Speyer. Regentage gehören zum Klima. Für die Bürger im Stadtteil Speyer-West war das keine Frage, denn sie trotzten dem Nass aus den Wolken und kamen am Samstag auf den Berliner Platz. Mit gutem Gewissen schlemmen zu können, zog sie quasi magisch an. Die Informationen rund um Klima und Nachhaltigkeit stillten den Wissensdurst.
Das Thema Essen bestimmte den Nachmittag. Für 50 Cent Einsatz gab’s vom Marmeladenbrot bis zu gefüllten Teigtaschen vieles. Die Speyerer Klimaschutzmanagerin Katrin Berlinghoff war begeistert ob des Engagements der Mitwirkenden und der Vielseitigkeit. „Das Angebot ist super, so bunt und vielfältig“, stellte sie auf Nachfrage heraus.
Berlinghoff selbst hatte bereits zugegriffen und gönnte sich gerade ein veganes Tiramisu in der selbst gebackenen Waffelschale. „Ich kann alles empfehlen“, motivierte sie zum Selbsttest. Den hatte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) schon hinter sich und war angetan von den Leckereien und der Kreativität, die die Protagonisten bei der Vorstellung von Projektarbeit und Beratungsangeboten an den Tag gelegt hatten.
Verdauen musste die Stadtchefin selbst das Ergebnis, das bei ihrer Erstellung des ökologischen Fußabdrucks herausgekommen war. „Da ist noch Luft nach oben“, gab Seiler zu und nannte konkret die Bereiche Wohnen und Mobilität. Ein Punktesystem zu Antworten auf spezielle Fragen hatte das ergeben. Auf dem Pflaster des Berliner Platzes hatten Mitglieder des Vereins „InSPEYERed“ große Füße ausgelegt, auf denen diese zu lesen waren.
An nächste Generation denken
Wir oft werden Lebensmittel weggeworfen, wie oft wird saisonales Obst und Gemüse gekauft? Wie oft läuft die Waschmaschine und wie häufig wird das Fahrrad genutzt? Die Bilanz daraus ergab den persönlichen Fußabdruck in der Umwelt. Zorana Vujicic aus der Projekt-AG der Burgfeld-Realschule plus stand aus Überzeugung mit ihrer Gruppe hinter einem Stand. Trotz ihres selbst noch jugendlichen Alters schaut sie bereits auf die nächsten Generationen. „Sie wollen auch gut leben. Deshalb ist mir der Klimaschutz wichtig“, betonte Zorana.
Im Alltag versucht sie daher, Plastikmüll weitgehend zu vermeiden und steigt lieber aufs Rad oder in öffentliche Verkehrsmittel als ins Auto. „Nachhaltigkeit ist wichtig“, ergänzte AG-Leiter Andreas Kopf. In der Schule lernten die Kinder bereits, ihr Geschirr selbst mitzubringen, sodass Müll vermieden wird.
Ob Kuhmilch schlechter für die Umwelt ist als Pflanzenmilch, wie viel Fläche Fleischesser umgerechnet benötigen, was die Umweltpaten von Speyer-West Gutes tun und wie die Stadtwerke beim Klimaschutz durch Energiesparen unterstützen können, lernten die Besucher der Veranstaltung sowohl anhand von Schautafeln als auch in aufklärenden Gesprächen. Anregungen für nachhaltige Rezepte zum Nachkochen zu Hause gab es zum Mitnehmen.
„Die Teilnehmer zeigen, dass Klimaschutz Spaß macht und durch den Magen geht“, stellte Berlinghoff lächelnd fest. Ein Randthema sei dieser längst nicht mehr. „Die Wissenschaft hat sich vor 30 Jahren schon damit beschäftigt“, gab sie zu bedenken. OB Seiler kann zwar nicht einordnen, wo sich die Stadt Speyer in einem Ranking bewegen würde, jedoch ist sie überzeugt: „In der Bewusstseinsbildung und in der Netzwerkarbeit sind wir sehr stark aufgestellt.“ Seiler lobte zudem den Mut der zahlreichen Start-ups, die während der Corona-Pandemie im Sinne des Klimaschutzes entstanden sind. mus
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