Deidesheim. Fast alles wird teurer - nun also auch das Feiern. Der Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr (CDU) hätte es sich anders gewünscht, aber der Stadtrat hat sich ihm entgegengestellt. Die Weinkerwe in dem Ort, der für seinen Rebensaft bundesweit bekannt ist, wird in diesem Jahr drei Euro Eintritt kosten. Das geht so manchem Pfälzer und Kurpfälzer auf den Keks. Schon ist an der Weinstraße vom Sterben vieler Traditionsveranstaltungen die Rede. Den Anfang machte beispielsweise der Weinstraßentag, der aufgrund höherer Sicherheitsauflagen in diesem Jahr erneut ausfällt.
In Deidesheim stand zunächst im Raum, und das war auch der Plan des Bürgermeisters Manfred Dörr, die Weinkerwe unter dem Namen „Weinsommer“ in die Höfe und Weingüter zu verlegen - also mehr in die privaten Bereiche - und die Stadt somit ein wenig außen vor zu lassen. Weil die unterschiedlichen Fraktionen diesen Plan nicht goutierten und stattdessen eine Kerwe wie vor Corona anstrebten, ergibt sich nun auch der Zwang, ein Sicherheitskonzept vorzulegen, das die rheinland-pfälzische Landesregierung für Großveranstaltungen vorschreibt. Eine solche ist die Weinkerwe, die traditionell am zweiten und dritten August-Wochenende stattfindet. An den zehn Festtagen drängen sich nach früheren Polizeischätzungen insgesamt bis zu 250 000 Menschen in der Stadt.
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Bis zu 250 000 Besucher
Großveranstaltungen beginnen nach den Festlegungen des Landes da, wo 15 000 Besucher zeitgleich oder 30 000 Besucher täglich unterwegs sind. Weil das auf Deidesheim wohl zutrifft, ergeben sich Kosten für die Stadt, um ein solches Sicherheitskonzept umzusetzen. Manfred Dörr sagt: „80 000 Euro für die kleine Lösung und etwa 200 00 Euro für die große Lösung.“
Anders als etwa der Dürkheimer Wurstmarkt, der auf einem rechteckigen Platz mit wenigen Zugängen stattfindet, hat die Deidesheimer Weinkerwe 14 verschiedene Orte, an denen Besucher Zutritt haben. Da sind Zufahrtsbeschränkungen durch dicke Betonklötze oder Wassertonnen gegen eventuelle terroristische Akte aufwendig. Innenminister Roger Lewentz (SPD) verteidigte vor einigen Tagen das Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (POG) von 2020. Es trage „den veränderten terroristischen Gefahren“ Rechnung, sagte er. Anders sieht das die Vertretung der Freien Wähler. Mit einem Gesetzentwurf wollen sie vor allem die Sicherheitsauflagen für kleine Weinfeste und Jahrmärkte lockern.
Auch wenn die Deidesheimer Weinkerwe nicht unter die kleinen Feste fällt, sagt Manfred Dörr: „Ich kann nicht die ganze Stadt abriegeln. Das ist alles nicht ideal.“ Mehr bürokratischer Aufwand ergibt sich zudem, denn die Kreisverwaltung in Bad Dürkheim müsse das alles genehmigen, so der Stadtbürgermeister. Genaueres ergibt erst am 5. Juli. Dann tritt der Stadtrat in Deidesheim erneut zusammen, um das Prozedere zu beraten. Die Zeit ist knapp.
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