Innenstadt

Bürstadt: Im früheren Pegasos gibt es nun Rat und Hilfe

Mit dem Interkulturellen Büro in der Nibelungenstraße will die Stadt Bürstadt eine neue Anlaufstelle in der Innenstadt bieten. Im "MITtendrin" stehen die Integrationslotsen bereit, aber auch weitere Gruppen

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Sandra Bollmann
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Freuen sich auf ihre neuen Arbeitsplätze: Christina Adler-Schäfer (v.l.), Michaela Weber und Abdalla Gdoura. Bärbel Schader (2.v.r.) schneidet das Band durch. © Berno Nix

Bürstadt. Es ist jede Menge los im ehemaligen Pegasos: In die frühere Buchhandlung im Zentrum von Bürstadt ist das Interkulturelle Büro eingezogen - „mittendrin, im Herzen der Stadt“, stellt Bürgermeisterin Bärbel Schader mit strahlendem Lächeln fest. Und so ziemlich alle, die mit anpacken wollen, sind zur kleinen Einweihungsfeier gekommen. Künftig soll es in dem Büro jede Menge Unterstützungs- und Hilfsangebote geben. Wer hierher kommt, findet „Zuflucht, Trost, Halt und Orientierung“, wie die Rathaus-Chefin feststellt.

"PauLas" ziehen ins interkulturelle Büro in Bürstadt ein

Christina Adler-Schäfer und Michaela Weber gehören zu den drei Personen, die hier ihre Schreibtische haben. Die beiden PauLas - psychosoziale Fachkräfte auf dem Land - hatten bislang im Bürstädter Rathaus ihre Arbeitsplätze. „Sehr beengt war das“, bestätigt Schader.

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red
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Jetzt sieht die Sache schon ganz anders aus, wie die beiden PauLas feststellen. „Wir wollen ja mittendrin sein und ein gutes Netzwerk aufbauen“, macht Adler-Schäfer deutlich. Gemeinsam mit ihrer Kollegin steht sie älteren Menschen von Lampertheim bis Groß-Rohrheim zur Seite. Die beiden Frauen vermitteln Rat und Hilfe, so dass Senioren und Seniorinnen möglichst lange in den eigenen vier Wänden gut und eigenständig leben können.

Das Büro der Paulas liegt direkt neben dem von Abdalla Gdoura. Er leitet das Interkulturelle Büro seit 1. April und ist begeistert von seinem neuen Arbeitsplatz. „Es ist sehr wichtig, etwas für die Menschen zu tun“, sagt er. 14 ehrenamtliche Integrationslotsinnen und -lotsen gehören zum Team. „Und sie sind sehr aktiv“, lobt Gdoura. „Inzwischen sind wir im ganzen Kreis bekannt und haben einen guten Ruf.“

Lotsen, Familienprogramm und Frauenfrühstück: Was im Interkulturellen Büro geboten ist

Tatsächlich spielt sich einiges ab im Interkulturellen Büro. Drei Mal pro Woche bieten die Lotsen Sprechstunden an, helfen bei Formularen und Behördengängen und übersetzen auch mal bei Elterngesprächen in Kita und Schule.

Wichtig findet Gdoura auch das Familienprogramm - ein Kurs über die Werte und Regeln in Deutschland. Dabei geht es um Soziales und Organisatorisches wie Schulsystem, Frauen- und Kinderrechte. Und um Dinge, die ganz selbstverständlich erwartet werden. „Dass man zu einem Termin pünktlich kommt“, nennt Gdoura als Beispiel. „Wer aus einem kleinen Dorf in Afghanistan oder Syrien stammt, weiß das oft nicht.“

Besonders stolz ist der Leiter des Interkulturellen Büros auf das Frauenfrühstück - „eines unserer besten Projekte“. Bei der Integrationsarbeit hatte sich schnell gezeigt, dass in geflüchteten Familien Frauen oft sehr schwierig zu erreichen sind - eben weil ihr Platz traditionell zu Hause ist. Mit dem Frauenfrühstück gelingt das besser: Einmal im Monat kommen Mütter, Töchter und Großmütter zusammen, essen und tauschen sich aus. „Viele Frauen haben allein dadurch Deutsch gelernt“, weiß Gdoura. Künftig finden die Treffen im Untergeschoss des Büros statt. Hier gab es schon zu Buchhandlungszeiten viel Platz für Vorträge und andere Veranstaltungen. Und nun auch für die Frauen.

Barrierefreie Toiletten und Fahrstuhl ins Untergeschoss

„Einfach dazu kommen“, lädt Gdoura ein. Das ist ohnehin sein Motto für das Büro: Es ist gut zu erreichen, die Stadtbus-Haltestelle direkt nebenan. Alles ist barrierefrei, auch die Toiletten. Im Treppenhaus gibt es seit Neuestem einen Fahrstuhl ins Untergeschoss. „Wir wollen es den Menschen einfach machen, zu uns zu kommen.“

„Die Räume sind absolut barrierefrei“ - das kommt auch bei Hans-Dieter Niepötter vom Bürstädter Inklusionsbeirat sehr gut an. Die erste Sitzung des Gremiums hat hier bereits stattgefunden, in sehr „produktiver Atmosphäre“, wie Niepötter versichert. Einen Termin für die monatliche Sprechstunde hat er bereits reserviert. Bedarf dafür sieht er jede Menge: „Bei zwölf Prozent der Menschen in Bürstadt gibt es eine Schwerbehinderung“, berichtet er. Und viele suchten Rat und Hilfe.

Der Seniorenbeirat hat noch keinen festen Beratungstermin ausgehandelt - aber bereits seinen Spielenachmittag vom Gemeindezentrum St. Michael hierher verlegt. Zusammen mit dem Vdk will der Beirat auch zu Vorträgen und mehr einladen. „Hier gibt es ganz andere Möglichkeiten“, lobt Annerose Bechtloff. Zumal auch keine Miete anfalle.

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Jeanette Schellhaas von der Bewährungshilfe hat sich ebenfalls eingebucht. Einmal im Monat steht sie hier bereit - „ja genau, als Ansprechpartnerin für Straftäter auf Bewährung“, bestätigt sie. Bürgermeisterin Schader nickt. „So ist das Leben, das ist unsere Gesellschaft“, macht sie klar. „Und es geht sehr gut gemeinsam.“

Für sie ist das neue Domizil ein echter Glücksgriff. „Wir haben lange gesucht. Und nun füllen wir einen Leerstand in der Innenstadt mit neuem Leben.“ Die Mittel für den Umbau stammen aus dem hessischen Fördertopf „Zukunft Innenstadt“ - und sind genau dafür gedacht.

Einige Kleinigkeiten fehlen noch, wie eine neue Markise. Oder das Schild mit der Aufschrift „MITtendrin“ - dem offiziellen Namen des Büros. Die Buchstabend M, I, T stehen dabei für „Miteinander, inklusiv und tolerant“. Wer noch Ideen und Vorschläge für das neue Büro hat, ist sehr willkommen, macht die Rathaus-Chefin deutlich. Und wer möchte, ist gerne eingeladen, sich umzuschauen. „Die Tür steht allen offen“, stellt Schader klar. Deshalb ist sie auch froh, dass der in die Jahre gekommene Eingang erneuert worden ist, wie sie verrät. „Die alte Tür war nämlich noch vom Schuhhaus Kölsch.“ Und hatte damit schon Jahrzehnte auf dem Buckel.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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