Stadtplanung

Wie Ludwigshafens neue Mitte aussehen soll

Wie die neue Helmut-Kohl-Allee in Ludwigshafen aussehen soll, ist einigermaßen bekannt. Aber wie steht's um das Quartier drumherum? Für Ludwigshafens neue Mitte gibt es jetzt auch schon erste Vorstellungen und Wünsche

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Uwe Rauschelbach
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Wie soll der Bereich rund um die neue Helmut-Kohl-Allee aussehen. Ab sofort entwickeln drei Planungsbüros erste Konturen. © Stadt Ludwigshafen

Ludwigshafen. „Bitte möglichst viel Natur und grüne Flächen“, so eine Bürgermeinung zur Planung des neuen Ludwigshafener Stadtquartiers entlang der künftigen Helmut-Kohl-Allee. 125 Bürgerinnen und Bürger haben sich an der Online-Befragung zur Struktur des rund 39 Hektar großen Areals beteiligt, das in einem so genannten Werkstattverfahren entwickelt werden soll. Hierbei spielt die Bürgerbeteiligung eine wesentliche Rolle, wie jetzt zum Start des Verfahrens betont wurde.

Die drei Planungsbüros haben nun vier Monate Zeit, erste Konturen für das Rhein-nahe Areal zu skizzieren. Nach der ersten Dialogphase, die sich zwischen 19. August und 6. September im Online-Forum www.ludwigshafen-diskutiert.de abgespielt hat, wollen die Stadtverwaltung und die Ludwigshafener LCE Lu-City Entwicklungs-GmbH für 17. Dezember eine Bürgerwerkstatt auf der Grundlage der Ideen der Planungsbüros einberufen. Mit einer weiteren Bürgerbeteiligung am 29. Januar und einem anschließenden Informationsforum sollen dann die Grundzüge für das neue Ludwigshafener Filetstück festgelegt werden.

GA_MRN_Neugestaltung Innenstadt © Grafik MM

Von konstruktiven Vorschlägen aus den Reihen der Ludwigshafener Bevölkerung sprach Christof Kullmann vom Büro a:dk, welches das Werkstattverfahren im Auftrag der Ludwigshafener LCE koordiniert. Ein Großteil der Stimmen sei zur ökologischen Gestaltung des künftigen Areals sowie zur verkehrlichen Anbindung abgegeben worden. Laut Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck geht es mit Blick auf das ambitionierte Städtebauprojekt denn auch darum, „nicht an den Menschen vorbei“ zu planen: „Es soll ein Quartier werden, in dem Menschen glücklich sind.“

Jutta Steinruck: „Wir planen die Stadt unserer Enkelkinder“

Mit Blick auf den Zeitraum von bis zu 25 Jahren, die Planung und Umsetzung voraussichtlich benötigen werden, sagte Steinruck auch: „Wir planen die Stadt unserer Kinder und Enkelkinder.“ Das Projekt solle nicht nur die Stadtteile Mitte und Nord/Hemshof, sondern auch Generationen miteinander verbinden. Es sei in dieser Größenordnung deutschlandweit einzigartig, wie der Karlsruher Stadtplaner Markus Neppl zum Auftakt des Werkstattverfahrens betonte. Er gehört einem Fachgremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Landschaftsarchitektur und Stadtplanung an, das die Planungen der drei Büros neben einem Sachgremium mit Fachleuten der Stadtverwaltung, der LCE und Ortsvorstehern der Nördlichen und der Südlichen Innenstadt begleitet.

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Aus Sicht von Stadtchefin Steinruck soll das neue Stadtquartier zwei Funktionen erfüllen: Es diene als „Brückenschlag zu Morgen“ und trage zur „Stadtreparatur“ bei, indem bisherige Entwicklungen korrigiert würden; beispielsweise die herausgehobene Rolle des Autos bei der Städteplanung. Zwar soll das Auto, so der Planungsauftrag an die drei Büros Adept (Kopenhagen), Hänig-Gemmeke (Tübingen) und Rheinflügel Severin (Düsseldorf), nicht eliminiert werden. Doch gefragt sind vor allem gute Fuß- und Radwegeverbindungen sowie Anschlüsse zum Öffentlichen Nahverkehr.

Voraussetzung für die Entwicklung des Quartiers entlang der künftigen Helmut-Kohl-Allee ist der Abriss der Hochstraße Nord und des 15-stöckigen Rathaus-Centers. Damit werden Flächen frei, die Möglichkeiten bieten, ökologisch und ökonomisch hochwertige Lebensräume zu entwickeln. Neben der Gestaltung von Grün- und Freiflächen als Reaktion auf den Klimawandel sollen optimale Voraussetzungen zum Wohnen und Arbeiten geschaffen werden.

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Ludwigshafen habe erheblichen Nachholbedarf, um die infrastrukturellen, ökologischen und verkehrlichen Weichen für eine lebenswerte Zukunft zu schaffen, wie Jutta Steinruck betonte. Die Vergangenheit habe der Industrie und der Autonutzung gehört. Nun komme es darauf an, „Luft zum Atmen“ zu schaffen. Aus Sicht Christof Kullmanns vom Büro a:dk sind hierfür die besten Voraussetzungen geschaffen: Die Fach-, Sach- und Planungsgremien agierten auf „Champions-League-Niveau“. Mit ihnen sei in Ludwigshafen eine „extrem hohe Kompetenz“ versammelt.

Kritische Stimmen beklagen Entstehen einer „Stadtautobahn“ in Ludwigshafen

Auch die Bürgerinnen und Bürger setzen offenbar große Hoffnungen in das städteplanerische Projekt. „Grüne Oasen für alle“ und „Spielmöglichkeiten für Kinder“, „Gemeinschaftsgarten“ und „öffentlicher Raum für Begegnungen“ lauten einige Anregungen und Vorschläge, die auf www.ludwigshafen-diskutiert.de abgegeben worden sind. Wert wird auch auf eine ausreichende Nahversorgung sowie auf Sport- und Freizeiteinrichtungen gelegt.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zum geplanten Bau der Helmut-Kohl-Allee, die Ludwigshafen als „Stadtautobahn“ durchschneiden werde. Damit begebe sich die Stadt der Chance, aus der industriellen und von Autoverkehr dominierten Vergangenheit herauszufinden.

Freier Autor

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