Heddesheim. Wie viele Wohnungen in Heddesheim derzeit ungenutzt sind, weiß Bürgermeister Achim Weitz zwar nicht. Er ist aber fest davon überzeugt, dass hier ein großes Potenzial schlummert. Und das will er nutzen. Helfen soll dabei die neue Aktion Mietpartner, die jetzt offiziell begonnen hat.
Sandra Barth, seit 1. April bei der Gemeinde beschäftigt, betreut das Projekt federführend. Sie ist zudem als Integrationsbeauftragte tätig und soll in diesem Bereich koordinieren und ehrenamtliche Kräfte betreuen. Dabei fällt auch die Wohnungssituation von Geflüchteten und Obdachlosen mit in ihre Zuständigkeit.
„Im Wahlkampf habe ich gesagt, dass Heddesheim sozialer werden soll“, macht Weitz deutlich, warum er sich in diesem Bereich so stark engagiert. „Mietpartner Heddesheim“ lehnt sich an das Raumteilerprogramm des Landes an und folgt dem Beispiel von „Fairmietet“ in Schriesheim. Eins zu eins sei so etwas allerdings nicht zu übernehmen, findet der Bürgermeister: „Jede Kommune muss ihren eigenen Weg finden.“
Im Kern geht es aber um das gleiche: Eigentümer von leerstehenden Häusern oder Wohnungen sollen dazu gebracht werden, sie zu vermieten, und zwar nicht mit Zwang, sondern mit Hilfe bei der Vermietung. So übernimmt die Gemeinde für Vermieter eine Bonitätsprüfung, stellt also fest, ob mögliche Mieter zahlungsfähig sind. Darüber hinaus steht die Gemeinde für Mietausfälle von bis zu zwei Monaten gerade. Dort, wo das Jobcenter die Miete übernimmt, liegt der Mietbetrag bei neun bis zehn Euro pro Quadratmeter.
„Der Wohnungsbedarf ist nach wie vor sehr groß“, unterstreicht Weitz, auch wenn er in Heddesheim nicht unbedingt von Wohnungsnot sprechen will. Rund 100 Wohnungssuchende stehen nach Angaben von Daniela Ebert auf einer Liste, die sie im Rathaus führt. „Bei uns landen die, die auf dem freiem Wohnungsmarkt nichts finden“, erläutert die Mitarbeiterin, also etwa Wenigverdiener oder große Familien.
72 Sozialwohnungen könnten die Lage vorübergehend entspannen
Aktuell entstehen im Neubaugebiet „Mitten im Feld 2“ gerade 72 Sozialwohnungen. Das werde die Lage entspannen, glaubt der Bürgermeister, allerdings nur kurzfristig. Denn auch von außerhalb bestehe großes Interesse an Wohnraum in der Gemeinde. Beim Projekt Mietpartner kommen ausschließlich Bewerber zum Zug, die bereits in Heddesheim wohnen.
Bei den rund 100 Wohnungen, über die die Gemeinde selbst verfügen kann, gibt es etwa zehn Ein- und Auszüge pro Jahr. „Wir können nur neu belegen, wenn eine leer wird“, macht Bürgermeister Weitz das Dilemma klar. Auch deshalb wirbt er darum, Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Dabei richte sich die Gemeinde ganz nach den Wünschen der Vermieter. Egal, ob jemand lieber an Alleinstehende, an Alleinerziehende oder an ein älteres Ehepaar mit Hund vermietet: „Wir versuchen, den maßgeschneiderten Mieter zu finden. Möglich ist alles. Unsere Listen geben vieles her.“ Zugleich unterstreicht der Bürgermeister: „Wir wollen kein Makler sein.“ Wer als Mieter zum Zuge kommen will, braucht einen Wohnberechtigungsschein. Diesen erhält man bis zu einem Jahreseinkommen von 44 000 Euro brutto als Alleinstehender und bis zu 65 000 Euro als Familie. Für Singles darf die Wohnung maximal 45 Quadratmeter groß sein, für einen Vier-Personen-Haushalt sind es hingegen 90 Quadratmeter.
Rund 200 Wohnungen in Heddesheim standen 2022 leer
Wer eine Wohnung anzubieten hat, kann sich online über eine eigens dafür eingerichtete Seite melden, die in Kürze online geht, oder auf Wunsch auch ein Papierformular ausfüllen. Zudem wird Sandra Barth in nächster Zeit an verschiedenen Stellen ihren Infostand aufstellen, um zu informieren. Einer der ersten Termine ist am Freitag, 25. Juli, beim Wochenmarkt auf dem Dorfplatz.
Weitz ist überzeugt, dass es zu viele ungenutzte Wohnungen in Heddesheim gibt: „Das hört man viel im Ort.“ Genaue Zahlen kenne die Gemeinde nicht. Nach jüngsten Zahlen des Mikrozensus waren es Stand Mai 2022 rund 200. Mehr als 110 davon standen seit mindestens einem Jahr leer. Knapp ein Drittel der leerstehenden Wohnungen sollten innerhalb eines Jahres wieder vermietet werden. Es ist, wie Weitz sagt, ein großes Potenzial, das da schlummert.
Infos auf der Homepage der Gemeinde
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Eigentümer dürfen Wohnungen nicht leerstehen lassen