Sinsheim. Herr Layher, Sie haben kürzlich angekündigt, dass das Technik Museum in Sinsheim ein neues U-Boot bekommt. Das gibt es ja nicht auf Ebay. Wie machen Sie das?
Hermann Layher: Das U-Boot wird nicht uns gehören. Ich habe einen Vertrag unterschrieben mit der Bundesregierung. Man will dort, dass das Gerät zu uns kommt. Das freut uns sehr. Aber: Das U-Boot ist ein bisschen sperrig und etwas schwer. Der Plan ist, es nach Sinsheim zu bringen.
Alle erinnern sich beispielsweise an den spektakulären Transport des russischen Raumgleiters Buran im April 2008 über den Rhein. Was sind dieses Mal die Herausforderungen?
Layher: Das U-Boot ist 50 Meter lang und neun Meter hoch. Und es gibt Begrenzungen von Behörden, die es uns nicht erlauben, ad hoc nach Sinsheim zu fahren mit dem Apparat. Es geht um Transportgenehmigungen. U-Boote muss man nehmen, wenn es sie auf dem Markt gibt, und nicht, wenn man sie am ehesten gebrauchen kann.
Wann wird das alles passieren?
Layher: Der Zeitraum wird begrenzt durch die Verfügbarkeit eines Krans in den Werften in Kiel. Unser U-Boot wiegt 500 Tonnen. Wir müssen vor Anfang Mai dort weg sein. Und es muss vorher demilitarisiert werden. Wir müssen also die Druckzellen schwächen und die Tauchzellen unbrauchbar machen. Geplant ist die Aktion zwischen Ende des Brazzeltags am zweiten Wochenende im Mai im Speyerer Museum und Juni. Der genaue Zeitplan wird gerade ausgearbeitet.
Das Ausstellungsstück
- Nach Informationen des Technik Museums war das U-Boot U17 seit 1973 im Einsatz und wurde am 14. Dezember 2010 ausgemustert. Das fast 50 Meter lange und 500 Tonnen schwere Exemplar war das erste deutsche Nachkriegs-U-Boot, das den Atlantik überquerte. Derzeit liegt es in Kiel in einer ThyssenKrupp-Werft.
- Das Technik Museum wird von einem gemeinnützigen Verein mit weltweit rund 4 000 Mitgliedern getragen und ist nach eigenen Angaben das größte private Museum in Europa mit mehr als einer Million Besucher im Jahr.
Sie werden also nicht direkt nach Sinsheim fahren.
Layher: Wir werden fürs Erste nach Speyer kommen. Dort werden Batterien ausgebaut und die Motoren verspannt. Denn: Wir müssen das U-Boot für den Transport nach Sinsheim auf die Seite drehen. Wir kommen mit dem aufrechten U-Boot und dem neun Meter hohen Turm in Heidelberg nicht unter der Neckarbrücke durch.
Das hört sich abenteuerlich an.
Layher: Wir ziehen das U-Boot in Speyer an Land, dort können wir auf unserem Gelände beim Technik Museum probieren, ob das Drehen funktioniert. Wir haben seit 2017 daran gearbeitet und wissen theoretisch, dass das funktioniert. Wir werden - realistisch gesehen - mindestens ein Jahr in Speyer bleiben müssen.
Was kostet Sie ein solcher Transport?
Layher: Das Wichtigste ist, dass wir Spender und Sponsoren brauchen. Der Preis hat sich gegenüber dem ersten Angebot verdreifacht. Bis wir in Sinsheim sind, reicht eine Million Euro nicht. Die behördlichen Genehmigungen halten uns auf.
Wie kommen Sie denn nach Sinsheim?
Layher: Zurück über den Rhein in den Neckar und dann in Haßmersheim an einer alten Fährstelle raus. Dann müssen wir über das Fünfmühlental, Siegelsbach, Rappenau, Bohnfeld, später über Hilsbach, Weiler und am TSG 1899 Hoffenheim-Stadion vorbei über die Autobahn. Dann sind wir schon da (lächelt). Ich freue mich persönlich auf die Fahrt mit dem U-Boot nach Heidelberg.
Wie läuft das, bevor das U-Boot in Speyer kommt?
Layher: Wir werden von Kiel Ende April wegfahren müssen. Dann geht es über den Nord-Ostsee-Kanal in die Nordsee nach Rotterdam. Dort muss das Schubschiff wegen des Tiefgangs gewechselt werden, Ich habe mein ganzes Hirn mit Wissen vollgestopft, das ich jetzt nicht mehr losbekomme. Wir schauen dann, dass wir tagsüber fahren, damit das U-Boot fotografiert werden kann vom Land aus. Das kostet uns auch noch etwas Zeit. Jetzt sind wir dabei, aus den ganzen Faktoren einen Pullover zu häkeln.
Anderes Thema: Die Entwicklung von Verbrenner-Motoren neigt sich ja nachweislich dem Ende zu. Was bedeutet das langfristig für das Technik Museum Sinsheim/Speyer?
Layher: Erstens haben wir Elektrofahrzeuge aus den Jahren 1900, 1904 und 1905 in der Ausstellung. Alle drei sind amerikanischen Ursprungs.
Aber die Mehrzahl der Fahrzeuge sind Verbrenner. Werden die jetzt wertvoller?
Layher: Im Moment hört die Welt auf sich zu drehen, weil es die Klimakrise gibt und alles elektrisch sein muss. Ich persönlich sehe das kritisch, wenn die Politik solche Vorgaben macht. Wir werden unsere Probleme nicht mit politischen Parolen lösen, sondern mit innovativer und moderner Technik. In unseren Statuten steht, dass die Grundlage unserer Gemeinnützigkeit darin besteht, technische Berufe zu fördern und Technikbegeisterung hervorzurufen. Daran wird sich durch die Umstellung nichts verändern. Zudem denke ich, dass wir derzeit schlicht zu wenig Strom haben. Aber selbstverständlich werden wir Elektromobilität in der Ausstellung berücksichtigen. Wir sind nur weniger ideologisch. Fakt ist, dass im Rennsport die ganzen Elektroserien gerade sterben. Das Problem im Elektroantrieb ist bis heute - trotz fantastischer Funktion - die Reichweite.
Wenn wir die Umwelt schützen wollen, müssen wir mit technischen Lösungen kommen.
Glauben Sie nicht daran, dass die Technikentwicklung diese Eigenschaften verbessert.
Layher: Ja klar. Nur im Moment finde ich, dass die Diskussion sehr politisch aufgeladen ist. Wir schalten Atomkraftwerke ab, und die Transporte von Steinkohle vervielfachen sich. Wir befinden uns im Energiesektor nach meiner Meinung auf dem falschen Weg in Deutschland. Die Industrie haut ab, und wir werden selbst zum Museum. Wenn wir die Umwelt schützen wollen, müssen wir mit technischen Lösungen kommen.
Ist E-Mobilität keine technische Lösung?
Layher: Eine unter vielen. Aber wenn ich alles auf E-Mobilität umstelle, muss ich zunächst die Energiebilanz der Batterie anschauen. Ich beobachte das auch aus volkswirtschaftlicher Sorge. Die Autos werden - wenn wir Pech haben - aus China kommen, während in Deutschland Arbeitsplätze in der Automobilindustrie schon abgebaut werden.
Sie sind offenbar kein Freund des Elektroautos.
Layher: Überhaupt nicht. Zeit ist begrenzt und somit Luxus. Ich war gerade in Prag mit meinem Diesel. Ein Freund von mir hat ein Elektroauto. Ich muss zwei Stunden mehr für die Fahrt einplanen. Das ist für mich persönlich ein Unding. Den Verbrenner zu töten, ohne eine brauchbare Alternative zu haben, halte ich für grob fahrlässig.
Der Klimawandel hat mit den Verbrenner-Motoren aus ihrer Sicht wenig zu tun?
Layher: Ja.
Zum Schluss möchte ich noch auf die Corona-Zeit zu sprechen kommen. Wie stark hat Ihnen das als komplett privat finanziertes Museum zugesetzt?
Layher: Es war eine absolute Katastrophe. Wir hatten über Jahrzehnte keinen Tag zu bis dahin. Als Präsident war ich stolz, denn wir konnten uns zuschussfrei tragen bis dato. Und dann schließen die uns die Bude zu. Ich saß dann in Protesthaltung immer hier im Hof in der Sonne und habe mir das angeschaut. Dann kamen die Mitglieder in ihren Fahrzeugen vorbei und haben mir Mut zugesprochen. Ich empfand die Schließung tief in mir drin als unmöglich.
War das existenziell bedrohlich?
Layher: Das Museum war ganz klar in seiner Existenz bedroht. Wir konnten die Leute in Kurzarbeit schicken. Wir haben es überstanden, die Besucher kommen wieder. Wir berappeln uns. Dass wir Staatshilfe gebraucht haben, war für mich als Präsident und für unsere mehr als 4000 Mitglieder sehr hart, weil wir unverschuldet zum Bittsteller wurden.
Von welchem Ausstellungsstück träumen Sie noch?
Layher: Vielleicht ein A 380. Für einen Traum ist nichts zu groß.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-chef-hermann-layher-eine-million-euro-reicht-fuer-u-boot-transport-nicht-_arid,2056340.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-u-boot-fuer-das-technik-museum-speyer-im-mai-kommt-der-koloss-_arid,2051352.html