Betreuung

Bürstadt: Bei den Ferienspielen dem Glück auf der Spur

Wer Glück weitergeben will, muss es erst mal erkennen. Bei den Ferienspielen im Bürstädter Jugendhaus machen sich die Kinder deshalb eine Woche lang auf die Suche. Was bei den Kindern oben auf der Liste steht

Von 
Sandra Bollmann
Lesedauer: 
Auf dem Plakat ist noch viel Platz: Laura (l.), Timo und Isabell zeigen, was die Ferienspielkinder glücklich macht. © Berno Nix

Bürstadt. Was ist Glück? Bei Etienne kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Spielen“, sagt er mit Überzeugungskraft. Und flitzt gleich weiter zu seinen Freunden, die im ersten Stock des Jugendhauses ein Mittelding zwischen Verstecken und Ringen veranstalten. Es rumpelt jedenfalls kräftig. Und die Jungs und Mädchen quietschen und lachen sich kringelig. Das klingt doch schon ziemlich vergnügt.

Kinder begeben sich in den Osterferien in Bürstadt auf die Suche nach Glück

Auf die Suche nach dem Glück haben sich die Ferienspielkinder diesmal begeben. In der letzten schulfreien Woche nach Ostern sind dafür fünf Tage Zeit. Am Montag geht’s gleich los. „Wir schreiben auf ein großes Plakat, was alles glücklich macht“, erläutert Betreuer Joschi. Und es ist schon einiges nachzulesen wie „meine Familie“ und „Gesundheit“. „E-Bike fahren mit Tanja“, gehört auch dazu. Hinter „Geld“ stehen dicke Ausrufezeichen.

Der neunjährige Timo hat „Monopoly“ aufs Plakat geschrieben und mit kleinen Herzchen verziert. „Wenn man gewinnt, ist das Glück“, stellt er fest. Und ein großer Spaß sowieso. Den meisten Jugendhaus-Besuchern fällt sehr schnell ein, was sie glücklich macht, hat Betreuer Joschi festgestellt. „Die meisten nennen Freunde und Familie.“ Wenn er aber ein bisschen weiter fragt, müssen viele noch überlegen.

Ganz ins Malen vertieft: Maria (v.l.), Jolene und Tamara. Für jedes der Mädchen bedeutet Glück etwas anderes. © Berno Nix

Wie Maria, Joline und Tamara, die im Erdgeschoss ins Malen vertieft sind. Gerade entsteht ein Herz, das die Buchstaben BBF enthält - Best friends forever, erklärt die elfjährige Maria. Beste Freundin für immer, bedeute das. So richtig glücklich macht die Mädchen aber etwas anderes. „Dass ich einen Bruder und eine Schwester habe“, sagt Maria. Und zeigt auf Tamara, ihre siebenjährige Schwester.

Joline, acht Jahre alt, erzählt von ihrem Hund, der für sie Glück bedeutet. „Er ist aber gerade gestorben, er war noch jung, aber sehr krank.“ Wie traurig! Sie nickt. Aber Glück hat der Vierbeiner dennoch in ihr Leben gebracht.

Ferienspiele in Bürstadt: Fünf Tage Programm im Jugendhaus

Glück - das hat für jeden eine andere Bedeutung, weiß auch Oliver Haberer. Er leitet die Sozialagentur Fortuna, die für das Jugendhaus zuständig ist. Und bei diesen Ferienspielen will er mit den Kindern dem Glück auf die Spur kommen. „Wie soll man es weitergeben, wenn man es selbst nicht wahrnimmt?“, fragt er. Freundschaften sind für die Jungen und Mädchen so wichtig, also gelte es auch herausfinden, was dafür gebraucht wird. Ein fairer Umgang miteinander? Gemeinsame Zeit? Und gemeinsame Werte? Ideen gibt es sicher viele.

Nach dem großen Kennenlernen und Ankommen im Jugendhaus steht an Tag zwei das Motto der Woche im Mittelpunkt. Alle setzen sich zusammen, und dann geht es um die Frage: Wo verlaufen die Wege des Glücks? Am Donnerstag wird dann eine echte Expertin zu dem Thema erwartet: Referentin Birgit Jacquot lehrt Glück sogar als Schulfach, berichtet Oliver Haberer - und ist schon sehr gespannt auf den Besuch.

Für den Mittwoch ist der Bürstädter Graffity-Experte Jascha Held gebucht, der gemeinsam mit den Ferienspielern zu den Sprühdosen greift. Hinter dem Gartenzaun gibt es eine blendend weiße Wand, die zu einem kleinen Technikgebäude gehört. Hier soll ein farbenprächtiges Kunstwerk entstehen. „Auch da soll es um unser Wochen-Motto gehen, es gibt es schon einige Ideen“, verrät Haberer.

Geklettert wird am Donnerstag auch, das gehört bei den Ferienspielen einfach dazu. Und natürlich erkunden die 30 Jungen und Mädchen den Bildungs- und Sportcampus. Ein solches Gelände in direkter Nachbarschaft zum Jugendhaus, mit all seinen Angeboten und Möglichkeiten - auch das ist für den Leiter der Sozialagentur pures Glück.

Das Motto für die Ferienspiele im Sommer steht für Haberer übrigens auch schon fest: Bewegung. Dann will er endlich den gesamten Campus mit den Kindern bespielen. Denn: „Bewegung macht glücklich.“ Davon ist er absolut überzeugt.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke