Rhein-Neckar. Amerika hat gewählt: So kommentieren Menschen in der Metropolegion den Sieg von Donald Trump.
Jakob Köllhofer, DAI-Programmdirektor: So sieht es aus: Trump gewinnt die meisten Stimmen. Harris war nicht so gut wie Biden 2020 und Trump war besser als 2020. Immerhin, wir hören Trump von „Heilung“ reden, die er seinem Volk verspricht. Sein Triumph schließt auch den Kongress ein. Der Senat wird wieder von Republikanern kontrolliert. Trump wird mit seinem Sieg einer großen Versuchung ausgesetzt sein, seine Macht zu überdehnen. Wenn er ins Weiße Haus einzieht, wird er mit einer riesigen Mannschaft einziehen. Die wichtigsten 15 000 Stellen werden am ersten Tag ihre Stellen besetzen, sorgfältig ausgewählt, gut vorbereitet, entschlossen, die Ziele des Oberbefehlshabers zu verfolgen. Werden die Checks and Balances die amerikanische Demokratie schützen? Wie werden die internationalen Beziehungen sich wandeln? Wird Europa, wird Deutschland diesen Weckruf nüchtern aufgreifen?
Elizabeth Reister, Amerikanerin, lebt seit 2016 in Heidelberg: Ich habe die Wahlnacht bis 2 Uhr im DAI verfolgt. Und, ehrlich gesagt, bin ich – anders als 2016 – nicht wirklich überrascht vom Wahlausgang. Ich komme aus der Nähe von Chicago und aus meinem Umfeld dort weiß ich von einigen, die aus unterschiedlichen Gründen diesmal Republikaner wählten. Ich selbst habe Kamala Harris gewählt. Doch ich glaube, die Demokratin hatte zu wenig Zeit für ihre Kampagne. Es war für die Demokraten aber sehr gut, dass sie sie und nicht Joe Biden ins Rennen geschickt haben. Nun steht ein großes Fragezeichen hinter dem, was Donald Trump aus seinem Wahlsieg macht, zumal er nun auch den Senat hinter sich hat und damit den Kongress. Da fehlt möglicherweise das kontrollierende Gegengewicht.
Uwe Wenzel, Mark-Twain-Center: Die gesellschaftliche Spaltung in den USA wird sich in Zukunft noch verschärfen. Eine grundlegende Gefahr für die amerikanische Demokratie sehe ich aber nicht. Wir in Europa müssen uns auf sehr viel Unberechenbarkeit in der internationalen Politik einstellen.
Eckart Würzner, OB von Heidelberg, der Partnerstadt von Palo Alto: „Der Ausgang der US-Wahl wird für Europa und auch für uns in Deutschland zahlreiche Veränderungen bedeuten. Insbesondere mit Blick auf die Zukunftsthemen wie den globalen Klimaschutz und die transatlantischen Wirtschaft- und Wissenschaftsbeziehungen sind unsere Erwartungen nicht erfüllt worden. Wir müssen leider davon ausgehen, dass der Klimaschutz in den kommenden Jahren nicht mit der notwendigen Energie weiterverfolgt wird und liberale Freiheitsrechte in den USA infrage gestellt werden. Umso wichtiger sind jetzt Kooperationen auf Nichtregierungsebene über bestehende Netzwerke und Städtepartnerschaften, wie wir sie in Heidelberg etwa mit Palo Alto pflegen.“
Johann Fitz, amerikanischer Staatsbürger und Betreiber des renommierten VdP-Weinguts Fitz-Ritter in Bad Dürkheim: Das Ergebnis der Wahl ist leider nicht überraschend, aber trotzdem eine große Enttäuschung für mich. Die nächsten vier Jahre werden nicht einfach, insbesondere für uns in Deutschland, wenn man davon ausgeht, dass Trump seine bereits angekündigten Strafzölle einfordert. Geopolitisch mache ich mir auch große Sorgen, insbesondere mit Blick auf die Ukraine. Wir müssen da jetzt durch – aber irgendwann wird sich der Blick nach vorne wieder aufhellen.
Christine Gebhard, ehemalige Pressesprecherin der US-Garnison in Mannheim: Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Wahl so ausgegangen ist, aber es kommt für mich nicht überraschend. Ich hatte natürlich die Hoffnung, dass Kamala Harris eine Chance bekommt, aber die Amerikaner sind noch nicht bereit für eine Präsidentin. Sie hat sich aber während ihrer Amtszeit als Vizepräsidentin auch nicht richtig profiliert, meiner Ansicht nach. Und das ist ihr jetzt auf die Füße gefallen. Ich denke für Europäer ist die Wahl von Trump nur schwer nachvollziehbar, aber da ich viel mit Amerikanern zu tun habe, ist es für mich nicht so verwunderlich. Ich persönlich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass jemand wiedergewählt wird, der gefallene Soldaten als „suckers and loosers“ bezeichnet hat. Aber wir denken und empfinden anders. Ich denke, wir Europäer können uns warm anziehen. Das was mich an dem Mann am meisten stört, ist seine Faszination für Autokraten. Ich würde den Durchschnittsamerikaner nicht als „dumm“ bezeichnen. Auf gar keinen Fall. Aber viele dieser Leute sind ungebildet und nicht gewillt, noch etwas dazuzulernen. Und der Rest der Welt ist denen ziemlich piepschnurzegal. Und dafür steht meiner Ansicht nach auch Trump. Rattenfänger wie er haben da leider leichtes Spiel. Eine ähnliche Tendenz haben wir in Deutschland auch – siehe AfD-Zulauf. Das sind auch Rattenfänger. (Bilder: Jakob Köllhofer/Philipp Rothe(2)/Vanessa Wagner/zg)
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