Bürstadt. Völlig überraschend zieht Jürgen Eberle seine Kandidatur für die Bürgermeisterwahl in Bürstadt zurück und nennt berufliche Gründe für seine Entscheidung. Der 54-Jährige war Ende August von der CDU als Kandidat nominiert worden und hatte sich in der Kampfabstimmung knapp gegen seinen Parteifreund Michael Heidrich durchgesetzt. Letzterer soll nun als Kandidat einspringen und am 9. März um den Chefsessel im Rathaus ringen.
Jürgen Eberle tritt nicht nur von seiner Kandidatur zurück, er legt zum Ende des Jahres auch alle politischen Ämter nieder. Nach 27 Jahren Arbeit im Parlament, einige Jahre davon als Vorsitzender des Bauausschusses und die vergangenen Monate zudem als Stadtverordnetenvorsteher wird er sich nicht weiter politisch engagieren, sagt er auf Anfrage am Telefon. „Ich werde meine ganze Kraft in die berufliche Herausforderung stecken.“ Ihm sei erst vor wenigen Tagen das Angebot eines alt eingesessenen Planungsbüros aus Worms gemacht worden, deren Projekte und Kundenstamm zu übernehmen. Aus Alters- und Krankheitsgründen könnten diese ihre Arbeit nicht fortsetzen.
Jürgen Eberle entscheidet sich für die sichere Alternative
Eberle ist nach eigenen Angaben seit rund 30 Jahren als selbstständiger Projektentwickler tätig und nennt diese neue Chance, sich weiterzuentwickeln, „sehr attraktiv“. Attraktiver offensichtlich als das Bürgermeisteramt. „Die Kandidatur war ja auch ein Wagnis, und es bestand die Möglichkeit, dass es nicht klappt“, erklärt der 54-Jährige am Telefon weiter. Er habe sich nun für die sichere Alternative statt eines möglichen beruflichen Neuanfangs im Rathaus entschieden. „Dafür hätte ich auch viel mehr Kraft investieren müssen“, gibt er zu. Schon für den Wahlkampf seien seine Tage und alle Wochenenden durchgetaktet gewesen.
Auf seiner eigenen Internetseite erklärt Eberle, den Vorstand der CDU in Bürstadt am 27. November über seinen Rückzug informiert zu haben. An diesem Vormittag hatte er ursprünglich zu einem Pressegespräch eingeladen, um sein Wahlprogramm vorzustellen. Den Termin sagte er kurzfristig erst am Tag zuvor ab - mit der Begründung, dass er doch noch nicht so weit sei mit der Vorbereitung, um mit den Inhalten an die Öffentlichkeit gehen zu können. Es verwundert aber schon, dass er noch vergangene Woche im Zuge seines Wahlkampfs den Jugendförderverein auf dem Bildungs- und Sportcampus besucht und ihnen finanzielle Unterstützung versprochen hat. Zudem hatte er dort noch Videos gedreht für seine Wahlwerbung in den Sozialen Medien und für seine Homepage.
„Überrascht“ umschreibt die CDU-Vorsitzende Julia Kilian-Engert ihre erste Reaktion auf Eberles Rückzug. Das gleiche Wort nutzt Michael Heidrich. Er habe einige Tage gebraucht, um über seine erneute Kandidatur nachzudenken und mit der Familie zu besprechen. Denn seine Bewerbung hatte er nach der Niederlage bei der Abstimmung am 26. August abgehakt – wobei er zugibt, dass er dafür einige Zeit gebraucht habe. „Ich habe mich ja nicht aus Jux und Dollerei beworben und musste das Ergebnis für mich erst verarbeiten und akzeptieren.“
Fraktionschefin räumt neuem Bewerber große Chancen ein
Die CDU ist nun froh, dass Heidrich zur Verfügung steht. Für diese Entscheidung habe er übrigens keine ganze Woche gebraucht. Offenbar musste der Parteivorstand zunächst selbst darüber nachdenken, wie es nun weitergehen soll. Denn zwischen Eberles Rückzug und der Pressemitteilung der CDU sind sieben Tage vergangen. Trotz des engen Zeitplans nimmt sich der Ortsverband nun Zeit über den Jahreswechsel für die weitere Planung. „Wir klären jetzt die Formalitäten und starten im neuen Jahr gemeinsam in einen engagierten Wahlkampf“, skizziert die Parteivorsitzende die nächsten Schritte. Denn Eberle hatte seine Bewerbungsunterlagen bereits im Rathaus abgegeben. Nun muss Michael Heidrich diese zusammenstellen und bis Anfang Januar einreichen. Zudem geht’s nun in den Wahlkampf. Auch wenn Heidrich bereits konkrete Vorstellungen hatte, müssen diese Ideen nun ausgearbeitet werden.
„Mit diesem Kandidaten haben wir große Chancen bei der Bürgermeisterwahl“, betont CDU-Fraktionschefin Ursula Cornelius auf Anfrage. Sie erinnert daran, dass Michael Heidrich bei der Versammlung im August 47 Stimmen erreicht hatte und Jürgen Eberle mit 53 nur wenige mehr. „Das war keine richtige Niederlage, sondern ist ganz knapp ausgegangen“, so Cornelius.
Fraktionsvorsitzende Cornelius ist übrigens überzeugt davon, dass Jürgen Eberle die Entscheidung sehr schwer gefallen sein muss. „Er hat ja gebrannt für diese Kandidatur und wollte das unbedingt.“ Dass es nun anders kommt, müsse man respektieren, wirbt sie um Verständnis. Da Eberle im neuen Jahr nicht mehr als Stadtverordneter und damit auch nicht mehr als Vorsitzender des Parlamentes zur Verfügung steht, muss seine Fraktion Positionen neu besetzen. Vor allem aber geht’s nun darum, Michael Heidrich zu unterstützen. „Mit dem CDU-Neujahrsempfang am 11. Januar starten wir dann in die heiße Phase“, heißt es in der Pressemitteilung. Bis zum Wahltag will sich der 42-Jährige bei vielen Gelegenheiten präsentieren.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Corinna Busalt über Eberles unvermittelten Rückzug