Justiz

Vergewaltigungs-Prozess in Frankenthal: Zeugin schildert Tat

Er soll sieben Frauen aus der Region vergewaltigt haben - vor dem Landgericht Frankenthal hat sich der Angeklagte nun zu seiner Biografie, aber nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Vor dem Landgericht in Frankenthal hat sich der Angeklagte zu seinem Leben, nicht aber zu den Vergewaltigungsvorwürfen geäußert. © Andreas Arnold/dpa

Frankenthal. „Ich habe die Situation verdrängt“, sagt eine sichtlich aufgewühlte junge Frau, der im Wohnzimmer eine Polizeikommissarin gegenüber sitzt. Ihr erzählt sie, wie sich das zweite Treffen mit dem angeklagten 28-Jährigen nach Kontakt über ein Dating-Portal abgespielt hat. Ja, Küssen, Kuscheln und Sex seien einvernehmlich gewesen - zunächst. Aber dann habe der Mann aus Ludwigshafen schmerzhafte Praktiken ausgeführt, die sie nicht wollte. „Er hat auf mein Nein nicht gehört.“ Die Video-Anhörung wird im Prozess gegen Sebastian B. am Landgericht Frankenthal gezeigt.

„Recht sympathisch“ habe sie die Internet-Bekanntschaft bei der ersten Verabredung mit viel „Quatschen“ gefunden, so die Zeugin. Das sollte sich bei einer gemeinsamen Nacht in dessen Wohnung ändern. Die Frau mit den langen blonden Haaren sagt aus, Sebastian B. habe auf Analverkehr bestanden und trotz mehrfachem „Hör auf!“ mittels Festhalten ihrer Hände „einfach weiter gemacht“. Irgendwann habe sie es trotz Schmerzen zugelassen.

Anzeige hat sie nicht erstattet - „ich habe die Situation verdrängt“. Die Polizei ist bei Ermittlungen, die eine Frau mit ähnlichem Erlebnis in Gang brachte, über Chatverläufe auch auf die Betroffene gestoßen. Sebastian B., der wie der „nette Schwiegersohn von nebenan“ wirkt, werden sexuelle Übergriffe zur Last gelegt. Zwischen 2019 und 2024 soll er sieben Frauen aus der Region vergewaltigt haben. Zur den Vorwürfen will sich der in Untersuchungshaft sitzende 28-Jährige derzeit nicht äußern - aber zu seinem Leben. Es fällt auf, dass B. nach dem Hauptschulabschluss nichts zu Ende brachte - weder seine Mechaniker-Ausbildung noch die angepeilten vier Jahre bei der Bundeswehr.

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Einen breiten Raum seiner Befragung nimmt der Drogenkonsum ein. Die Anfänge schildert er: „Rauchen mit 13 oder 14, mit 15 gekifft.“ Im Laufe der Jahre habe sich das „volle Programm“ mit Marihuana, Kokain, Ecstasy und anderen Substanzen entwickelt. Der eher schmächtige Mann im kurzärmeligen T-Shirt erzählt, wie er an seinem 16. Geburtstag mit einem Kumpel das erste Mal Amphetamine genommen hat - auf einer Friedhofsbank. Auch Flüssiges kommt zur Sprache:„Ich kann drei bis vier Flaschen Wein trinken, bevor ich anfange zu torkeln“ . Allerdings habe ihn als Kind die Trunksucht des Vaters von Alkohol eher abgeschreckt.

Angeklagter berichtet von seinen Beziehungen

Auch wenn sich B. zu konkreten Vorwürfen nicht äußert, breitet er sein mit etwa 13 Jahren begonnenes Sexualleben aus. Und dabei hakt der forensische Psychiater Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim gezielt nach. Der Angeklagte berichtet von „One-Night-Stands“, „Freundschaft Plus“ und „Beziehungen“. Manchmal gerät er mit den Frauen durcheinander. Dann schaut sein Anwalt in eine Liste, in der dieser all die kurzen wie längeren sexuellen Kontakte chronologisch notiert hat. Auf Nachfrage beschreibt sich der Angeklagte als „Hetero-Mann“, der nicht auf Gewalt stehe und nur einvernehmlichen Sex gehabt habe - was die Frau in der am Ende des zweiten Verhandlungstages gezeigten Video- Befragung ziemlich anders schildert.

Sebastian B., der meist von Sozialleistungen gelebt hat, behauptet, seinen extrem teuren Drogenkonsum mit Geld der Mutter und über Kredite finanziert zu haben - was kaum möglich erscheint, wie der Vorsitzende der Großen Strafkammer Uwe Gau vorrechnet. Der Prozess wird am 20. Januar fortgesetzt.

Freie Autorin

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