Speyer. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, die Musik des Mittelalters in der Architektur ihrer Zeit zu genießen. Seit mehr als 20 Jahren finden deshalb in der Kultursommer-Reihe „Via Mediaeval – Musik und Räume des Mittelalters“ Konzerte im Süden von Rheinland-Pfalz statt, die in diesem Jahr vom 27. August bis zum 30. September Einblicke in die mittelalterliche Musik Osteuropas geben: Melodien sowie Texte aus Böhmen, Bulgarien, Zypern und Polen, meist dargeboten von Ensembles aus Osteuropa.
Mit der Gruppe „Peregrina“ und der Krypta des Speyerer Doms trifft ein bekanntes Ensemble auf einen altehrwürdigen Ort. Am Freitag, 23. September, um 19.30 Uhr führt das Ensemble in einem vielfältigen Konzertprogramm durch die umbruchreiche Geschichte Polens und drei ihrer Regionen.
Polen – ein Land dessen Geschichte besonders im Mittelalter von Umbrüchen geprägt war. Bereits im frühen 10. Jahrhundert entstand das Herzogtum Polen, zerfiel aber nur zwei Jahrhunderte später wieder in Kleinpolen, Großpolen, Pommern, Pommerellen, Schlesien und Masowien.
Mit dem Programm „Polonica“ geht es auf eine musikalische Reise durch drei dieser Regionen. Die erste Station ist Wielkopolska, auch bekannt als Großpolen. Dorthin wurde der Prager Bischof Adalbert in die Hauptstadt Gnesen (die Partnerstadt Speyers) ausgesandt, um das Wort Gottes zu verbreiten. Nach seinem Tod wurde er heiliggesprochen und zahlreiche Sequenzen, Offizien, Hymnen und Halleluja-Verse entstanden zu seinen Ehren.
Eine kulturelle Blütezeit
Anschließend geht es weiter nach Kleinpolen, Malopolska genannt, wo sich als Gegengewicht zu Adalbert ein Kult des heiligen Stanislaw entwickelte. Im 13. Jahrhundert erlebte die Region unter Einfluss der Heiligen Kinga von Ungarn eine kulturelle Blütezeit und stach mit polyphonen Mess- und Ordinariumssätzen musikalisch hervor. Das letzte Ziel der Reise ist Pomorze oder Pommern. Von vielen verschiedenen Kulturen geprägt, weist das Herzogtum eine komplexe politische Geschichte auf, die sich wiederum auch in der Musik niederschlägt. Das Ensemble „Peregrina“ („die Umherziehende“) wurde 1997 von der polnischen Sängerin und Musikwissenschaftlerin Agnieszka Budzinska-Bennett in Basel gegründet. Es erforscht und interpretiert geistliche sowie weltliche Musik aus dem Europa des 9. bis 14. Jahrhunderts. Das Ensemble orientiert sich in Interpretation und Stil an originalen Quellenmaterialien und Traktaten und berücksichtigt musikwissenschaftliche sowie historische Forschung. „Pereginas“ Ziel ist, in der Aufführungspraxis eine größtmögliche Nähe zu den Quellen zu schaffen, ohne die stimmliche Balance und Klangschönheit in Mitleidenschaft zu ziehen. zg
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-speyer-das-mittelalter-verbindet-sie-_arid,1987305.html