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Stromausfall in Ludwigshafen: So reagierten die Krankenhäuser

76 000 Haushalte in mehreren Stadtteilen waren betroffen - auch mehrere Krankenhäuser: Der Stromausfall in Ludwigshafen wirft noch immer Fragen auf. Waren am Hacker am Werk? Dazu äußern sich die Technischen Werke

Von 
Bernhard Zinke
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Im Umspannwerk Mundenheim nahm der Stromausfall vom Freitag seinen Anfang. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Es war eine gefühlte Ewigkeit am Freitagabend: Etwas mehr als viereinhalb Stunden waren weite Teile der Stadt Ludwigshafen ohne Strom. Auch am Montag waren die technischen Werke Ludwigshafen (TWL) noch immer auf der Suche nach der Ursache für den technischen Defekt an einem Schalter im Umspannwerk Mundenheim. Der hatte die automatischen Abschaltung von vier Hochspannungsleitungen zur Folge.

Eine Fremdeinwirkung von außen wie beispielsweise einen Hackerangriff schließen die TWL aktuell aus. Betroffen sei ein Schalter, der allerdings an einer zentralen Stelle sitze und in dem vier 110 kV-Hochspannungsnetze zusammenlaufen. Und da es sich um einen Defekt im Hochspannungsnetz handle, sei besondere Vorsicht geboten gewesen - auch um Folgeschäden zu vermeiden.

Auch andere Gemeinden waren vom Ausfall betroffen

Und deshalb hätten die Techniker alle Bereiche sorgfältig überprüfen müssen, bis diese wieder hätten zugeschaltet werden können. In den kommenden Tagen werde ein Hochspannungsspezialist nun das Schaltfeld im Mundenheimer Umspannwerk, in dem sich der Schalter befindet, öffnen und den Schaden begutachten.

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Betroffen waren in Ludwigshafen nach Angaben der TWL insgesamt 76 000 Haushalte in den Stadtteilen Mundenheim, Rheingönheim und Maudach, Ludwigshafen Mitte, West und Hemshof. Aber auch Haushalte in Frankenthal, Grünstadt und Bobenheim-Roxheim wafen - wenn auch mit geringerer Dauer - von dem Stromausfall betroffen.

Probleme im St. Annastiftskrankenhaus

Der Kurzschluss hatte Folgen in der ganzen Stadt. Mit Problemen kämpfte beispielsweise das St. Annastiftskrankenhaus. Dort versagten die Starterbatterien, um den Notstromdiesel anzuwerfen. Dieser soll in solchen Fällen das Kinderkrankenhaus mit Elektrizität versorgen. Die Batterien seien eine Woche zuvor routinemäßig getestet worden und hätten reibungslos funktioniert, sagt Krankenhaus-Sprecherin Katja Hein. Das Technikteam des Krankenhauses habe schnell reagiert und neue Startbatterien besorgt. „Nach etwas mehr als einer Stunde war der Strom dann wieder da“, so die Sprecherin.

Es sei auch nicht ganz dunkel gewesen im Haus, berichtet Katja Hein. Die Notbeleuchtung habe funktioniert. Auch Infusionspumpen und Beatmungsgeräte seien mit Akkubatterien ausgestattet, so dass sie sich nicht automatisch beim Stromausfall abschalteten: „Wir mussten keine Patienten verlegen, es kam niemand zu Schaden“. Gegen 22.45 Uhr sei der Strom wieder da gewesen. Das Technische Hilfswerk sei bereits mit einem Ersatzgenerator unterwegs zum Krankenhaus gewesen - der dann nicht mehr benötigt wurde.

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Begeistert ist Hein von der Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter. Die Notaufnahme habe weiterhin Patienten versorgt. Es seien für die kleinen Patienten regelrechte Deckenburgen zum Hineinkuscheln aufgebaut worden. Mitarbeiter seien ins Krankenhaus geeilt, ohne dass sie gerufen worden seien. In der zentralen Notaufnahme des St. Marienkrankenhauses hätten die Beschäftigten des Tagdienstes beschlossen, länger dazubleiben.

Es seien auch fünf Privatleute ins St. Marienkrankenhaus gekommen, die sich sorgten, dass ihr Beatmungsgerät zuhause durch den Stromausfall ausfallen könnte. Auch ihnen wurde geholfen.

Klinikum Ludwigshafen verzichtete auf manche Geräte

Beide Krankenhäuser haben Dieselvorräte, um auch im Fall eines längeren Stromausfalls Elektrizität produzieren zu können. Im St. Annastiftskrankenhaus reicht der ständige Vorrat an Treibstoff für 24 Stunden, im St. Marienkrankenhaus für drei Tage.

Auch das Klinikum Ludwigshafen kann mit seinem Generator 24 Stunden überbrücken, ohne nachtanken zu müssen. Hier sprang die Notstromversorgung indessen sofort an. Zwei kleinere Ausfälle habe es gegeben. Sie seien aber nach zwei Minuten wieder behoben gewesen, berichtet Sprecherin Yasemin Böhnke. Bei Stromausfällen würden jedoch energieintensive Geräte wie beispielsweise Computertomografen und auch manche Fahrstühle nicht mehr verwendet.

So reagierte die RNV auf den Stromausfall

Bei der RNV blieben um 19.24 Uhr alle Straßenbahnen in Ludwigshafen stehen. Glücklicherweise habe der Schwung in den meisten Fällen noch gereicht, um die nächsten Haltestellen zu erreichen und den Fahrgästen einen sicheren Ausstieg zu ermöglichen, so Unternehmenssprecher Moritz Feier. Jede Straßenbahn hat ohnehin eine Vorrichtung, mit der sich bei Stromausfall die Türen öffnen lassen. In der Nacht seien die Bahnen von der Werkstatt wieder ins Depot geholt worden. Zwei Fahrzeuge hätten abgeschleppt werden müssen, seien am Samstag aber wieder einsatzbereit gewesen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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