Rhein-Neckar. Die Seuche ist immer noch nicht überstanden. Nach wie vor verenden Wildschweine in der Metropolregion an der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Gleichwohl geht die Bekämpfung dieser hochansteckenden und überwiegend tödlichen Viruserkrankung, die vor allem Windschweine und Hausschweine trifft, weiter. Der baden-württembergische Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauck, ließ sich in Nordbaden über die aktuellen Maßnahmen informieren.
Dabei sind die Zahlen der infizierten Tiere im nördlichen Baden-Württemberg geradezu verschwindend gering. Laut Ministerium gab es im vergangenen Jahr 15 Fälle im Stadtgebiet von Mannheim, allesamt nördlich der A6, dicht an der Landesgrenze zu Hessen, bei Lampertheim und Viernheim. Weitere zwölf nachgewiesene ASP-Fälle gab es im Rhein-Neckar-Kreis. Die Kadaverfunde lagen ebenfalls dicht an der Grenze zum Kreis Bergstraße.
Mehr als 1100 ASP-Fälle im Kreis Bergstraße
Dort haben es die Behörden mit ganz anderen Zahlen zu tun: Die Bergstraße hält mit mehr als 1.110 ASP-Fällen einen traurigen Rekord unter den hessischen Landkreisen. Schwerpunkte der Ausbreitung lagen zuerst im Ried rund um Biblis, Bürstadt und Lampertheim, bevor sich die Seuche Anfang 2025 dann weiter in Richtung Osten und auch in Richtung des Viernheimer Waldes ausbreitete. Der hohe Grad der Seuchenverbreitung ist natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass der Kreis Bergstraße und vor allem die Wälder im Ried seit jeher eine ausgesprochen großer Schwarzwild-Population aufweisen.
Deshalb sind die Strategien der beiden Regionen unterschiedlich, wenngleich in beiden Fällen nichts für zartbesaitete Gemüter. Der Rhein-Neckar-Kreis und Neckar-Odenwald-Kreis setzt aktuell auf sogenannte Saufänge. An strategischen Punkten werden die Tiere mit Nahrung in ein Gatter gelockt und dort waidgerecht erlegt. Die Saufänge sollen dazu beitragen, die Wildschweindichte in den jeweiligen Sperrzonen deutlich zu reduzieren.
So solle das ASP-Risiko sowohl für die Wildschweinpopulation als auch für Betriebe mit Hausschweinhaltung maßgeblich abgesenkt werden, sagte der Minister am Dienstag im Neckar-Odenwald-Kreis bei der Besichtigung eines solchen Saufangs. Auch die Jägerschaft sei aufgerufen, die Wildschweinbestände zu reduzieren. So soll die Ausbreitung der Seuche weiter verhindert werden.
Wildvögel tragen auch zur Ausbreitung der Seuche bei
Dass sich die Seuche überhaupt so gering von Hessen nach Nordbaden ausgebreitet hat, liegt nach Meinung der Fachleute unter anderem an dem zügigen Aufbau von stabilen Zäunen. Wobei der zuständige Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf durchaus weiß, dass diese keinen vollständigen Schutz bieten. Schließlich trügen auch Aas fressende Wildvögel munter zur Verbreitung dieser hochansteckenden Krankheit bei. Der Kreis Bergstraße geht nun in einer neuen Phase der Bekämpfung dazu über und schafft eine Weiße Zone. „Ziel dieses Gebietes ist es, das Wildschweinvorkommen dort vollständig auf null zu reduzieren – eine zentrale Maßnahme zur langfristigen Unterbrechung der Infektionsketten“, sagt Schimpf.
Entlang der B38 – von Birkenau bis zum Gumpener Kreuz – seien feste Wildschutzzäune errichtet worden. Die Zone ist in sogenannte „Kacheln“ unterteilt, die vollständig umzäunt sind. So wird verhindert, dass infiziertes Schwarzwild aus betroffenen Gebieten in ASP-freie Regionen oder in die „Weiße Zone“ eindringen oder sie verlassen kann. In diesen Kacheln werden die Wildschweine dann bejagt. Die Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, die Tore in den Wildschutzzäunen wieder sorgfältig zu schließen, auf den Wegen zu bleiben und die Hunde nicht abseits der Wege laufen zu lassen.
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