Biblis. 600 Zuschauer haben das Wahlforum des „Südhessen Morgen“ in der Bibliser Riedhalle verfolgt und sich angehört, was die beiden Bürgermeisterkandidaten Volker Scheib (parteilos) und Konstantin Großmann (CDU) zu sagen haben. Beide gingen fair miteinander um, auch wenn sie in der Sache unterschiedlicher Meinung waren. Das Publikum honorierte das immer wieder mit Applaus. Einige Zuschauer hatten auch Fragen an die Kandidaten.
Bernhard Zinke, Teamleiter der Metropolregion und des „Südhessen Morgen“, stellte zunächst die Kandidaten vor. Bürgermeister Volker Scheib ist 63 Jahre alt und gelernter Schmied, Schlossermeister, Restaurator und Metallbauer. Im Oktober 2019 errang er als unabhängiger Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und besiegte den damals amtierenden Bürgermeister. Davor war er selbständiger Schmied und Obermeister seiner Innung. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Nach eigener Aussage ist er „ganz dicht dran an den Menschen“.
Der 40-jährige Konstantin Großmann ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er studierte in Heidelberg an der pädagogischen Hochschule die Fächer Deutsch, Mathe, Sport und Politik und arbeitete an der Nordheimer Steinerwaldschule und in Gernsheim an der Grundschule. 2019 wechselte er an die hessische Lehrkräfte-Akademie in Wiesbaden. Seit 2005 ist er in der CDU, mit 21 Jahren wurde er in die Gemeindevertretung gewählt. Von 2019 bis 2021 war er CDU-Vorsitzender in Biblis. Seit 2021 ist er Gemeindevertretervorsteher.
Was die Kandidaten antreibt, sich als Verwaltungschef in Biblis zu bewerben
Beide wollen am 26. Oktober zum Bibliser Bürgermeister gewählt werden. „Das ist ein Knochenjob“, stellte Bernhard Zinke fest. Er fragte die Kandidaten nach ihrer Motivation für diese Aufgabe. „Tatsächlich, weil ich mir Sorgen um unsere Gemeinde mache“, antwortete Großmann. „Ich sehe Fortschritte in Bürstadt und Lampertheim. Und in Biblis sehe ich das Efeu durch die Decke wachsen.“ Sein Fazit: „Wir müssen auf der Verwaltungsseite besser werden.“ Eine Organisationsuntersuchung im Jahr 2024 habe ergeben, dass es im Rathaus zu viele Abteilungen gebe. Es müsse effektiv und zielgerichtet gearbeitet werden, betonte Großmann. „Wir haben hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus. Die wollen etwas ändern, man muss sie nur lassen. Und ich werde sie lassen.“
„Was wir brauchen ist ein Mensch, der Biblis, Wattenheim und Nordheim anführt, authentisch, willensstark und belastbar“, sagte Scheib über seine Motivation für die erneute Kandidatur. Er sei einer aus der Bürgerschaft. „Ich bin immer mittendrin. Daher weiß ich, was die Menschen vor Ort bewegt.“ Er wolle sich mit seinen Talenten einbringen, vielleicht auch mit seinem Widerstand, „aber vor allem mit meinem gesunden Menschenverstand“. Als er die Verwaltung übernommen habe, seien alle erfahrenen Kräfte in Rente gewesen. „Ich habe ein neues Team aufgebaut.“
Welche Erfolge Bürgermeister Scheib in seiner Amtszeit sieht
Auf die Frage nach den größten Erfolgen seiner Amtszeit, antwortete Scheib: „Der größte Erfolg ist, dass ich immer noch durch Biblis laufen kann, und alle Leute grüßen mich und sind respektvoll. Genau das mache ich auch.“ Er verwies auf die Herausforderungen während Corona. „Als Krisenmanager war es für mich wichtig, den Alltag gut zu gestalten, damit wir da alle so gut wie möglich durchkommen.“ Er erinnerte an die Sondersitzungen der politischen Gremien zur Zukunft des Neubaugebietes Helfrichsgärtel III, das er nicht in die Insolvenz schicken wollte und deshalb stark kritisiert wurde. Aber es mache einen Bürgermeister aus, zu sagen: „Das ist mein Weg, das machen wir, weil es passt.“
Reichen die Öffnungszeiten im Rathaus aus?
„Die Öffnungszeiten im Rathaus sind sagen wir mal 1B“, stellte Bernhard Zinke fest. „Kann man das besser machen?“ „Das könnte man, wenn man zum Beispiel die Wahlen und die Einbürgerung abschaffen oder mehr Personal genehmigen würde“, so der Bürgermeister. Gut laufe die Terminvergabe, um Wartezeiten zu verhindern.
„Ich brauche nicht mehr Personal, aber ich werde die Öffnungszeiten ausweiten. Das ist der Punkt“, entgegnete Großmann. „Es liegt nicht am Personal, es ist eine Frage der Organisation.“ Die Verwaltung soll eine Dienstleistungsbehörde sein, betonte Großmann. Sogar für das Abholen eines Personalausweises müsse ein Termin vereinbart werden.
Bürgermeister Scheib entgegnete, dass sich das geändert habe und es jetzt möglich sei, den Personalausweis ohne Termin direkt an der Theke abzuholen. Zuschauer Ottmar Wenz berichtete, dass er das Dorfzentrum mieten wollte, aber keinen Ansprechpartner erreichen konnte. Die Anmietung von Liegenschaften soll bald digital möglich sein, sagte Scheib.
Die bislang vergebliche Suche nach einem zweiten Hausarzt
Zuschauer Gert Geißler war besorgt wegen der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde, da es weiterhin nur einen Hausarzt gibt. Er fragte nach einem zweiten Doktor. „Wir müssen aktiv werden und Ärzte in den Kliniken ansprechen“, sagte Großmann. Die Gemeinde müsse Interessenten etwas bieten, zum Beispiel einen günstigen Bauplatz. „Diesen Weg sind wir längst gegangen. Wir hatten einen Arzt, der kommen wollte. Aber das ist am Bauplatzpreis gescheitert“, entgegnete Scheib.
Einig waren sich die Kandidaten, dass der neue Marktplatz hinter dem Rathaus eine Toilette erhalten soll. Wie die aussehen soll, wann sie geöffnet sein wird und wie viel Geld dafür nötig ist, steht noch nicht fest. Bis April sollen die Antworten gefunden sein, betonten Scheib und Großmann. Die Bauarbeiten für den Platz sollen nach dem Weihnachtsmarkt beginnen. Im August 2026 ist die Eröffnung vorgesehen.
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