Wellness

Therme in Bad Dürkheim vor dem Ziel: Deshalb ist die Sauna so einzigartig

Teilweise fehlte Stahl aus dem Werk in der umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol. Ende dieses Jahres soll der mehr als 40 Millionen Euro teure Bau in der Pfalz endlich fertig sein. Aber was macht das Projekt so besonders?

Von 
Stephan Alfter
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Eine Visualisierung des Bademantelgangs in der neuen Dürkheim-Therme, die Ende dieses Jahres fertig sein soll. © 4a Architekten

Bad Dürkheim. Wenn Finnland das eigentliche Mutterland der Sauna ist, dann dürften in nicht allzu weiter Ferne argwöhnische Blicke aus Skandinavien in Richtung Metropolregion Rhein-Neckar wandern. Das immer teurer gewordene Prestigeobjekt namens Dürkheim-Therme soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden und könnte - natürlich nur leicht zugespitzt formuliert - die globalen Kräfteverhältnisse im Sauna-Business nachhaltig erschüttern. Die Besonderheit: Die Schwitzstuben in der pfälzischen Kurstadt erstrecken sich zukünftig auf drei Etagen. Das gibt es weit und breit in keinem noch so teuren Wellness-Hotel. Und wahrscheinlich nicht mal in Finnland.

Freizeit

Neue Therme in Bad Dürkheim: Stadt nennt möglichen Eröffnungstermin

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Julian Eistetter
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Ernst-Ulrich Tillmanns ist geschäftsführender Gesellschafter der 4a Architekten in Stuttgart. Er ist hauptverantwortlich für den Entwurf des Gebäudes, das sich baulich seit drei Jahren an die Brunnenhalle, das bestehende Freizeitbad Salinarium und den Kurpark anschmiegt. Tillmanns, der schon ähnliche Projekte gestemmt hat, ist überzeugt: „Das Ding wird brummen.“

Wegen des Krieges in der Ukraine fehlte Stahl aus Mariupol

Dabei gab es seit dem Spatenstich durch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Frühjahr 2021 wirklich wenig, was nach Plan gelaufen ist. Erst belastete die Corona-Pandemie die Lieferketten und als Russland im Februar 2022 dann auch noch die Ukraine angegriffen hat, fehlte plötzlich der Stahl, der zu Teilen aus dem Stahlwerk im umkämpften Mariupol stammte, wie der Architekt ausführt. Zum Teil lässt sich damit die Teuerung erklären. Bei 35 Millionen Euro hatte der Dürkheimer Stadtrat den Bau, den die 18 000-Einwohner-Gemeinde ohne Investor selbst finanziert, gedeckelt, ehe die Kosten etwas aus dem Ruder liefen. Nun ist man froh, wenn man die Marke von 45 Millionen Euro nicht reißt. Die in der jüngsten Stadtratssitzung veröffentlichte Hochrechnung beläuft sich auf 42,83 Millionen Euro. „Die Kosten sind ganz schön gestiegen“, stellt Tillmanns fest.

Eröffnung für das Frühjahr 2025 geplant

Was definitiv auch gerissen ist, das ist der Zeitplan. Zu Weihnachten 2023 sollte der Bau bezugsfertig sein. Zwar ist nun mit der Fertigstellung zu Weihnachten 2024 zu rechnen, aber Tillmanns gibt auf Nachfrage zu bedenken, dass der Probebetrieb bis ins Frühjahr 2025 dauern werde. Dass sich das Publikum in der Metropolregion dafür finden wird, steht für Architekt Tillmans außer Frage. Warum? Weil sich hier beispielsweise ein schöner Ausblick auf die Michaeliskapelle bietet, die zwischen Weinreben auf dem Hang gegenüber des Wurstmarktplatzes thront. Der Blick nach rechts trifft dann den Gradierbau.

Ganzjähriges Warmaußenbecken als Anziehungspunkt

Bei allem Panorama ist der Blick fürs Detail den 4a Architekten bei der Auswahl der Materialien nicht abhandengekommen. Nach Tillmanns Darstellung soll in der Therme viel Holz und Natursteincharakter vorherrschen. Die komplette Therme wird in gedeckten Grün- und Blautönen gehalten sein. Das Holz an den Decken wird von Weißtannen aus deutschen Wäldern stammen, so der Architekt. Auch in den Becken sollen Fliesen in Natursteinoptik zu finden sein. Das betrifft also auch das 150 Quadratmeter große Warm-Außenbecken, das ganzjährig mit einer Temperatur von 34 Grad betrieben werden soll.

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Hinzu gesellt sich unter anderem ein Intensivsole-Becken und ein heiß sprudelnder Whirlpool. Außen am Bau ist schon jetzt ein goldenes Band sichtbar, das sich über die ganze Architektur zieht. Es soll dem Besucher unterbewusst wohl mitteilen: Das hier ist ein Geschenk! Ist es aber nicht ganz.

Eine weitere Besonderheit: Es gibt eine „Babbelsauna“

Wie hoch die Preise sein werden, wird wohl erst kurz vor der Eröffnung des Bades öffentlich, wie die Dürkheimer Stadtwerke als zukünftiger Betreiber der Therme mitteilen. Apropos öffentlich: So außergewöhnlich wie die Perspektive aus den unterschiedlichen Saunen auf die Umgebung, so ungewöhnlich ist eine Idee, über die die Dürkheimer Stadtverwaltung in dieser Woche per Pressemitteilung informierte. Denn seit dieser Woche können Sprichwörter und Redewendungen in Pfälzer Mundart für die Innengestaltung der „Babbelsauna“ eingereicht werden. Die Aktion läuft bis Ende Mai. Redewendungen wie „Rutsch mer doch de Buckel nunner!“ und alltägliche Interjektionen wie „ajoo“ und „alla hopp“ sollen die Wände zieren.

Pfälzische Begriffe sollen die Wand der Babbalsauna zieren. © Stadt Bad Dürkheim

„Die Babbelsauna ist ein Projekt, in das wir viele Interessierte einbinden möchten“, erklärt Peter Kistenmacher, Geschäftsführer der Stadtwerke. Ob „Dummbabbler“, „Grumbeerschdammbes“ oder „uffbasse“ - alles sei erlaubt. Die Vorschläge können in den Kommentarspalten der Facebook- und Instagram-Kanäle des Salinariums - Therme Bad Dürkheim eingereicht werden. Gibt es sowas im Mutterland der Sauna auch?

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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