Ein Besuch auf dem neuen Vereinsgelände des Pfeil- und Bogenclubs (PBC) Bürstadt genügte Holger Hertkorn. Für den Bundestrainer der Compound-Bogenschützen war schnell klar: Hier kann ohne große Probleme das Qualifikationsschießen zur Europameisterschaft im eigenen Land steigen.
„Es ist ein schönes, neues Trainingsgelände, noch dazu mit eigener Trainingshalle. Das gibt es nicht so oft in Hessen“, sagte Hertkorn kurz nach dem Start der Qualifikation am Samstagvormittag: „Logistisch bietet das Gelände optimale Bedingungen für Training und Wettkampf. Wenn wir mit dem Bundeskader hier drauf dürfen, ist das natürlich ideal.“
Für vier Frauen und sieben Männer, die dem Nationalkader des Deutschen Schützenbunds (DSB) angehören, ging es am Wochenende über zwei Tage um das Ticket zur EM, die von 5. bis 12. Mai in Essen steigen wird. Mit Noah Nuber schoss auch ein Nachwuchstalent des PBC mit – allerdings außer Konkurrenz. „Noah fährt nächste Woche zum Juniorencup und wird sich da wohl für die Junioren-EM im Sommer qualifizieren“, erklärte Hertkorn. Den Pfeil- und Bogenclub kennt der Bundestrainer schon länger. Der 52-jährige Kasseler trainiert auch Hessens Landeskader und betreute dort einst Alexander Brinkmann. Der ist heute Jugendleiter beim PBC und tritt mit Bürstadts Recurve-Teamschützen in der Regionalliga West an.
Die Compound-Schützen, die zum etwas technischeren und präziseren Bogen greifen, kamen schon am Freitag für ein erstes Training in Bürstadt zusammen. Nach einer ersten Quali-Runde über zweimal 50 Meter am Samstagvormittag ging es nachmittags im Jeder-gegen-jeden-Modus an die Schießlinie. Am Sonntag folgten eine zweite Quali-Runde mit 20-Sekunden-Zeitfenster und eine Finalrunde.
Vor allem am Samstag erwischten die Sportler perfektes Sonnenwetter. „Das war für Anfang April nicht zu erwarten“, freute sich Hertkorn. Bei „Wind und Regen“, stellte er klar, hätte das Schießen aber genauso stattgefunden: „Wenn es nicht gerade blitzt und donnert, wird durchgezogen. Das kann man sich im Bogensport nicht aussuchen.“
Die EM im eigenen Land bezeichnet Hertkorn als „etwas ganz Besonderes“. Von einer Olympia-Teilnahme können die Compound-Schützen bisher aber nur träumen. „Der Recurvebogen ist schon seit 1972 wieder olympisch. Das Compoundschießen ist eine relativ junge Sportart und wurde erst Anfang der 90er Jahre im internationalen Wettkampfsport übernommen“, erläutert der Bundescoach. Eine Zulassung zu den Spielen 2028 stand bereits zur Debatte. „Wir geben die Hoffnung nicht auf, 2032 oder 2036 dabei zu sein“, stellte Hertkorn klar.
Der PBC zeigte sich derweil stolz über das nationale Interesse. „Der Platz ist ja erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 fertig geworden. Seitdem ist hier sportlich noch nicht viel passiert“, meinte Bogenreferentin Kelly Tröger: „Aber es spricht wohl dafür, dass wir bei der Konzeptionierung etwas richtig gemacht haben.“ Im Juni richtet der PBC die Bezirksmeisterschaften aus. Auch Holger Hertkorn will wiederkommen. „Im Sommer bin ich mit dem Landeskader für einen viertägigen Lehrgang hier“, erzählt der Bundestrainer, der sich als Sportcampus-Fan entpuppt: „Mit dem Schwimmbad und dem Outdoor-Kraftpark in der Nähe können wir mit den Athleten auf kurzen Wegen vieles machen.“
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