Viernheim. Zwischen Viernheim und Bad Wiessee am Tegernsee liegen Luftlinie etwa 350 Kilometer. Wie lange es braucht, bis Giftpfeile den gesamten Weg zurückgelegt haben, ist bisher wenig erforscht. Fest steht: Via Medien geht es recht fix. Markus Babbel (Viernheim) und Uli Hoeneß (Tegernsee) sind eigentlich von einer ähnlichen Natur – und insofern dafür bekannt, dass sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten.
Zuletzt häuften sich ihre Gefechte jedoch, was auch dazu führt, dass die mediale Präsenz des Europameisters von 1996 etwas gestiegen zu sein scheint. Und damit auch das Interesse an der Frage: Wie lebt der Ex-Fußballer des FC Bayern eigentlich? Und was hat der gebürtige Münchner, der weiterhin diesen unverkennbaren Dialekt spricht, in Südhessen verloren?

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Wir treffen Babbel vier Tage vor seinem 53. Geburtstag an einem Mittwochnachmittag in der Viernheimer Kettelerstraße direkt neben der Apostelkirche. Er trägt Sonnenbrille, Poloshirt und mal keine Schiebermütze. Hätte seine Frau ihn nicht erinnert, er hätte die Verabredung beinahe vergessen, gesteht er. Wenn Markus Babbel heute also eines ganz sicher ist, dann nennt man das wohl entspannt.
Als Spieler war er in München, in Hamburg, in Liverpool, in Blackburn und in Stuttgart. Erfolge gab es zahlreich. Trainerstationen hatte er darüber hinaus in Hoffenheim, Berlin, Luzern – und sogar in Sydney. Der fünffache Vater war also unterwegs und Beobachter könnten sich auch wundern, warum ein so weit gereister Mann sich ausgerechnet an einem Platz niederlässt, der für ihn „ein weißes Blatt Papier“ war, wie er selbst sagt.
Die Antwort auf die Frage hat vier Buchstaben und heißt Tina und ist seine Ehefrau. Die gebürtige Mannheimerin ist in Viernheim aufgewachsen und war beruflich als Journalistin beim Rhein-Neckar-Fernsehen unterwegs. Als das Paar im Jahr 2017 in Bad Dürkheim im VDP-Weingut Fitz-Ritter heiratet, ist unter anderem Tote-Hosen-Frontmann Campino dabei. Laut wird es damals, berichten Anwohner in Bad Dürkheim nach der Hochzeitsparty.
Viernheim und seine „geraden Leute“ wirken auf Markus Babbel
Die großen Fußball-Promis spielen in Babbels Leben heute aber eine eher untergeordnete Rolle. Zwar sei er noch immer sehr eng mit seinem ehemaligen Münchner Zimmerkollegen Jens Jeremies befreundet und auch mit Mario Basler, Thomas Helmer oder Christian Nerlinger verbinden ihn bis heute die gemeinsamen Erlebnisse in der Zeit des FC Hollywood. Mit dem FC Bayern lebt er dagegen eine Art Hass-Liebe. Ihn ärgere manchmal diese „bodenlose Arroganz“, aber wenn es hart auf hart komme, „dann bin ich auch wieder Voll-Fan“.
Was er hingegen an Vierheim möge, das seien die „geraden Leute“ in der Stadt. Er spüre in der Region einen großen Zusammenhalt, man unterstütze sich gegenseitig. Und so ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass Babbel in der „Pinte“, einem Gastronomiebetrieb, zu späterer Stunde plötzlich als DJ hinterm Tresen auftaucht. „Ein ehrlicher Laden“, findet Babbel, der mit Freunden dort hin und wieder zu Gast ist.
Mit „Musicfriday“ hat Markus Babbel ein inzwischen kultiges Instagram-Format
Ohnehin ist es seine Liebe zu etwas härterer Gitarrenmusik, die Markus Babbel in den vergangenen Jahren ganz gut beschreibt. „Musicfriday“ heißt sein wöchentliches Video auf Instagram. Er trägt dann irgendein Fußballtrikot und empfiehlt seine Lieblingssongs. Oft verbindet er sie mit Genesungswünschen oder sonstigen Grüßen. Inzwischen wird er sogar von Bands wie Helloween angeschrieben und gebeten, ihr neues Album auf seinem 34.000 Follower starken Kanal zu präsentieren. Auch als DJ Bavaria ist er immer wieder gefragt. Bei der Saisoneröffnung von Amicitia Viernheim zuletzt, aber auch in Wacken beim großen Festival oder bei der Kerwe. „Das artet dann halt immer etwas aus“, sagt der 53-Jährige lachend und spricht nicht zuletzt vom Konsum einiger Hopfen-Kaltschalen.
Eine gewisse Freude macht ihm inzwischen auch sein Experten-Job für Pro Sieben/Sat1. Auch in Podcasts und im Fußballstammtisch „Doppelpass“ tritt er häufiger auf und lässt dabei meist wenig gute Worte am großen Mann des FC Bayern, Uli Hoeneß. Mit Lothar Matthäus zusammen bildet Babbel dahingehend seit Monaten eine Doppelspitze in der Frage, ob der 73-jährige Ex-Manager vom Tegernsee aus zu viel Gehör an der Säbener Straße einfordert. Markus Babbel sagt, er habe sich das mit dem Experten-Job einige Zeit überlegt, wollte aber nicht zu denen gehören, die dann nur herumsülzen. Die Verdienste, die Hoeneß habe, seien sensationell, „aber wer kontrolliert eigentlich ihn?“, fragt Babbel. Hoeneß sei nicht der FC Bayern in Person.
Hoeneß kontert zuletzt, dass ihn die Meinung von Babbel nicht interessiere und er in der Szene keine Bedeutung habe. Gleichwohl dürfe dieser in einem demokratischen Land alles sagen. Ob die Sache damit abgeschlossen ist? Eher unwahrscheinlich. Mal sehen, wann der nächste Pfeil aus Viernheim Richtung Süden fliegt. Babbel fühlt sich dort augenscheinlich ebenso wohl wie Uli Hoeneß am Tegernsee.
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