Rhein-Neckar. Die Energieträger der Zukunft sind Solarenergie, Windkraft, Wasserstoff - und in der Metropolregion möglicherweise verstärkt auch Geothermie. Im Oberrheingraben arbeiten bereits verschiedene Firmen wie MVV und EnBW zusammen mit den Partnern wie Vulcan und GeoHardt daran, die potenziellen unterirdischen Energiequellen zu suchen und anzuzapfen.
Der Karlsruher Energie- und Lithiumanbieter Vulcan Energie Ressourcen hat sein Lizenzgebiet in der Metropolregion nochmals erweitern können, wie das Unternehmen meldete. Das jetzt 1440 Quadratkilometer große Gebiet umfasst Nordbaden, die Südpfalz und das Ried. Für das hessische Ried verfügt das Unternehmen bereits über 3D-Daten der Bodenstruktur. Hier hatte in den vergangenen Jahren bereits das Unternehmen Rhein-Petroleum nach potenziellen Ölquellen gesucht und mit Spezialfahrzeugen Schallwellen in den geschickt, um durch das Echo Erkenntnisse über die Bodenbeschaffenheit zu erhalten.
Untersuchungen ab September
In der Südpfalz will das Karlsruher Unternehmen nun mit den Bodenuntersuchungen durch die sogenannte 3D-Seismik beginnen. Dafür hätten die Kommunen Landau, Herxheim, Rohrbach, Insheim, Offenbach an der Queich, Billigheim-Ingenheim, Impflingen und Erlenbach grünes Licht gegeben, wie Vulcan meldet. „Die Unterstützung für eunsere Explorationsanträge ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Wärme- und Verkehrswende und zeugt von dem wachsenden Vertrauen in unsere Arbeit“, zitiert eine Pressemitteilung Vulcan-Geschäftsführer Horst Kreuter. Eigenen Angaben zufolge hat der Energie- und Lithiumanbieter ein Verfahren entwickelt, das die weltweit erste CO2-freie Lithiumgewinnung aus den Thermalwässern des Oberrheingrabens in Deutschland ermöglichen soll. Lithium ist besonders wichtig für die Herstellung von wiederaufladbaren Batterien, vor allem bei E-Autos. Normalerweise werde bei dem Abbau von Lithium viel CO2 freigesetzt, so die Firma Vulcan.
Mit einem neuen Verfahren würden die ungewöhnlich heißen Thermalwässer des Oberrheingrabens genutzt, in denen bereits große Mengen an Lithium natürlich gelöst seien. Durch die Stromproduktion aus erneuerbarer geothermischer Energie sei der gesamte Prozess unabhängig von fossilen Brennstoffen und verbrauche nur wenig Wasser und Fläche. Der überschüssige Strom werde dann ins Netz gespeist. Laut Vulcan sei es langfristig möglich sei, den ganzen Lithium Bedarf in Deutschland mit Geothermieanlagen im Oberrhein-Gebiet decken zu können.
Das Potenzial der bis zu 160 Grad heißen Quellen in 3500 Meter Tiefe wollen auch die Energieversorger MVV und EnBW in dem gemeinsamen Unternehmen GeoHardt erschließen - allerdings vorerst nur zur Einspeisung ins Fernwärmenetz. Die Gewinnung von Lithium spielt für GeoHardt zunächst keine Rolle. Dieses Joint Venture will sich auf eine Fläche etwas südlich der Achse Mannheim - Heidelberg konzentrieren und im Winter Messwagen losschicken.
Sorgen um Erdbeben
Allerdings stehen beide Unternehmen in Kritik, zu leichtfertig über die Risiken der Geothermie hinweg zu sehen. Bürgerinitiativen kritisieren aber immer wieder die möglichen Auswirkungen von Tiefenbohrungen. Bohrungen könnten zum Beispiel dem Grundwasser schaden oder Erdbeben auslösen. In einem ausführlichen offenen Brief warnt Bürgerinitiative (BI) Geothermie Brühl/Ketsch die Bürgermeister und Gemeinderäte der Kommunen in Nordbaden vor großer Euphorie und zitiert den Geophysik-Professor Andreas Rietbrock des Karlsruher Instituts für Technologie, wonach Eingriffe in der Tiefe des Oberrheingrabens zwangsläufig Folgen haben, weil es geologische Spannungen gebe. „Wenn man irgendetwas an der Erde verändert, muss man damit rechnen, dass Beben entstehen können“, sagte Rietbrock in einem Interview im vergangenen Jahr mit den Badischen Neuesten Nachrichten. Deshalb lehnt die BI Geothermie in der Region ab.
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