Justiz

Frauen aus Mannheim und der Pfalz nach Online-Dating vergewaltigt?

Sie verabredeten sich über Dating-Plattformen. Doch das Date entpuppte sich als Albtraum. Sieben Frauen sollen von einem 28-Jährigen vergewaltigt worden sein. In Frankenthal hat nun der Prozess begonnen

Von 
Agnes Polewka
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Der 28-jährige Angeklagte mit seinen Verteidigern Gilbert Krings (links) aus Ludwigshafen und Mathias Machmer aus Worms. © Agnes Polewka

Rhein-Neckar. Ende 2023 lernten sich ein Mann und eine Frau aus der Region über Dating-Portale kennen, sie verabredeten sich in der Wohnung des Mannes, hatten Sex. Zunächst so, wie sie es im Vorfeld im Chat vereinbart haben. Doch dann kippte die Situation. Und der Mann soll Dinge gegen den Willen der Frau getan haben, die wehtaten, sie verletzten. Die Frau meldete sich bei der Polizei, erstattete Anzeige.

Am Dienstag gehört ihr Fall zu insgesamt neun Fällen von sexuellen Übergriffen, die Staatsanwältin Eveline Teutsch im größten Sitzungssaal des Frankenthaler Landgerichts vorträgt, wo sich ein 28-Jähriger aus Ludwigshafen unter anderem wegen Vergewaltigung verantworten muss. Er soll zwischen 2019 und 2024 sieben Frauen aus Mannheim und der Vorderpfalz sexuelle Gewalt angetan haben.

Ermittlerinnen und Ermittler kamen B. über Chats auf die Spur

Als die Frau im Winter 2023 Anzeige erstattete, stießen die Ermittlerinnen und Ermittler auf alte Fälle, in denen der Name des Mannes - Sebastian B. - bereits auftauchte. Sie werteten sein Smartphone aus, fanden andere Chatverläufe - und weitere Frauen, die den Ermittlerinnen und Ermittlern ähnliche Geschichten erzählten, die Staatsanwältin Teutsch während der Anklageverlesung nachzeichnet.

Teutsch beginnt mit einem Nachmittag im Sommer 2019, da war der Angeklagte 22 Jahre alt. Auf der Datingplattform „Tinder“ verabredete er sich mit einer Frau aus der Region, so die Staatsanwältin. Beide küssen sich in einer Wohnung in Maxdorf, doch dann sei der Mann immer drängender, immer fordernder geworden. Die Frau habe noch versucht, ihn wegzuschieben - vergeblich. Während der Vergewaltigung soll sie ihn angefleht haben, wenigstens ein Kondom zu benutzen, was er schließlich getan haben soll. In den Stunden danach soll er sie zwei weitere Male vergewaltigt haben.

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Dann springt die Staatsanwältin in den Mai 2020, zu den Anfängen der Corona-Pandemie. Über „Facebook“ - das soziale Netzwerk hat inzwischen auch eine Dating-Funktion implementiert - soll Sebastian B. eine andere Frau kennengelernt haben. Nach einem ersten unverfänglichen Treffen sollen beide sich erneut verabredet haben - zu einem Spaziergang.

Auf einer Bank soll er zunächst versucht haben, sie an der Brust zu berühren, was die Frau laut Anklage nicht wollte und abwehrte. Doch Sebastian B. soll einen weiteren Versuch gestartet und sie schließlich im Freien vergewaltigt haben. Erst als die Frau laut um Hilfe schrie, soll er von ihr abgelassen haben.

Dann soll sich B. Anfang 2023 mit einer anderen Frau verabredet haben. Beide seien miteinander intim geworden, als er sich auf sie setzte und laut Staatsanwaltschaft schmerzvolle Dinge mit ihr tat, die sie zuvor ausgeschlossen haben soll. Im Spätsommer des gleichen Jahres soll es zu einem Treffen mit einer weiteren Frau gekommen sein, die angegeben haben soll, bereits zehn Jahr zuvor mit B. Sex gehabt zu haben.

Vor dem Treffen soll sie ausdrücklich gesagt haben, dass sie bei einem Treffen keine sexuellen Handlungen möchte - so die Ausführungen der Staatsanwaltschaft. Zunächst habe B. der Frau bei dem Treffen den Rücken massiert, was für sie in Ordnung gewesen sei. Doch dann soll er sie ihm Intimbereich berührt, penetriert und sie vergewaltigt haben. Anschließend soll er die Frau, die an diesem ersten Prozesstag als einzige der sieben Nebenklägerinnen im Gerichtssaal sitzt, gezwungen haben, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen.

„In einem solchen Verfahren schwingt viel Scham mit“

Die anderen Frauen werden am Dienstag durch ihre Anwältinnen und Anwälten vor Gericht vertreten. „Das ist nicht leicht für die Frauen“, sagt Rechtsanwältin Sabrina Hausen aus Mannheim. Ihre Mandantin wurde laut Anklage im September 2023 Opfer sexueller Gewalt.

Bei einem Treffen mit B. soll es zum einvernehmlichen Sex gekommen sein, doch als die Frau über Schmerzen klagte und den Angeklagten bat, aufzuhören, soll er ihrer Bitte nicht nachgekommen sein. Die Frau soll geweint haben, während Sebastian B. sie vergewaltigt haben soll. „In einem solchen Verfahren schwingt viel Scham mit, weil die Frauen teilweise anfangs einvernehmlich beteiligt waren“, sagt Hausen am Rande des Prozesses im Gespräch mit dieser Redaktion.

Dann kommt Staatsanwältin Teutsch zu dem Fall, der die Ermittlungen nach Informationen dieser Redaktion ins Rollen brachte und der sich in der Wohnung des Mannes in Ludwigshafen zugetragen haben soll.

Der letzte Fall, den die Staatsanwältin an diesem Tag vorträgt, soll sich im Januar dieses Jahres ereignet haben. Die Tat soll erneut mit einvernehmlichen Zärtlichkeiten, mit Küssen und Streicheleinheiten auf der Couch begonnen haben - und endete laut Anklage mit festen Griffen und einer Vergewaltigung.

Der mutmaßliche Täter, Sebastian B., befindet sich seit Juli in Untersuchungshaft, er soll sich während der Ermittlungen teilweise zu den Vorwürfen geäußert haben. Während der kommenden Prozesstage wolle der Mann sich zu seinen persönlichen Verhältnissen äußern, kündigt sein Verteidiger, Rechtsanwalt Mathias Machmer aus Worms, am Dienstag an. Bis Anfang Juni sind laut Gericht 20 weitere Verhandlungstage anberaumt.

Redaktion

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