Auswanderer aus der Region

Wie eine Ludwigshafenerin ihr Glück auf Hawaii gefunden hat

Sie schlief im Dschungel in einer Hängematte und taucht ohne Sauerstoff auf den Meeresgrund. Katrin Skeele war eine Weltenbummlerin, inzwischen lebt sie mit Mann und Kind auf Hawaii und bietet Katamaran-Touren an

Von 
Agnes Polewka
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© Privat

Ludwigshafen/Oahu. Als Katrin Skeele noch ein Kind ist, stirbt eine enge Verwandte. Kurz vor ihrem Tod sagt sie zu Skeele: „Leb’ dein Leben so, wie du es für richtig hältst. Versuche nicht, die Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen.“ Ihre Sätze hallen bis heute in Skeeles Leben nach. Vielleicht haben sie sie auch dorthin geführt, wo sie heute ist. Nach Hawaii, wo sie auf der drittgrößten Insel Oahu ihr Zuhause gefunden hat - und ein Leben, das sie liebt. Nach vielen Stationen, überall auf der Welt. „Eigentlich habe ich ganz viele Leben in eines hineingepackt“, sagt die 35-Jährige und lacht.

Dann beginnt sie zu erzählen. Von den Anfängen in Ludwigshafen. Ihrem ersten Leben, in dem sie als kleines Mädchen Wettkämpfe schwimmt und an der Tanzakademie Mannheim für die Tanzausbildung angenommen wird. Wie sie als Jugendliche in den Winterferien Snowboard fährt. Weil ihr Vater auf Skiern unterwegs ist und sie etwas anderes tun will. Ein kleiner Akt der Rebellion sozusagen. Sie verbringt viel Zeit in Theatern und Ballettsälen, knüpft über das Tanzen internationale Kontakte und beginnt zu reisen. Auf einer dieser Reisen fängt sie an, zu surfen.

Von Holland an den Bodensee

Skeele macht ihr Abi und schließt die Tanzausbildung in Mannheim ab. Es folgen Jobs als Snowboardlehrerin im österreichischen Schladming und Surftrips, die sie nach Frankreich und Portugal führen. „Jetzt muss ich erst einmal überlegen, wie es weiterging, manchmal komme ich mit der Timeline inzwischen selbst durcheinander“, sagt Skeele am Telefon. So viele Stationen, so viele Menschen, so viele Erinnerungen.

Katrin Skeele, die damals noch Schuler heißt, beginnt für eine Surf- und Snowboardmarke zu arbeiten. Dafür zieht nach Holland. Wenn sie nicht arbeitet, surft sie. „In diesem eiskalten Wasser“, sagt sie und lacht. Dann erzählt sie von den Abenden am Strand, von ihrer dicken Wollmütze, der heißen Schokolade, dem prasselnden Lagerfeuer. Von einem Leben, das sich anfühlte wie ein Abenteuer. Und ihrer festen Überzeugung, dass gute Dinge immer dann passieren, wenn man auf sein Bauchgefühl hört.

Katrin Skeele mit ihrem Mann, dem Hawaiianer Kaeo, und Sohn Benno. © Privat

Nach ihrem Zwischenstopp in Holland, fängt Skeele an, BWL zu studieren, dafür zieht sie an den Bodensee. Und sie fängt an, im Produktmarketing von Adidas zu arbeiten. Zwischen den Vorlesungen geht es aufs Snowboard, im Sommer auf den See oder ans Meer. Wann immer sie Zeit findet, sucht sie sich ein Brett, um dahinzugleiten. Durch den Schnee, über das Wasser.

Während des Studiums fliegt Skeele zum ersten Mal nach Bali und spürt tief in ihrem Innern, dass sie eigentlich nicht mehr zurück möchte. Dass sie nicht mehr auf Dauer in Deutschland leben will. Ohne das Meer und den weiten Horizont. Im eigentlichen und im übertragenen Sinn. „Es gab einfach noch zu viele Dinge die ich tun und sehen wollte“, sagt sie.

Engagement für andere

Skeele fliegt nach Hause, um fertig zu studieren, schreibt ihre Bachelorarbeit in Innsbruck und kurz darauf kauft sie ein One-Way-Ticket. um vorerst auf Bali zu bleiben. „Viele Leute haben zu mir gesagt, das könne ich doch nicht machen“, erinnert sich die 35-Jährige. Aber sie macht es, folgt ihrer inneren Stimme, schlägt Jobangebote in Deutschland aus.

Auf Bali angekommen, nutzt sie das Wissen aus ihrem Studium. Und verbindet es mit dem, was sie am allerliebsten tut: dem Surfen. Sie unterstützt kleinere Surf- und Bikinimarken in ihrem Marketing, hilft ihnen beim Aufbau ihrer Website und dabei, sie bekannter zu machen. Außerdem gibt sie Yoga- und Meditationskurse. Sie lebt auf Bali, erkundet die anderen Inseln. Sie surft, jagt Abenteuern hinterher, schläft im Dschungel in der Hängematte, isst Reis und frischen Fisch.

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In dieser Zeit macht sie sich Gedanken darüber, was sie zurückgeben kann, an die Welt. Sie startet verschiedene gemeinnützige Projekte, und wird Gründungsmitglied der gemeinnützigen Organisation „Awake water for kids“. „Wir haben mit Projekten zur Trinkwasseraufbereitung für Schüler in der Dominikanischen Republik begonnen“, sagt sie. „Später haben wir uns auch darum gekümmert, Kindern in Indonesien zu besseren Bildungschancen verhelfen.“ Das Projekt wachse, immer mehr gehe es dabei auch um Nachhaltigkeit.

Pläne scheitern am Visum

Auf Bali lernt Skeele viele Australier kennen. Sie mag ihren Lebensstil, die Mentalität. Sie reist nach Australien und beschließt, zu bleiben. Zum ersten Mal, seit sie ihr Zuhause in Ludwigshafen verlassen hat, kann sie es sich vorstellen, an einem Ort ihre Zelte aufzuschlagen. In Byron Bay arbeitet sie für eine kleine Surfmarke, lebt in Suffolk Park. „Damals dachte ich: Das ist genau mein Spot, hier möchte ich bleiben“, erinnert sie sich. Doch ihre Pläne scheitern am Visum. „Da hab ich das erste mal wirklich Angst bekommen. Ich hatte einen Ort gefunden an dem für mich alles gepasst hat und dann konnte ich nicht bleiben - das war hart.“

Es folgen kurze Zwischenstopps in Holland und auf Bali. Und die Erkenntnis: „Ich habe Ruhe gebraucht, musste meine Gedanken sortieren, das Bauchgefühl und das Vertrauen in meinen Weg wiederfinden.“ Bis dahin ist ihr Urvertrauen ihr Anker, der Glaube daran, dass der Weg richtig ist, wenn er sich richtig anfühlt. Selbst wenn es nicht gut aussieht. Eine Woche lang bleibt Skeele für sich, in der Natur, um sich auf das zu besinnen, was sie immer ausgemacht hat. Nach der Woche in der Wildnis geht es ihr besser. Danach ruft eine Freundin an. Sie plant einen Surftrip auf die Nachbarinsel. Nach Krui auf Sumatra.

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Mit zwei Freundinnen und einem Freund fliegt sich von Bali nach Jakarta, von dort nach Bandar Lampung. Dann sechs Stunden mit dem Auto durch den Dschungel. „In Krui hatte ich einige der schönsten Momente meines Lebens“, sagt Skeele. Mit ihren Freunden und den Wellen. Die Leichtigkeit ist wieder zurück. „Ich wusste, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, aber ich hatte zunächst keine Ahnung, wieso sich alles so richtig anfühlte, warum ich von Beginn an, das Gefühl gehabt habe, unbedingt auf diese Insel zu müssen.“ Dann, an einem Morgen, paddelt ein Hawaiianer auf seinem Board zu ihr herüber. Wenige Monate später werden sie und Kaeo Skeele heiraten.

Ein Leben auf dem Ozean

Mit Kaeo zieht sie auf seine Heimatinsel Oahu auf Hawaii. Ihre Tage verbringen sie am Meer, auf dem Ozean. Auf ihren Brettern und auf einem Katamaran, auf dem sie Touristen von Waikiki aus auf Segeltouren und Schnorcheltrips mitnehmen. „Ich bin Lifeguard und Teil der Crew“, sagt Skeele, die mittlerweile auch das Free-Diven beherrscht, zehn Meter ohne Sauerstoff auf den Meeresgrund hinabtaucht, um das Boot am Riff zu befestigen. „Das Boot ist mein Office“ sagt sie und lacht. Sie genießt es, bei der Arbeit Zeit mit ihrem Mann zu verbringen. Und: mit Benno, ihrem dreijährigen Sohn. Denn Katrin und Kaeo Skeele haben nicht nur geheiratet, sie sind auch Eltern geworden. Ihr Sohn Benno kommt immer mit auf’s Boot, wenn Katrin Skeele arbeitet. „Natürlich surft er auch schon“, sagt die 35-Jährige. Wieder lacht sie.

Schon mit sechs Monaten war Benno mit auf ihrem Board. „Das alles macht mich sehr glücklich - genauso, wie es ist“, sagt Katrin Skeele. Trotz aller Abstriche, denn das Leben auf Hawaii ist teuer. Gerade ist sie mit ihrer Familie in ein kleines Häuschen im Dschungel gezogen, ein kleiner Bach fließt durch ihren Garten, wenige Meter entfernt rauscht ein Wasserfall. „Jetzt beginnt wieder ein neues Kapitel und mir schweben viele neue Ideen vor.“ Für dieses Leben, das sie so lebt, wie sie es für richtig hält.

Redaktion

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