Bürstadt. Am Ende stehen die Stadtverordneten auf und applaudieren. Franz Siegl (SPD) gibt nicht nur sein Amt als Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung auf, sondern zieht sich nach 34 Jahren komplett aus der Kommunalpolitik zurück. „Ich pflege meine Versprechen zu halten“, beginnt er seine persönliche Ansprache am Ende der Sitzung, die er geleitet hat. Siegl hatte schon vor zweieinhalb Jahren angekündigt, sein Amt als Stadtverordnetenvorsteher nach der Hälfte der Legislaturperiode abzugeben.
Die Nachfolge ist noch offen und dürfte bei der nächsten Sitzung des Parlaments Anfang November Thema sein. Ursprünglich hatte sich die SPD mit Freien Wählern und Grünen darauf geeinigt, dass die Freien Wähler übernehmen sollen – ähnlich wie beim Posten des Ersten Stadtrats. Da hat Werner Klag (SPD) den Platz frei gemacht für Christoph Lang (Freie Wähler). Doch SPD und Grüne machen es nun abhängig von der Person (wir berichteten). Franz Siegl jedenfalls wünscht sich, dass der künftige Stadtverordnetenvorsteher „deutlich besser in die öffentlichen Auftritte der Verwaltung eingebunden wird“. So sehe es die Hessische Gemeindeordnung (HGO) vor. Diese Spitze geht in Richtung Bürgermeisterin Bärbel Schader. Er setzt noch eins drauf und verlangt Ehrlichkeit und Respekt im Umgang miteinander.
„Lebbe geht weiter“
Den Stadtverordneten redet der 74-Jährige ebenfalls ins Gewissen. Sie sollten nicht vergessen, dass sie bei Entscheidungen immer Geld der Steuerzahler ausgeben, nicht das eigene. Zudem sollten sie selbst über die Entwicklung ihrer Stadt entscheiden – und nicht die Verwaltung, Partei oder Fraktion. Schließlich hofft er, dass eine junge Person für ihn nachrückt. Das sagt ihm SPD-Fraktionschef Lothar Ohl zu, der ihm für sein Engagement dankt. Ehren will er ihn bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend.
Siegl wirkt gefasst und freut sich auf weniger Sitzungen und mehr Zeit für die Familie. „Lebbe geht weiter“, meint er grinsend.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/buerstadt_artikel,-buerstadt-siegl-zieht-sich-nach-34-jahren-aus-buerstadts-kommunalpolitik-zurueck-_arid,2135479.html