlich der B 44 sollen die Photovoltaikmodule auf einer Fläche von annähernd 15 Fußballfeldern stehen - nah an Heisers Betrieb. Die Stadtverordneten finden das Vorhaben prima, schon im Ausschuss für Bau und Stadtentwicklung hatte es nur Lob gegeben. Deshalb soll nun der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Wie lange es dauert, bis alle Formalien erledigt sind, können bislang weder Heiser noch die GGEW genau sagen.
„Zwei, drei Jahre kann es schon dauern“, meint Matthias Heiser. Schwer scheint ihm die Entscheidung nicht gefallen zu sein. „Da hat ein Umdenken stattgefunden. Viele Kollegen sagen zu mir, dass ich recht habe“, erzählt der 63-Jährige am Telefon. Früher hätten sich die wenigsten Landwirte vorstellen können, auf wertvolle Ackerfläche zu verzichten. „Aber heute macht das alles doch keinen Spaß mehr. Wenn man sieht, wie die Kulturen, die man mit Mühe zieht, kaputt gehen, weil man keine Bekämpfungsmittel mehr einsetzen darf“, sagt Heiser. Er nennt ein Beispiel: Zehn Prozent der Zuckerrüben würden auf dem Feld verfaulen, weil sich in Zeiten des Klimawandels ein neuartiges Insekt ausbreite - das wirksame Spritzmittel dagegen sei verboten worden.
Regelmäßige Beregnung nötig
Zum Stichwort „gutes Ackerland“ kann Heiser auch nur sagen, dass auf der Fläche entlang der B 44 nur etwas wachse, wenn die Beregnung regelmäßig laufe. Das sorge für zusätzliche Arbeit und Kosten. „Zudem wird auch das immer schwieriger: wegen der Wasserrechte. Die erlaubte Menge reicht ja angesichts des Klimawandels nicht mehr aus. Da muss man eine Entscheidung treffen.“
Also stehen bald PV-Module statt Mais und Rüben neben seinem Hof. Auf diese Idee sei er aber nicht selbst gekommen - ein Projektentwickler habe ihn angesprochen. Mit der GGEW gebe es bisher auch nur ein vorläufiges Abkommen. In Stein gemeißelt sei da noch nichts. Aber vorstellen kann sich Heiser das alles schon. Gras werde unter den Modulen wachsen, und Schafe sollen die Halme kurz halten. Ob da ein Lampertheimer Schäfer seine Tiere nach Bürstadt bringt? „Vielleicht halte ich dann auch selbst Schafe“, meint der 63-Jährige und lacht. Den Rest seiner Betriebsfläche werde er auf jeden Fall auch in Zukunft weiter beackern. Zur Ruhe setzen möchte er sich noch nicht, betont Heiser.
Von der Schafbeweidung unter den Solarmodulen ist auch in der Vorlage der Verwaltung ausdrücklich die Rede - ebenso von einer Verbesserung des Schutzguts Boden durch langjähriges Ruhenlassen. Auf diesen „Erholungswert“ für das Feld geht auch Uwe Koch (Grüne) in der Sitzung des Parlaments ein. Er bekennt, „überglücklich“ zu sein, wenn das Projekt in Bürstadt realisiert wird. Der Fraktionschef gesteht aber auch, dass es ihm wegen der Ackerfläche „auch ein bisschen weh tut“ - vor allem angesichts der „nutzlosen Dächer der Rossmann-Hallen“. Immerhin könne der Solarpark nach 20 bis 25 Jahren komplett abgebaut werden, so dass die Fläche wieder frei ist. „Das haben Sie bei keiner anderen Art der Energiegewinnung“, sagt Koch.
GGEW steht als Investor bereit
Der Energieversorger GGEW steht als Investor bereit, um die Solaranlage auf Heisers Gelände zu realisieren. Zum Investitionsvolumen könne das Unternehmen noch keine Angaben machen, teilt ein Sprecher auf Anfrage der Redaktion mit. Von einer Nennleistung von rund 15 Megawatt peak ist dabei die Rede, demnach könnten rund 16 Millionen Kilowattstunden grüner Strom produziert werden. „Zusammen mit einem potenziellen Windprojekt auf der Bürstädter Gemarkung könnten somit rund zwei Drittel der benötigten Bürstädter Strommenge vor Ort klimafreundlich produziert werden“, heißt es. Das Windrad könnte in der Nähe des Umspannwerks bei Lampertheim-Rosengarten errichtet werden. Dafür sind allerdings noch weit aufwendigere Genehmigungsverfahren zu durchlaufen.
Mehrere Jahre werde dies dauern, denn die Windprojektidee stehe „noch ganz am Anfang der Planung“. Einige Zahlen nennt die GGEW schon: Windkraftanlagen der heutigen Generation hätten einen Rotordurchmesser von rund 160 Metern sowie eine Nabenhöhe von etwa 150 Metern. Die erzeugte Leistung liege bei 6 Megawatt. Aufstellen möchte der Versorger zwei solcher Windräder auf Bürstadts Gemarkung.
„Der Solarpark kann definitiv schneller verwirklicht werden“, sagt GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann. Zufrieden beobachtete er schon als Gast der Sitzung des Bauausschusses die Offenheit der Kommunalpolitiker für beide Projekte. Diese hätten „eine großartige Richtungsentscheidung getroffen“. Es sei ein deutliches Bekenntnis zum Ausbau der Erneuerbaren Energien.
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