Speyer/ Schifferstadt. Die Stadtwerke Speyer und Schifferstadt suchen auf einem Gebiet von 150 Quadratkilometern nach einem möglichen Standort für eine neue Geothermie-Anlage. Nachdem das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) den beiden Stadtwerken das Go gegeben hat, haben die Energieunternehmen nun Experten beauftragt, die den Boden rund um Speyer, Schifferstadt und den Rhein-Pfalz-Kreis bis zum angrenzenden Landkreis Bad Dürkheim untersuchen, indem sie geologische Daten zusammen tragen - auf der Suche nach bestimmten Faktoren. „Die Eignung eines Gebiets für die Gewinnung geothermischer Energie hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab“, sagt Sandra Daum, Sprecherin der Stadtwerke in Speyer. Erstens: möglichst hohe Temperaturen im Untergrund in möglichst geringer Tiefe. Zweitens, dass es Wasser in den entsprechenden Tiefen gibt und Strukturen, durch die dieses Wasser fließen kann.
Dabei greifen die Stadtwerke auf bestehende Daten zurück und prüfen, ob geologische Daten auch von anderen Firmen zugekauft werden können. Diese liegen laut Mitteilung der beiden Stadtwerke bereits für einen großen Teil des Gebietes vor. Auf Basis dieser Ergebnisse soll in einem nächsten Schritt entschieden werden, ob weitere Messungen nötig sind. Und erst wenn für das gesamte Gebiet alle erforderlichen geologischen Daten vorliegen, sollen Standorte ausgemacht werden, die sich für eine Geothermieanlage anbieten. Der nächste Schritt - Erdbohrungen - müssen dann in einem neuen Verfahren genehmigt werden.
Bürgerbeteiligung
- Die beiden Stadtwerke wollen Bürgerinnen und Bürger sowie beteiligte Kommunen frühzeitig in das Projekt miteinbeziehen. Im Mai sind zwei öffentliche Veranstaltungen dazu geplant.
- Am Montag, 9. Mai, 19 Uhr, findet eine Info-Veranstaltung in Speyer im Stage-Center in der Hasenpfühlerweide 2 statt. Am Dienstag, 24. Mai, 19 Uhr, ist ein gemeinsamer Termin im Paul-von-Denis-Schulzentrum (Aula der Realschule Plus) im Neustückweg 2 in Schifferstadt angesetzt.
- Weitere Infos unter www.stadtwerke-speyer.de/geothermie und www.sw-schifferstadt.de/Aktuelles/Geothermie
Auch Stromerzeugung geplant
In Geothermie-Anlagen wird heißem Wasser aus der Erde - hierfür wird mehrere hundert oder tausend Meter tief gebohrt - an der Oberfläche mittels eines Wärmetauschers die Energie entzogen. Das erkaltete Wasser wird dann zurück in die Erde gepresst.
Möglich ist das, weil im Innern der Erde hohe Temperaturen herrschen. Diese Erdwärme lässt sich zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung nutzen. Dabei wird zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie unterschieden. Wird die Erdwärme zum Beispiel mittels Sonden aus Bereichen von bis zu etwa 400 Metern gewonnen, spricht man von oberflächennaher Geothermie. Die Temperaturen liegen bei rund 25 Grad. Damit lassen sich Gebäude heizen oder kühlen.
Bohrungen von bis zu 5000 Metern fallen unter den Begriff der tiefen Geothermie - die auch die beiden Stadtwerke planen. Die Erdwärme ist dort viel höher, dadurch kann man ganze Wärmenetze versorgen - und Strom erzeugen. „Wir wollen damit die Potenziale der Erdwärme in der Region nutzen und die gemeinsamen Klimaziele einer regenerativen Wärme- und Stromerzeugung erreichen“, sagt Kerstin Henze von den Stadtwerken in Schifferstadt. Die Geothermie sei neben Solar- und Windenergie ein weiterer Baustein, um erneuerbare Energien zu stärken - und ein wichtiger Schritt „weg von fossilen Brennstoffen und hin zur unabhängigen, lokalen Energieversorgung“. Tatsächlich gilt die Erdwärme als besonders klimafreundlich, weil kaum CO2 entsteht, das zur Erderwärmung beiträgt. Außerdem ist die Erdwärme unabhängig von Wind oder Sonne. Darüber hinaus ist die Anlage steuerbar - und die Erdwärme praktisch unendlich.
Kritiker verweisen häufig auf die Erdbeben, die mancherorts vermutlich durch den Eingriff in den Untergrund ausgelöst worden sind. „Beiden Unternehmen ist es wichtig, den Bürgern zu erklären, warum wir was tun und was auf sie zukommt“, sagt Henze von den Stadtwerken in Schifferstadt.
Dies gelte für Anwohner und beteiligte Kommunen gleichermaßen. Die Stadtwerke geben an, dass sie dabei von der unabhängigen Stiftung Risiko-Dialog aus der Schweiz begleitet würden, die Erfahrungen in verschiedenen Geothermieprojekten vorweisen könne.
Nach der Auswertung der Daten sollen bis zum Sommer 2023 die Standorte, die in Frage kommen, feststehen, sagt Sandra Daum. In den darauffolgenden Jahren könne man sich an den Standorten, die die besten Voraussetzungen hätten, auf Probebohrungen einstellen.
„Von der ersten Probebohrung bis zum Kraftwerksbetrieb vergehen in der Regel nochmals etwa drei Jahre - vorausgesetzt die Probebohrung war erfolgreich“, so die Sprecherin der Stadtwerke in Speyer.
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