Umwelt

Zu wenig fürs Grundwasser: Im Februar fallen in der Region nur zehn Liter Regen

Die jüngsten Regengüsse haben ein wenig für Linderung gesorgt. Für die Neubildung des Grundwassers waren die Mengen jedoch deutlich zu wenig. Dabei gibt's viel aufzuholen: Im Februar hat's nämlich fast gar nicht geregnet

Von 
Bernhard Zinke
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Rhein-Neckar. Die Landwirte der Region schauen mit bangem Hoffen in Richtung Himmel. Seit Wochenmitte sind mehrere Regentiefs über dem Südwesten unterwegs. Angekündigt hatten die Wetterexperten ergiebige Niederschläge. Wirklich viel heruntergekommen ist noch nicht. Zudem hat der Wind die Feuchtigkeit zum Teil wieder weggeblasen. Es wären aktuell jedoch perfekte Bedingungen, um die Grundwasserspeicher in der Region zu füllen. „Der Boden ist recht feucht. Wenn es jetzt darauf regnet, dann kann sich daraus tatsächlich neues Grundwasser bilden“, sagt Kathrin Böttcher, beim Mannheimer Energieunternehmen MVV zuständig für die Wasserwirtschaft und den Ressourcenschutz.

Allerdings bezweifeln alle Experten, dass diese aktuellen regnerischen Tage ausreichen, um das Defizit der vergangenen Wochen auszugleichen. Denn der Februar war definitiv viel zu trocken. Im ganzen Monat hat es in der Region gerade mal zehn Millimeter pro Quadratmeter geregnet. Das sind nur gut 20 Prozent des Mittelwerts der vergangenen 30 Jahre.

Tiefrote Flecken auf den Karten des DWD

In anderen Regionen Deutschlands sei die Situation deutlich entspannter, sagt Frank Kaspar, Chef-Hydrometeorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Aber ausgerechnet im Dreiländereck der Metropolregion zeigen die Karten des DWD, die die Niederschlagsmengen genau dokumentieren, tiefrote Flecken. Und auch die Niederschlagsmenge des kompletten Winters, also der Monate Dezember bis Februar, liegt an der Neckarmündung bei 50 Prozent und weniger des vieljährlichen Mittels der Jahre 1961 bis 1990.

„Der Klimawandel ist im Gange. Das ist in unseren Karten längst dokumentiert“, sagt Kaspar. Der Winter sei zwar nicht der trockenste aller Zeiten gewesen, liege aber deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Was den Fachleuten allerdings durchaus ein wenig die Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Alle Wettermodelle sagen voraus, dass die Niederschlagsmenge im Jahresmittel gleich bleibt, sich allerdings verstärkt auf die Wintermonate konzentriert. Genau das hat im Februar eben nicht stattgefunden. Und auch im Januar habe es schon weniger Niederschlag gegeben als im langjährigen Durchschnitt, so Wolfgang Guckert, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Rhein-Neckar aus Mannheim.

Nasses Frühjahr würde helfen

Die Monate November bis Januar seien eigentlich gar nicht so schlecht gewesen, findet Guckerts Stellvertreter im Kreisbauernverband, Volker Kaltschmitt aus Heidelberg. „Aber es fehlt das Grundwasser der vergangenen zwei bis drei Jahre“, sagt er. Der Wasserspeicher im Boden müsse gefüllt sein, damit sich der Grundstock der Pflanzen ausbilden könne.

Wichtig sind die nasskalten Wintermonate für die Grundwasserneubildung vor allem auch deswegen, weil der Niederschlag nicht wie im Sommer gleich wieder verdunstet, sondern in den Boden eindringen und versickern kann. „Ein nasses Frühjahr würde uns weiterhelfen“, sagt Wolfgang Guckert. Aber bitte nicht in wenigen starken Güssen. Da fließe das Wasser sofort über die Oberflächen in den Rhein und sei fürs Grundwasser verloren. Ein paar lange und mehrtägige Landregen seien gerade zum Beginn der Wachstumsperiode enorm wichtig.

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Also hoffen auf den April, der bekanntlich macht, was er will? Ein Blick in die Wetterdaten der vergangenen Jahre zeigt aber, dass auch der April sich nicht mehr an die Bauernregel hält, die für wechselhaftes, immer auch mal nasskaltes Wetter steht. Denn auch der April war in den vergangenen zehn Jahren häufig zu trocken, berichtet DWD-Hydrometeorologe Frank Kaspar.

„Wir hoffen auf Regen in den kommenden zwei Monaten“, schließt sich Kathrin Böttcher von der MVV den Wünschen der Landwirtschaft an. Denn auch bei den Grundwasserressourcen, die die MVV im Käfertaler Wald, auf der Rheinau und in der Schwetzinger Hardt nutzt, lassen sich seit dem Jahr 2018 leicht sinkende Pegelstände feststellen. Dramatisch sei die Situation hier vor Ort aber nicht: „Es gab schon deutlich niedrigere, aber auch schon deutlich höhere Grundwasserstände“, berichtet sie. Aktuell befinde man sich etwa auf dem Niveau des langjährigen Mittels, teilweise leicht darunter.

Wenig versiegelte Flächen

Es sei nicht zu befürchten, dass aus den Wasserhähnen der Haushalte kein Wasser mehr kommen könnte. Dafür sind die Grundwasserreservoirs, auf denen die Region lebt, schlicht viel zu groß. Jedoch sei es absolut sinnvoll, bewusst mit dem lebensspendenden Rohstoff umzugehen.

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Dazu gehöre beispielsweise auch, Wohngebiete zu planen, in denen möglichst wenig Flächen versiegelt würden und der Regen direkt vor Ort versickern könne. Auch die Industrie sei gefordert, habe aber auch schon viel in wassersparende Technik investiert. So seien die Grundwasserstände im Bereich der Friesenheimer Insel mit dichter Industrie-Ansiedlung im Lauf der vergangenen Jahrzehnte deutlich angestiegen, signifikantes Zeichen dafür, dass auch die Industrie erheblich weniger Grundwasser für ihre Produktion verbrauche als früher.

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