Kriminalität

Trump-Grab im pfälzischen Freinsheim beschossen? Sohn äußert klaren Verdacht

Auf dem Freinsheimer Friedhof ist die letzte Ruhestätte eines entfernten Verwandten von Donald Trump beschädigt worden. Ursula Trump, 77-jährige Witwe des Verstorbenen, hat Anzeige erstattet. Ist die US-Wahl der Grund?

Von 
Stephan Alfter
Lesedauer: 
Ursula Trump am Grab ihres Mannes Harald: Der Grabstein ist an vier Stellen beschädigt. © Stephan Alfter

Freinsheim. War das eine gezielte Aktion? Und hat sie etwas mit dem US-Wahlkampf zu tun? Ursula Trump streicht sanft mit dem Finger über den glatten Grabstein ihres am 14. Dezember 2023 verstorbenen Partners. 61 Jahre waren sie und ihr Mann Harald ein Paar und erst vor etwas mehr als vier Wochen hat sie ihm zu Ehren die letzte Ruhestätte im pfälzischen Freinsheim mit einem besonderen Stein schmücken lassen. Doch plötzlich weist das Objekt, auf dem Name, Geburts- und Sterbedatum aufgeführt sind, kleine Beschädigungen auf, auf die sich die 77-jährige Witwe erst gar keinen Reim machen kann. Am Donnerstagmorgen erzählt sie neben dem Grab ihres Mannes stehend, dass sie nun einen Steinmetz beauftragt habe, die Spuren von Gewalt an dem 7000 Euro teuren Grabstein zu beseitigen. Sobald es draußen etwas abgetrocknet sei, werde das erledigt, habe man ihr versprochen.

Ursula Trump betreibt seit 30 Jahren eine Bäckerei, die so heißt wie sie. © Ursula_Trump_Frensheim_Bäckerei_

Doch wie kommt es, dass ein derart massives Objekt bereits jetzt beschädigt ist? Der erste, der Ursula Trump darauf eine plausible Antwort gibt, ist ihr 48-jähriger Sohn, der hobbymäßig Mitglied bei einem Sportschützenverein ist. Gegenüber seiner Mutter legt er sich fest: Die kleinen Löcher im Grabstein haben ihren Ursprung in einem Beschuss mit einem Luftgewehr, sagt er zu ihr. Mutter Ursula will dieser These noch nicht recht trauen, aber ihr Sohn zeigt ihr die Spuren, die eine Kugel hinterlassen haben könnte, im Detail. Die silbernen Striemen in den vermeintlichen Einschusslöchern sehen wirklich verdächtig aus. Und die Theorie ihres Sohnes geht noch weiter.

Das Ziel sei bewusst gewählt worden. Es gehe zwar nicht um seinen Vater Harald Trump persönlich, aber definitiv um den Namen Trump, vermutet der Sohn. Nun hat sich der Name nicht nur positiv ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Der Wahlkampf tobt in den USA und die wildesten Mittel sind gerade gut genug: „Wir haben viele schlechte Gene in unserem Land“, hat Donald Trump kürzlich wieder sein rassistisches Antlitz gezeigt, um auf zu hohe Einwanderungszahlen beispielsweise aus Lateinamerika hinzuweisen. Hat sich der Hass auf Donald Trump also eventuell auch auf dem Freinsheimer Friedhof entladen, nachdem der Präsidentschaftskandidat in den vergangenen drei Monaten selbst zweimal Ziel eines Angriffs war? Am 13. Juli wurde bei einem Wahlkampfauftritt in Pennsylvania sogar eine Person getötet, bevor der Attentäter selbst erschossen wurde. Trump reckte vor der US-Flagge ikonisch die Faust in die Luft.

Geschichte

US-Präsident Trump: So hätte die Speyerer Kreisregierung ihn früh verhindern können

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren

Sind die Schäden am Grab in Freinsheim während der Weinwanderung entstanden?

Geballte Fäuste sind in der Pfalz eher dann zu sehen, wenn es irgendwo guten Wein gibt. Ende September hat in Freinsheim wieder eine der großen kulinarischen Weinwanderungen stattgefunden. Ursula Trump, die in den vergangenen Jahren mehrfach wegen ihres Nachnamens in TV- und Radiosendungen zu hören war, hat den Verdacht, dass der Schaden am Grabstein ihres Mannes rund um dieses Ereignis entstanden ist. Sie sei sehr regelmäßig auf dem Friedhof, sagt sie. Ende September sind ihr die insgesamt vier Löcher ins Auge gefallen - unmittelbar nach der Weinwanderung.

Ein Loch, das durch ein Luftgewehr entstanden ist? Das ist die Frage. © Grabstein_Trump_Harald_Freinshei

Franz Rasp ist in Freinsheim Beigeordneter und als solcher für den Friedhof verantwortlich. Er kann sich nicht erinnern, dass es eine ähnliche Geschichte schon einmal gegeben hat. Formen des Diebstahls gebe es immer wieder - wie auf anderen Friedhöfen auch. Aber Schüsse auf ein Grab - nie gehört. Weiter gehende Erkenntnisse habe er nicht. Insofern geht es ihm wie der Polizei in der Nachbarstadt Bad Dürkheim, wo Daniel Mischon, stellvertretender Inspektionsleiter, sagt, dass Ursula Trump Anzeige erstattet habe, sich bisher aber trotz entsprechender Aufrufe keine Zeugen hätten finden lassen. „Wir waren vor Ort“, so der Beamte. Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Namen Trump hätten sich bei den Ermittlungen ebenfalls nicht ergeben. Juristisch gehe es letztlich um die Störung der Totenruhe und um Sachbeschädigung.

„Wir vermissen Dich“, steht auf einem kleinen herzförmigen Souvenir, das Ursula Trump auf die Graberde gelegt hat. Donald Trump und ihr Mann seien entfernte Verwandte. Ihre Vorfahren seien vor sieben Generationen Geschwister gewesen, habe eine Ahnenforschung ergeben. Ihr Mann sei im Ort „sehr beliebt gewesen“, sagt die sehr jung gebliebene Frau, die selbst aus Lambsheim stammt und mit Mädchennamen Drescher heißt. Es habe niemand einen Grund, auf seinen Grabstein zu schießen, ist sie überzeugt. Er sei in den vergangenen Jahren gar nicht mehr so viel rausgegangen, nachdem ihn mehrere Schlaganfälle ereilt hätten und er schließlich auf den Rollstuhl angewiesen gewesen sei. Während Harald Trump zu Hause um Gesundheit rang, kämpfte seine Frau Ursula in der Bäckerei am Rande der Freinsheimer Altstadt.

Mehr zum Thema

Schecks aus Übersee

US-Präsident Donald Trump schickt Geld aus Corona-Hilfe in die Pfalz

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren

Bäckerei Trump in Freinsheim war 2016 Ziel von einigen Fernsehsendern

Einen Publikumserfolg landete sie, als die Bäckerei Trump nach dem ersten Wahlsieg des umstrittenen Kandidaten im Jahr 2016, Trump-Schnitten in ihrem Geschäft verkaufte. Diese waren im Grunde nichts anderes als eine Donauwelle - mit US-Flagge und dem Konterfei des Mannes, dessen Großvater Frederick Trump 1869 im Freinsheimer Nachbarort Kallstadt geboren wurde. Über die Trump-Schnitten berichteten seinerzeit viele - auch ausländische - Fernsehsender. Der Umsatz stimmte. „Leute kamen aus Karlsruhe angefahren“, erinnert sich Ursula Trump. Bei einem erneuten Wahlsieg Trumps will sie die Schnitten daher wieder anbieten - auch gegen den Protest einzelner Kunden. Sie selbst würde Trump übrigens gar nicht wählen, sagt sie. Aber Schüsse auf Grabsteine, auf denen Trump steht, schweißen vielleicht doch ein wenig zusammen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke