Literatur

Schriesheimer Stadtbibliothek mit Habekost-Lesung eröffnet

Britta und Christian "Chako" Habekost stellen in der wiedereröffneten Stadtbibliothek Schriesheim ihren fünften „Elwenfels“-Krimi mit Privatdektiv Carlos Herb vor, den es aus Hamburg in die Pfalz verschlagen hat

Von 
Peter Jaschke
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Nach zweijährigem Umbau kehrt mit dem Autorenpaar Britta und Christian „Chako“ Habekost das Leben in die Stadtbibliothek Schriesheim zurück. © Peter Jaschke

Schriesheim. Oh, wie schää: Der nagelneue „Elwenfels“-Band live - und gelesen von den Autoren „selwer“! Das mag mancher Fan von Britta und Christian „Chako“ Habekost gedacht haben. Denn als bekannt wird, dass die Schriftstellerin und der in Mannheim geborene Mundartkabarettist aus Bad Dürkheim höchstselbst in Schriesheim aus ihrem neusten gemeinsamen Regionalkrimi lesen, sind ruckzuck alle 100 Karten weg. Und so kehrt nach dem dreijährigen Umbauexil mit einem umwerfend vergnüglichen Auftritt endgültig das Leben wieder zurück in die integrierte Stadt- und Schulbibliothek Schriesheim.

Immer noch ein bisschen Baustelle

Eigentlich hat die in der Zwischenzeit sanierte Bücherei schon vor vier Wochen ihren regulären Betrieb am seit 1980 angestammten Standort wieder aufgenommen. Doch freut sich die Leiterin Johanna Krämer immer noch so, als wäre die für ihr Team und viele Nutzer entbehrungsreiche Zeit im Übergangsquartier in der benachbarten alten Aula des Gymnasiums im Schulzentrum gerade erst zu Ende gegangen. Es habe sich „einiges verändert und verbessert“, findet Krämer. „Wir sind sehr froh, wieder zurück zu sein, denn es ist schon ein ganz anderes Arbeiten hier“, sagt sie kurz vor der Lesung zur Feier der Wiedereröffnung. Zwar sei hier und dort „immer noch ein bisschen Baustelle, aber wir hatten jetzt einfach Lust zu starten mit einer tollen Veranstaltung“.

Auch Regine Hindorf, die Geschäftsführerin von Ute´s Bücherstube, die den Abend ebenso wie die VHS Schriesheim-Wilhelmsfeld mitermöglicht hatte, strahlt: „Schön, dass endlich wieder Lesungen möglich sind - das tut gut, weil unsere Zusammenarbeit sehr positiv und angenehm ist.“ Sie verrät vorab so viel: „Der neue Elwenfels-Krimi ist sehr unterhaltsam, fantasievoll und mit einem guten Touch Pfälzer Humor und Dialekt ausgestattet.“ Bevor es richtig losgeht, plaudert sich das kreative Gespann am Mikrofon noch etwas warm. Das geneigte Publikum erfährt: Weil die junge Britta Hasler, so ihr Mädchenname, früher kaum Freunde hatte, ist sie als „Bibliotheks- und Buchhandlungskind“ aufgewachsen. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, wie das endet, hätte ich gesagt: Das gibt ein gutes Leben“, erzählt die zunächst mit historischen Krimis bekannt gewordene Geisteswissenschaftlerin lächelnd.

Krimi in der Kurpfalz

Als sie von der entspannten Atmosphäre in der Bibliothek schwärmt und die Stimmung als „fast so schön wie auf einem Weingut“ bezeichnet, stimmt ihr „Chako“ erkennbar nur eher zögerlich mit einem gedehnten „Jaaa“ zu und wackelt dazu mit dem Kopf. Es ist weder der erste, noch der letzte Lacher, den er an diesem Abend erntet. Weil die wenigsten Zuhörer einen der inzwischen fünf gemeinsamen Elwenfels-Krimis des Paars gelesen haben, wie eine Blitzumfrage des gestandenen Comedians ergibt, führt Britta Habekost in die Welt ihrer Hauptfigur Carlos Herb ein. Den Privatdetektiv hat es aus Hamburg in die Pfalz verschlagen. Genauer: nach Elwenfels. Das ist ein imaginärer Ort mit 323 Menschen.

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„Sechs Kilometer hinter Deidesheim die Haardt ´nuff“, lokalisiert die Autorin den Sehnsuchtsort: „Wir haben dort alles zusammengenommen, was die Kurpfalz so schön macht, und das ist auch vieles von dem, was bei Chako auf der Bühne zu erleben ist.“ Den Kabarettisten fasziniert der Zusammenprall der Kulturen: „Carlos ist ein typischer Norddeutscher und kann von Haus aus nichts mit lauten, ausgelassenen feiernden Menschenmengen anfangen.“ Doch mit jedem Band werde die Figur weiter „eingepfälzert“. In „Traubentod“, dem jüngsten Werk, gerät Elwenfels in den Fokus einer Filmfirma - und Carlos verfolgen Schatten aus der Vergangenheit. Auch die fünfte Elwenfels-Folge erheitert, wie die Reaktionen im Publikum zeigen. Etwa, wenn ein Elwenfelser im Kampf gegen alles „Iwwerkandidelte“ raunzt: „Isch will ned, dass die bei uns rumfilme.“ Während „Chako“ gekonnt solche Mundartdialoge wiedergibt, liest Britta Habekost die Rahmenhandlung auf „Oxford“-Deutsch. Doch auch sie kann Komik! Das beweist sie, wenn sie - von Natur aus mit sonorer Altstimme sprechend - plötzlich hoch fistelnd eine Pfälzerin mimt.

„Es ist sehr gelungen“, sagt Bibliotheksleiterin Krämer hochzufrieden nach 80 kurzweiligen Minuten vor der Zugabe. Das insgesamt vierköpfige Team hatte sich den Feierabend verdient: In den Wochen der Schließung war der gesamte Medienbestand überarbeitet und aktualisiert worden. „Wir sind technisch auf dem neuesten Stand“, freut sich Krämer darüber, dass die Ausleihe dank Mikrochips nun deutlich schneller vonstattengehe. Radiowellen-Technologie zum automatischen Identifizieren und Lokalisieren der Medien macht´s möglich. Obendrein laden Sitz- und Arbeitsplätze wieder zum Verweilen und Lesen von Tageszeitungen ein. Und das WC ist jetzt barrierefrei.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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