Heddesheim. Das erlebt das Heddesheimer Theater-Publikum nicht alle Tage. Vor wie immer ausverkauftem Haus feierte die Truppe um Regisseur Jonas Gruber mit „Zoom“ tatsächlich eine Premiere. Die temporeiche Komödie mit Witz und Tiefgang, durchaus kabarettistischem Biss und einigen Musikeinlagen, kam sehr gut an im Auditorium des Bürgersaals. Szenenapplaus und viele Lacher begleiteten die vier Akteure bei ihrer verzweifelten Zoom-Suche im Internet nach einem Geschenk zur Goldenen Hochzeit ihrer Eltern. Die ungleichen Geschwister Marie (Marie Lumpp), Christoph (Dirk Wittun), Ralf (Bernd Blömer) und Thommy (Harry Heib) wurden am Ende mit viel Beifall verabschiedet.
Ein Tablett, ein Besuch beim Musical „König der Löwen“, einen Grill nach Artikel des Grundgesetzes „die Würste des Menschen sind unantastbar“ oder gar eine große Feier mit Spanferkel und Schützenverein? Die Vorschläge der vier Geschwister waren so verschieden wie die Charaktere der Schwester und der drei Brüder. Gestritten haben sich die Vier via Internet, was für die Zuschauerinnen und Zuschauer über vier Fenster zu beobachten war.
Besonders die lokalen Bezüge sorgen für Lacher im Publikum
Christoph, der Geschäftsführer der elterlichen Krawattenfabrik war vermeidlich aus Chicago zugeschaltet, die links-grüne Professorin Marie aus Hamburg, Softie Ralf, als Mitarbeiter im Liegenschaftsamt im Sabbatjahr mit Kids im Hintergrund aus Muckensturm – und schließlich provozierte Thommy als Verschwörungs-Schwurbler das angespannte Ringen um das passende Geschenk. Netzstörungen erschwerten die Kommunikation, „Eben dritte Liga, wie der SV Waldhof“, konstatierte Christoph. Es waren gerade die lokalen Bezüge, die immer wieder für Lacher im Publikum sorgten.
Ansonsten prägten die Konfrontationen um abgehobene Politiker, die schlechte Wirtschaftslage, Bürokratie, die Corona-Pandemie, das Klima, die kulturelle Überheblichkeit alter, weißer Männer, die aktuelle Demokratie-Diskussion, die Flüchtlingsfrage sowie Geschlechtergerechtigkeit den Zwist der Geschwister. Die Handschrift des Autors Dietmar Jacobs sowie der Kabarettisten Christian Ehring (extra3) und Martin Maier-Bode war deutlich zu erkennen. Darüber hinaus war beim so unterschiedlichen Quartett viel familiäre Vergangenheit zu bewältigen.
Das versöhnliche Ende stimmte schließlich zuversichtlich. Denn das schönste Geschenk an die Eltern war neben Tablett, Musical und Schützenverein, dass alle vier Kinder zur Feier ihrer Goldenen Hochzeit erschienen waren.
Regisseur: „Es war aufregend, ist aber gut gelaufen“
„Die können richtig gut singen!“, staunte zum Schluss eine Theatergängerin. Auch der kabarettistische Touch und die aktuellen Bezüge fanden neben Witz und Humor begeisterten Anklang. „Zoom hat mir sehr gut gefallen“, kommentierte Bürgermeister Achim Weitz das Theaterstück – und erinnerte sich aus eigener Erfahrung an „altbekannte Geschwisterprobleme“.
„Es war aufregend, ist aber gut gelaufen“, freute sich Regisseur Jonas Gruber im Gespräch mit dieser Redaktion über die gelungene Premiere. Viel Freude und Zustimmung habe er aus dem Heddesheimer Publikum gespürt. Sagt’s, und verabschiedet sich mit vier Flaschen Sekt, um hinter der Bühne mit seinem Team auf den Erfolg anzustoßen.
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