Speyer. Als die Nachricht vom Tod von Michail Gorbatschow die Runde machte, erinnerten sich viele Kurpfälzer an dessen Besuch am 10. November 1990 im Dom. Auf dem Platz davor waren Gorbi-Sprechchöre zu hören, Tausende waren gekommen, um dem Erfinder von Glasnost zu begegnen.
Der Präsident der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken war in Begleitung seiner Frau Raissa in den Speyerer Dom gekommen. Er war einer Einladung des damaligen Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl gefolgt, dessen Frau Hannelore ebenfalls dabei war. Begrüßt wurden die Staatsgäste von Bischof Dr. Anton Schlembach, der die beiden Ehepaare in Begleitung einiger weiterer Funktionsträger des Landes und der Stadt in den Dom führte. Sowohl der Bischof als auch der Staatspräsident betonten, wie viel Hoffnung auf weltweiten Frieden sie haben. Der Dom wurde als Sinnbild eines einigen Europas beschrieben. Auch frühe Verbindungen zum Osten wurden benannt. So war Salierkaiser Heinrich IV. in zweiter Ehe mit Adelheid (Praxedis) von Kiew, Tochter des Großfürsten Wsewolod I, verheiratet.
Domsakristan Markus Belz erinnert sich: „1990 hatte ich frisch als Sakristan angefangen. Der Besuch Gorbatschows war eine besondere Erfahrung. Vor dem Dom war die Hölle los. Das rote Flatterband, das als Absperrung dienen sollte, war herunter getreten. Ich war dabei, als in der Sakristei Teile des Domschatzes gezeigt wurden. Er und seine Frau haben mir die Hand gegeben. Die beiden hatten eine besondere Ausstrahlung.“
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