Politik

Was der Protest gegen die Baumfällungen in Bürstadt bewirkt

"Jeder Baum zählt!" Das rufen die Demonstranten vor dem Bürgerhaus Bürstadt immer wieder - wie schon beim Protestzug am Montag. Und es wirkt: Die Stadtverordneten wollen die Pläne in der Nibelungenstraße überarbeiten

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Corinna Busalt
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Mit Sprechgesängen begleiten Demonstranten die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Bürgerhaus Bürstadt. © Berno Nix

„Jeder Baum zählt. Jeder Baum zählt. Jeder Baum zählt.“ Immer wieder rufen es die Demonstranten vor dem Bürgerhaus Bürstadt, so dass Passanten abrupt stehen bleiben und schauen, was los ist. Mit Plakaten und Sprechgesängen macht die Menge auf ihr Anliegen aufmerksam. Im Prinzip ist es eine kleine Kopie des Demonstrationszuges vom Montag. Da hatten sich die Teilnehmer direkt in der Nibelungenstraße versammelt, wo 35 Bäume der Umgestaltung zum Opfer fallen sollen. Weil dieses Thema auf der Tagesordnung der Parlamentssitzung steht, beweisen die Bürger noch einmal Nachdruck, was sie davon halten - gar nichts.

Die Stadtverordneten versuchen erst gar nicht, ihnen zu widersprechen. Sie nehmen den Punkt einstimmig von der Tagesordnung, um noch einmal im Ausschuss in Ruhe darüber zu diskutieren. Aber nicht nur das: Alle Fraktionen verknüpfen damit eine Überarbeitung des Konzepts, wie es Mitte September im Ausschuss für Umwelt vorgestellt worden war. Dabei stellt sich etwa die Frage: Braucht es die Linksabbiegespur in den Bubenlachring wirklich, wenn dafür die stolze Eiche an der Ecke weichen muss?

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Kritisch verfolgen die Bürger von ihren Plätzen aus, was die Kommunalpolitiker nun vorhaben. Rederecht haben die Besucher in dieser Sitzung - anders als bei Ausschüssen - aber nicht. Ihr Widerstand gegen die Pläne wirkt dennoch beeindruckend. Mit je einem Bein steht Uwe Metzner sogar auf beiden Seiten - für die Grünen sitzt er im Parlament, bei der Demo am Montagabend hat er selbst das Wort ergriffen. Das bringt ihm Kritik der Freien Wähler ein. Dass Metzner als Leiter der Ausschusssitzung einen Beschlussvorschlag über die Planung gefasst und darüber hat abstimmen lassen, wundere ihn, betont Holger Halkenhäuser (Freie Wähler). Vor allem weil Metzner wenige Wochen später bei der Demonstration das Wort ergriffen hat. Das will der Grünen-Politiker so nicht stehen lassen und meint, die Verwaltung und die CDU hätten ihn erst zu dem Beschluss gedrängt. Dort ist aber auch allgemeines Kopfschütteln zu sehen. Da die Pläne ohnehin noch einmal kritisch beleuchtet werden, ist diese Auseinandersetzung nicht weiter bedeutend.

Vorwurf: Stadt Bürstadt hat Einwände vom Agendatisch Naturschutz ignoriert

„Es sind vorab gar nicht alle gehört worden, die gehört werden müssen“, beschwert sich Uwe Koch (Grüne). Beispielhaft nennt er die Mobilitäts- und die Inklusionskommission, die Landwirte, die Arbeitsgruppe SoPa, oder den Ortsverband des ADFC als Vertretung der Radfahrer. Vor allem aber den Agendatisch Naturschutz, der die Pläne ganz akribisch studiert und erhebliche Einwände formuliert hat. Dessen schriftliche Stellungnahmen seien bei der Stadt ignoriert worden, sagt Lothar Ohl (SPD) kopfschüttelnd. In der nächsten Sitzung, wenn es um die Umgestaltung gehe, sollten auf jeden Fall zwei Vertreter dieses runden Tischs eingeladen werden, fordert er. „Die Kreisellösung ist offen und ohne Vorgaben zu prüfen und die Abbiegespur in den Bubenlachring zu hinterfragen“, fügt Ohl noch hinzu.

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Genau diesen Teil der Planung möchte Ursula Cornelius (CDU) am liebsten vor Ort besprechen, um sich ein Bild machen zu können. Die SoPa und Landwirte seien zu beteiligen. Letztere fürchten, dass die Fahrbahn zu schmal wird, um mit großen Maschinen durchzukommen. „Wir bitten die Verwaltung, bis zur nächsten Sitzung neue Varianten zu erarbeiten“, sagt die CDU-Fraktionschefin. Alle sind sich nun einig, dass die Bäume möglichst erhalten bleiben sollen. 35 Fällungen möchte keiner mehr hinnehmen.

Der passende Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität trifft sich zwar bereits kommenden Mittwoch, 18. Oktober, wieder im Sitzungszimmer des Rathauses. Um die Gestaltung der Nibelungenstraße wird es da aber noch nicht gehen. Auf der Tagesordnung stehen ab 19.30 Uhr lediglich Berichte zu aktuellen Projekten fürs Klima und die Umwelt. Laut Sitzungskalender folgt der nächste Termin am Donnerstag, 7. Dezember.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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