Porträt

Bürstadt: Michael Heidrich will als unabhängiger Kandidat überzeugen

43-Jähriger ist Mitglied der CDU, möchte aber ein Bürgermeister für alle werden und im Amt später neutral auftreten.

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Corinna Busalt
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Michael Heidrich möchte den Jahnplatz aufwerten und wünscht sich einen Neubau für Betreutes Wohnen auf dem freien Beethovenplatz dahinter. © Berno Nix

Bürstadt. Trostlos leer liegt der Beethovenplatz da, lediglich Pfützen reihen sich aneinander. Auf dem Turnvater-Jahn-Platz gegenüber hüpfen Vögel zwitschernd durchs Gebüsch. Um sie zu beobachten, bietet sich nur eine einzige Bank direkt an der Nibelungenstraße an. „Die Grünfläche gehört aufgewertet“, betont Michael Heidrich, „und der Beethovenplatz bebaut“. An dieser Stelle Bürstadts sieht der 43-Jährige den größten Handlungsbedarf in der Stadt. Was genau er als Bürgermeister verändern möchte, erläutert er im Gespräch mit der Redaktion.

Schon eilt ein Nachbar alarmiert herbei, weil er befürchtet, „dass wieder jemand die Grünfläche bebauen will“. Heidrich winkt ab: „Ganz im Gegenteil, es soll schöner werden.“ Und die hässliche Brachfläche gegenüber verschwinden. „Für den Beethovenplatz müssen mit Hochdruck Schritte eingeleitet werden, damit er bebaut werden kann.“ Nach dem Rückzug der Behindertenhilfe gebe es bereits Investoren, die Interesse hätten, Betreutes Wohnen zu errichten. Die Nachfrage sei hoch und das Gelände gut geeignet, so Heidrich. Drumherum stellt er sich einen Rundweg vor, der bis auf den Turnvater-Jahn-Platz gegenüber führt. „Sitzgelegenheiten fehlen, wie man sieht“, meint Heidrich und nimmt auf der Bank Platz.

Wobei Michael Heidrich eines direkt deutlich macht: Ein Bürgermeister könne Impulse setzen, die Entscheidungen treffe letztendlich aber die Stadtverordnetenversammlung. Trotzdem hat er sich einiges vorgenommen, nicht nur für diese beiden Flächen, die er weiter entwickeln möchte. Im Prinzip bringt er auch einen Blick von außen mit. Denn nach Bürstadt kam der studierte Betriebswirt erst vor gut zehn Jahren durch seine Frau Sabine, die sich selbst einige Jahre als Stadtverordnete engagierte. Über sie fand er als politisch interessierter Mensch auch den Kontakt zur CDU. 2018 trat Heidrich in die Partei ein und kandidierte drei Jahre später selbst bei der Kommunalwahl. Seit 2021 arbeitet er im Parlament mit, seit zwei Jahren leitet er den Ausschuss für Bau und Stadtentwicklung. Dass er nun für die Bürgermeisterwahl kandidiert, ist für ihn der nächste Schritt und nur konsequent. „Wenn ich was mache, dann richtig.“

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Kurzer Wahlkampf durch Eberles Rückzug

Als eine knappe Mehrheit der CDU-Mitglieder vergangenen Sommer Jürgen Eberle als Kandidaten kürte, musste Heidrich das erst einmal verdauen. Schließlich hakte er das Thema ab. Bis Eberle drei Monate später plötzlich seine Bewerbung zurückzog. Das kam für alle überraschend - und für Heidrich stellte sich zudem die Frage, ob er doch antreten will. Heidrich wollte. Obwohl seine Pläne und auch Urlaube für dieses Jahr längst anders ausgesehen haben.

„Ich bin in die Kommunalpolitik, weil ich etwas bewegen wollte. Als Bürgermeister habe ich die größtmöglichen Chancen, aktiv mitzugestalten“, erklärt der 43-Jährige. Manches Mal sei er schon gefragt worden, warum er nicht noch etwas warte. „Aber wieso? Jetzt passt alles. Ich bin gesund und habe die Kraft dafür. Ich bringe berufliche Erfahrung mit und kenne die aktuellen Herausforderungen durch meine politische Arbeit“, betont er. „Und ich habe eine Frau, die voll dahinter steht und mir den Rücken frei hält.“ Sie könne zudem einschätzen, was diese Aufgabe bedeutet - auch fürs Privatleben.

CDU-Mitglied, Gastronom und Betriebswirt

  • Michael Heidrich ist am 10. Februar 1982 in Filderstadt geboren und in Reutlingen aufgewachsen . In Bürstadt lebt Heidrich seit bald elf Jahren mit seiner Frau Sabine Heidrich-Tremmel und der Patchwork-Familie mit zwei Kindern. Seine beiden Kinder aus erster Eher sind in der Pfalz zu Hause.
  • In Ludwigshafen hat er BWL studiert mit den Schwerpunkten Controlling, Management und Information. Danach arbeitet er im Vertrieb von BB Promotion , dem internationalen Konzert- und Tourneeveranstalter. 2015 wechselt er zum German Convetion Bureau, das sich um die internationale Vermarktung von deutschen Messe- und Tagungsorten kümmert. Dafür sitzt er als kaufmännischer Geschäftsführer vorwiegend im Büro in Frankfurt, ist aber auch international unterwegs. Der Diplom-Betriebswirt hat seit fast 20 Jahren Personalverantwortung .
  • Zusammen mit seiner Frau betreibt er seit 2020 das Bürstädter Café Sophie‘sche , inzwischen mit einer eigenen Geschäftsführerin. Die Bewirtung im Bürgerhaus haben sie nach drei Jahren wieder abgegeben.
  • 2018 tritt Heidrich in die CDU ein, drei Jahre später zieht er bei der Kommunalwahl ins Stadtparlament ein und leitet seit 2023 den Bau- und Stadtentwicklungsausschuss.
  • Bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 9. März, tritt Heidrich als unabhängiger Kandidat an. Sein Wahlprogramm ist auch nachzulesen unter michaelheidrich.de. cos

Familie Heidrich-Tremmel ist eine typische Patchwork-Familie. Seine beiden großen Kinder, die 16 und 19 Jahre alt sind, leben hauptsächlich in der Pfalz. In Bürstadt wohnt Heidrich mit seiner Frau, ihrem zwölfjährigen Sohn und der gemeinsamen Tochter Mia. Die Dreijährige freue sich jedes Mal, wenn sie den Papa auf einem Plakat in der Stadt sehe, erzählt er schmunzelnd. Das bisschen Freizeit neben dem Beruf, dem Café Sophie‘sche und dem politischen Engagement gehört daher der Familie. Für eigene Hobbys reiche es nicht, „umso mehr unterstützen wir die Hobbys unserer Kinder“.

Das Sophie‘sche bezeichnet Heidrich als Herzensprojekt. Glücklicherweise gebe es ein tolles Team, das sich ums Café kümmere und selbst über die Coronazeit gehalten werden konnte. Und dann ist da auch noch die Fastnacht, die das Paar bewegt. Viele lernten den Bürgermeisterkandidaten vor fünf Jahren mit Narrenkappe kennen: Als Prinzenpaar Michael II. und Sabine III. führten sie die fünfte Jahreszeit in Bürstadt an.

So bald wie möglich soll der nächste Abschnitt der maroden Nibelungenstraße saniert werden, findet Michael Heidrich. © Berno Nix

Wenn er nun für sich Werbung macht, werde er meist als „Prinz“ erkannt, erzählt Heidrich. Diese Bekanntheit hilft ihm jetzt natürlich - beim Wahlkampf während der Fastnachtszeit. Übrigens unterstütze ihn auch Jürgen Eberle. „Er hat offen gelegt, was er geplant hatte - und ich überlege, ob und was ich nutzen möchte.“ Sinnvoll findet er etwa Eberles Postkartenaktion, die der 54-Jährige kurz nach seiner Wahl zum CDU-Kandidaten gestartet hatte. Etliche Bürstädter hatten darauf Wünsche notiert. „Es sind genau die Themen, auf die ich jetzt angesprochen werde.“ Sauberkeit und Sicherheit, bessere Straßen sowie der Erhalt des Freibades stünden dabei an oberster Stelle. Auch der Beethovenplatz sei häufig genannt worden.

Wohnraum zu schaffen, betrachtet Heidrich als dringende Aufgabe. Möglichkeiten dafür sieht er in der Gartenstraße und auf einem Teil des Freizeitkickergeländes. Letzteres könnten sich auch die Bürstädter vorstellen, so der 43-Jährige. Übrigens würde er gerne mehr Beschlüsse fraktionsübergreifend fassen. Insofern findet er seine Kandidatur als unabhängiger Bewerber richtig. Schließlich wolle er ein Bürgermeister für alle sein. „Natürlich ist die CDU meine politische Heimat.“ Dass der Ortsverein Bürstadt ihn nach Eberles Rückzug nicht mehr offiziell nominierte, habe eben nicht nur am Zeitmangel gelegen, sondern auch daran, dass er eine gewisse Neutralität im Amt anstrebe.

Der Beethovenplatz liegt brach. Hier stellt sich Michael Heidrich einen Neubau für Betreutes Wohnen vor. © Berno Nix

Mit Heidrich soll sich das Rathaus offener präsentieren, betont er. Überraschend deutlich spricht er den Handlungsbedarf bei der Verwaltung an, ohne Bürgermeisterin Bärbel Schader (CDU) angreifen zu wollen. Dass viele Bürstädter finden, im Rathaus sei keiner erreichbar, dürfe nicht sein. „Meine Maxime lautet: Die Verwaltung muss für die Bürger da sein.“ Ob es sich bei der Kritik in der Bevölkerung nur um ein Gefühl oder um eine Tatsache handelt, könne er im Moment nicht bewerten. Aber ganz genau anschauen wolle er sich das schon. Das gilt auch für die Kita-Gebühren, die die Eltern zahlen müssen. Gegen den Vorschlag der Verwaltung zur Erhöhung hatte es enormen Protest gegeben. „Wir müssen sie maßvoll halten“, meint der Familienvater. Auch hier sollte die Kommunikation verbessert werden. An eine Kita-App, wie sie in anderen Kommunen schon genutzt würde, denkt Heidrich dabei. Darüber könnten die Eltern viel rascher und besser informiert werden.

Die Stadtteile möchte er übrigens auch mehr in den Fokus rücken, die Bobstädter und Riedroder fühlten sich oft vernachlässigt. Das solle nicht sein. Zudem sei der Zustand der Industriestraße eine Katastrophe, und in der Nibelungenstraße müsse der nächste Abschnitt saniert und umgebaut werden. Weitere Radwege, mehr Carsharing-Angebote und E-Ladestationen wünscht er sich zudem. Insgesamt geht es ihm auch darum, Maß zu halten, um die städtischen Aufgaben leisten zu können. Angesichts klammer Finanzen sei die Zeit der Leuchtturmprojekte mit dem Ende der Amtszeit Bärbel Schaders bald vorbei. Was er noch vorhat? „Alte Zöpfe abschneiden und eine neue Form des Miteinanders auf die Beine stellen“ - auch mit den Nachbarkommunen, betont Heidrich.

Michael Heidrich startet in den Wahlkampf

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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