Edingen-Neckarhausen. Eigentlich sollte es für Neckarhausen ein Tag des Feierns werden. Doch ein Tattoo auf dem Arm eines 81-jährigen Mannes, das eine rechte Symbolik aufweist, überschattet die 1250-Jahr-Feier des Ortsteils der Doppelgemeinde Edingen-Neckarhausen. Der Beschuldigte hatte am vergangenen Sonntag auf dem Festumzug teilgenommen, verkleidet als amerikanischer GI-Soldat.
Die Gemeinde hat den Vorfall nun an die Polizei weitergegeben, wie Bürgermeister Florian König dieser Redaktion sagt. Die Polizei bestätigte den Sachverhalt auf Anfrage. „Ein Fahrer des Festtagsumzugs“, so Sprecher Philipp Kiefner, sei „mit einer ,Blood & Honour’-Tätowierung (Englisch für Blut und Ehre) aufgefallen“. Gegen den 81-Jährigen laufen nun Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Verbotene Vereinigung
Zum Hintergrund: Seit dem Jahr 2000 ist die Vereinigung „Blood & Honour Division Deutschland“ in der Bundesrepublik verboten, da sie sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung richtet. „Die Tätowierung des Schriftzugs ,Blood & Honour’ selbst stellt dann ein strafbewehrtes Handeln dar, wenn dieses öffentlich getragen oder zur Schau gestellt wird“, erklärt Kiefner. Ob der Mann bereits durch ähnliche Vorfälle aufgefallen ist, darüber kann Kiefner keine Auskunft geben.
Der 81-Jährige weist die Vorwürfe im Gespräch mit dieser Redaktion derweil entschieden zurück. „Das hat nichts mit meiner Gesinnung zu tun“, sagt er. Er sei politisch neutral und achte darauf, dass der Schriftzug auf seinem Arm in der Öffentlichkeit nicht zu sehen ist.
Das Tattoo habe er inzwischen gute 50 Jahre. Es sei eine Sünde von früher. Damals habe er nicht gewusst, welche Bedeutung es habe. Aus „Aufmüpfigkeit“ habe er sich dafür entschieden. „Ich habe keine Ahnung von der Gruppierung“, betont er. Den Schriftzug übertätowieren oder entfernen zu lassen, komme jedoch nicht in Frage. „Was soll ich mich noch mal tätowieren lassen“, sagt der 81-Jährige und spricht auf sein Alter an: „Dann bekomme ich ja einen Herzinfarkt.“
81-Jähriger distanziert sich
Dennoch distanziert er sich von der Interpretation des Tattoos: „Ich heiße Volksverhetzung nicht gut.“ Zumal das auch nicht mit dem Auftritt auf dem Festumzug zusammenpasse. Schließlich hätten die Amerikaner Deutschland von den Nazis befreit. Auf dem Festumzug lenkte der Mann den Wagen mit der Nummer 42. Mit „Befreiung und Besetzung durch die Amerikaner“ wurde das Original-Fahrzeug des US-Militärs im Programmheft angekündigt. Schon vor acht Jahren beim Festumzug der 1250-Jahr-Feier Edingens hatte der Mann teilgenommen, informiert Bürgermeister König. In diesem Jahr seien die Veranstalter aktiv auf den 81-Jährigen zugekommen. Das Tattoo sei ihnen dabei nicht bewusst gewesen.
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König nimmt nun deutlich Abstand: „Ich distanziere mich generell von radikalem Gedankengut und wäre froh, wenn es das Tattoo nicht gegeben hätte.“ Nun müsse der Staatsanwalt entscheiden, ob ein Fehlverhalten vorliege. Polizeisprecher Kiefner erläutert: „Der Tatbestand an sich kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.“
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