Ladenburg, Edingen-Neckarhausen. Die Fertigstellung der Neckarbrücke bei Ladenburg wird voraussichtlich erst 2027 erfolgen. Das geht aus der Antwort des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe auf eine Anfrage dieser Redaktion hervor. Zuletzt war eine Baufreigabe der Umgehungsstraße L 597 für Ende 2026 vorgesehen.
Bereits Ende Juli hatte die Behörde darüber informiert, dass sich durch die länger dauernden Kampfmittelerkundungen der Baubeginn auf dem Wasser um mehrere Wochen verzögert hat. „Die genauen Auswirkungen auf das Bauende lassen sich derzeit noch nicht abschließend beurteilen“, schreibt das RP. Dennoch sei davon auszugehen, dass sich die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme in das Jahr 2027 verschieben werde.
Positive Nachrichten gibt es hingegen bei den Kosten. Sie liegen für die gesamte Maßnahme bei 86,4 Millionen Euro, davon 8,9 Millionen Euro für den Radschnellweg Mannheim-Heidelberg, der über die neue Brücke führt. Damit gibt es seit der jüngsten Kostenfortschreibung vom August 2024 keine weitere Steigerung. „Derzeit gehen wir davon aus, dass wir mit der Gesamtmaßnahme im Kostenrahmen bleiben“, schreibt das RP. Allerdings sind die Ausgaben seit Baubeginn regelrecht explodiert, unter anderem wegen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine. Ursprünglich war der Bau der 3,3 Kilometer langen Trasse samt Brücke mit 36 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten haben sich also mehr als verdoppelt.
Fortschritte bei den Arbeiten sind deutlich zu erkennen
Ein Blick auf den Neckar bei Ladenburg zeigt den Fortschritt der Arbeiten. Der südlichste der Brückenpfeiler in Neckarhausen nahe der Rampe steht bereits, der zweite im Uferbereich ist nahezu fertig, wie die Schalung des Betonelements erkennen lässt. Zwei weitere Pfeiler werden mitten im Strom stehen, einer auf der Mole am Stauwehr, ein sechster auf der Uferseite in Ladenburg. „Die beiden Widerlager sind Puffer bei den Arbeiten“, erläutert André Nieder bei einer Ortsbesichtigung: „Wenn im Fluss der Wasserspiegel zu hoch wird, darf hier keiner mehr arbeiten.“ Dann kann stattdessen an den Widerlagern vorübergehend gearbeitet werden. Ein Widerlager ist ein massiver Unterbau an den Enden einer Brücke, der als Übergang zum Erddamm dient.
Im Wasser gestaltet sich der Bau der Pfeiler besonders schwierig. Zunächst wird eine Spundwand in den Untergrund gerammt und ein Anprallschutz eingebaut. Derzeit ragen gerade mehrere Stahlrohre aus dem Wasser. Dabei handelt es sich um erste Bauteile für einen Anprallschutz. Dieser soll die Baugruben für die Pfeiler im Neckar und die darin tätigen Arbeiter vor Schiffsanprall schützen. „Die vorhandenen Konstruktionen werden noch durch weitere Stahlrohre und angeschweißte Stahlträger ergänzt und nach Fertigstellung der Brücke wieder abgebaut“, erläutert das RP.
Rammwände bilden die beiden Baugruben im Fluss
Nebenan entsteht aus Rammwänden gerade eine weitere Baugrube im Neckar. Ist sie fertig, wird fortlaufend das Wasser angepumpt, um sie trocken zu halten. Mikropfähle sichern den entstehenden Pfeiler und verankern ihn im Untergrund, damit der Unterwasserbeton beim Betonieren vom Wasserdruck nicht nach oben gedrückt wird. „Das ist schon mords aufwendig“, erklärt Nieder. Zum Glück ist das nur bei zwei von sieben Pfeilern der Fall, die direkt im Fluss stehen.
Wenn alle Pfeiler und die Widerlager fertig sind, dann kommen die Stahlträger. Geplant war dafür April 2026. Ob dieser Termin noch gehalten werden kann, ist wegen der Verzögerungen bei der Kampfmittelerkundung unklar. Die Stahlträger werden in Belgien angefertigt und per Schiff angeliefert. Innerhalb von eins bis zwei Wochen werden sie vom Schiff aus eingehoben. Auch hier beginnen die Arbeiten im Süden und gehen Stück für Stück weiter.
Die Träger sind die Hauptbestandteile der Brücke. Darauf werden Platten aus Stahlbeton gegossen. Dazu dient ein Schalwagen in Fahrbahnbreite. Auf beiden Seiten der künftigen Brücke wird es Schienen geben, auf denen dieser Wagen fährt. Ein wenig wie bei der Eisenbahn. Der Wagen wird von Feld zu Feld bewegt, um die spätere Straße zu betonieren. Ein ähnliches Prinzip wie beim Bau der A 656 bei Mannheim-Friedrichsfeld, wie Nieder erläutert.
Der Straßenbau von der südlichen Rampe, rund 300 Meter, ist ebenfalls Teil des Brückenbaus. Auf Ladenburger Seite ist schon deutlich die künftige Zufahrt zur Brücke zu erkennen. Der neue Knotenpunkt mit Asphalt, ein Regenklärbecken und ein großes Versickerungsbecken entstehen zum Ende der Brückenbauarbeiten. „Das wird so getaktet, dass möglichst zeitgleich alles fertig ist“, erklärt Nieder. „Aufgrund der Verzögerungen durch die Kampfmittelsondierungen gehen wir derzeit davon aus, dass sich die Herstellung der Pfeiler bis ins erste Halbjahr 2026 erstrecken wird“, teilt das RP mit. Wenn alle Pfeiler stehen, kann das Einheben der Stahlträger beginnen. In diesen zwei Wochen kann es auch für den Schiffsverkehr Einschränkungen geben, ansonsten bleibt er von den Arbeiten im Wasser weitgehend unberührt.
Mit dem Neubau der L 597 schließt das Land eine letzte Lücke im regionalen Straßennetz, die seit den 1970er Jahren besteht. Damals wurden bereits Teile der Straße im Mannheimer Stadtteil Friedrichsfeld gebaut.
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