Kallstadt. Es gibt in diesen Tagen nur wenige Menschen, die nicht regelmäßig schockiert sind, wenn der amerikanische Präsident Donald Trump immer neue Drohungen gegen den Rest des Universums ausstößt. Die Frage, was der Welt womöglich erspart geblieben wäre, hätte sein Großvater Friedrich Trump im Jahr 1905 nach Kallstadt zurückkehren dürfen, wurde an dieser Stelle schon einmal behandelt.
Roland Paul, 2023 verstorbener Volkskundler aus der Pfalz, hat entsprechendes Material zur Dokumentation im Speyerer Landesarchiv ausfindig gemacht und im Jahr 2016 einen Beitrag darüber in der Zeitschrift „Pfälzer Heimat“ verfasst. Womöglich wäre Friedrich Trumps Enkel heute nicht der mächtigste Mann der Welt, sondern einer von vielen Winzern an der Deutschen Weinstraße. Und um im Winzer-Jargon zu bleiben – er hätte keinen Zugriff auf die Atombombe, sondern könnte lediglich einen „Kallstadter Nierentritt“ zum Verkauf anbieten.
Friedrich Trump ist im Jahr 1885 nach Amerika ausgewandert. Als seine Frau Elisabeth, die ebenfalls aus Kallstadt stammte, Heimweh bekam, versagte die Speyerer Kreisregierung dem Paar jedoch die dauerhafte Rückkehr aus New York. Das war 1905. Der Vorwurf, dass sich Trump, der sich inzwischen Frederick nannte, bei seiner ersten Ausreise 20 Jahre zuvor lediglich dem Militärdienst habe entziehen wollen, wog zu schwer. Er wurde in Deutschland zur Persona non grata.
Nun weiß man über seinen erratischen Nachkommen Donald, dass dieser ein gutes Gedächtnis hat, wenn es darum geht, sich Dinge zu merken, die gegen ihn oder seine Familie gerichtet sind. Als jener Donald vor Monatsfrist Strafzölle in Höhe von bis zu 200 Prozent auf deutschen Wein plante, könnte die Familiengeschichte insofern Rache eine Rolle gespielt haben. Vielleicht wollte er sie einfach rächen – seine damals vom deutschen Staat gedemütigten Oma und Opa Trump. Was Strafzölle in dieser Höhe für den Riesling-Export in die USA bedeuten würden, kann sich jeder vorstellen. Will Trump also insbesondere die pfälzischen Winzer ins Verderben stürzen?
Donald Trumps Großvater wurde zum Friedensrichter gewählt
Zwar wurden die 200-Prozent-Zölle bislang nicht umgesetzt, doch die USA haben „Tariffs“ in Höhe von 20 Prozent auf Waren aus der EU eingeführt. Für die deutsche Weinbranche ist das nur eine vorläufige Entwarnung. Eine Erhöhung auf 200 Prozent hätte wohl dramatische Auswirkungen. Die Preise pfälzischer und badischer Erzeugnisse würden sich von einem auf den anderen Tag verdreifachen. Die Export-Weine von Markus Schneider, Bassermann-Jordan oder Oliver Zeter – würden plötzlich nicht mehr 20 bis 30 Dollar pro Flasche kosten, sondern 100 Dollar und mehr. Was das mit dem Absatz machen würde, muss man nicht eigens erklären. Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) wurden zuletzt rund 13 Millionen Liter Wein jährlich in die USA geliefert.
Übrigens deutet einiges deutet darauf hin, dass Frederick Trump anders strukturiert war als sein Enkel. So hat Roland Paul in einem Aufsatz festgehalten, dass sich Friedrich Trump elf Jahre nach seiner Emigration im Präsidentschaftswahlkampf von 1896 für den Kandidaten der demokratischen Partei engagierte. Bemerkenswert ist nach den Unterlagen des Landesarchivs auch: Trumps Großvater trat am 3. November 1896 in Monte Cristo als Kandidat für das Amt des Justice of the peace (Friedensrichter) an. Er wurde mit großer Mehrheit gewählt – Trump, der Friedensrichter ...
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