Heidelberg. Vor dem Heidelberger Landgericht ist am Dienstag eine Frau als Zeugin geladen, die Ende Februar dieses Jahres ein echtes Martyrium erlebt haben soll. Befragt wird sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn ihre Ausführungen sind zu intim, zu persönlich, zu erschütternd.
Es geht um den 28. Februar dieses Jahres. Staatsanwältin Anette Gattner hat bereits am ersten Prozesstag akribisch nachgezeichnet, was sich in am frühen Morgen dieses Tages in Edingen-Neckarhausen zugetragen haben soll: Der Angeklagte, Ramzi S., habe mit einem Hammer die Terrassentür eingeschlagen, um ins Innere eines Hauses zu gelangen - „auf der Suche nach Wertgegenständen.“
Erpresserischer Menschenraub?
Er sei bis ins Schlafzimmer der Bewohnerin vorgedrungen, während ihre beiden Töchter in anderen Räumen schliefen. Er soll die Schlafzimmertür verschlossen und die Frau geweckt haben. Dann habe er den Hammer und eine Säge hin- und hergeschwungen, um der Frau Angst zu machen.
Immer wieder soll er die Herausgabe von Wertgegenständen gefordert haben, während die Frau betonte, sie sei alleinerziehend und „habe nichts“. Dies bewog den Angeklagten laut Staatsanwaltschaft dazu, den Druck zu erhöhen.
Peiniger war stundenlang im Haus
Ramzi S. soll sich vor seinem Opfer aufgebaut und mit der Säge nach ihr geschlagen haben, ihr Schnittwunden und ein Hämatom zugefügt haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihn deshalb wegen erpresserischen Menschenraubs angeklagt. Darauf steht eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren.
Außerdem ist der 36-Jährige wegen Einbruchs, gefährlicher Körperverletzung, räuberischer Erpressung und sexueller Nötigung angeklagt. Denn als Z. gemerkt habe, dass in dem Haus kaum etwas zu holen sei, soll er versucht haben, die Frau zu vergewaltigen. Wieder und wieder.
Angeklagter räumt die Tat vor Gericht ein
Aber die Frau habe sich gewehrt, hieß es in der Anklageverlesung. Vehement wehrte sie die körperlichen Angriffe in ihrem eigenen Schlafzimmer ab. Trotzte ihrem Peiniger, der erst nach drei Stunden das Haus der Familie verlassen haben soll, nachdem er sich im Badezimmer der Frau noch gewaschen habe.
Ramzi S.s Verteidigerin, die Heidelberger Anwältin Sandra Bauer, gibt zu Beginn des zweiten Prozesstages eine kurze Erklärung für Ihren Mandanten ab: Er räumt die Tat ein, weitere Fragen möchte der Angeklagte zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.
Drogensucht und Geldprobleme
Aber er äußert sich an diesem zweiten Prozesstag zu seiner Vorgeschichte, berichtet von seiner Kindheit in Algerien und in Frankreich, vom Terrorismus in seiner Heimat. Von Drogen, Beziehungen, einem Sohn, der geboren wurde, während er in Frankreich in Haft saß - wegen Diebstahls unter Gewaltanwendung.
Der Vorsitzende Richter Jochen Herkle verweist auf weitere Auszüge aus dem französischen Strafregister. Dann berichtet Ramzi S., wie er über die Schweiz nach Deutschland kam, von seiner Drogensucht und Geldproblemen. Einer Ersatzdroge, und wie ihm davon die Zähne ausgefallen seien. Und dass er knapp zwanzig Tage im Patrick Henry Village gelebt habe. Bis zu seiner Verhaftung.
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