Handel

Schon einmal setzten die USA auf Zölle – mit fatalen Folgen

Donald Trump stürzt die Weltwirtschaft mit seiner gegenwärtigen Politik ins Chaos. Doch er ist nicht der erste Präsident, der dieses Mittel wählt.

Von 
Holger Schmale
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Der Kollaps der New Yorker Börse löste im Oktober 1929 die Weltwirtschaftskrise und in den USA die „große Depression“ aus. Auch Zölle spielten dabei eine Rolle. © picture-alliance/ dpa

Berlin. US-Präsident Donald Trump bemüht gern große historische Zusammenhänge. Der Dienstag, an dem er seine neue Zollpolitik verkündete, werde als einer der wichtigsten Tage in die US-Geschichte eingehen, sagte er. In den Geschichtsbüchern (oder auch nur bei Google) scheint er zuvor aber nicht nachgeschaut zu haben.

Dort wäre er unter dem Begriff Zollpolitik nämlich auf seinen Vorgänger Herbert Hoover und dessen „Smoot-Hawley-Zollgesetz“ gestoßen, das der Präsident am 17. Juni 1930 in Kraft gesetzt hat – mit katastrophalen Folgen für die US-Wirtschaft. Entsprechende Beschlüsse hatte der Kongress zuvor mit der Mehrheit der Republikaner gefasst. Mit diesem Gesetz erhöhten die USA die Einfuhrzölle für über 20.000 Produkte auf ein Rekordniveau. Ziel war es, die amerikanische Wirtschaft besser vor ausländischer Konkurrenz zu schützen, ganz wie Trump sein Vorgehen nun auch begründet. Außerdem sollte das Gesetz der nach dem großen Börsencrash vom Oktober 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise entgegenwirken.

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Zu den schärfsten Gegnern zählte Henry Ford

Doch das ganze Gegenteil geschah, die amerikanische Zollpolitik wirkte wie ein Brandbeschleuniger. Der Welthandel ging bis 1933 um etwa 60 Prozent zurück. Allein die Importe der USA sanken zwischen 1929 und 1933 um 66 Prozent, die Ausfuhren um bis zu 70 Prozent. Das protektionistische Vorgehen der USA fand Nachahmer auf der ganzen Welt, zahlreiche andere Staaten folgten dem Beispiel. Zunehmend wurden nur noch bilaterale Handelsverträge geschlossen, multilaterale Regeln wie die Meistbegünstigungsklausel (die Handelsvorteile allen Vertragspartnern gewährt) wurden kaum noch angewandt.

Die Handelspolitik Hoovers stieß schon damals auf heftige Kritik aus der Wirtschaft und von Wissenschaftlern. Zu den schärfsten Gegnern zählte Henry Ford, der mit seiner Fließbandproduktion von Autos die Entwicklung der US-Industrie maßgeblich vorangetrieben hatte und dessen Unternehmen zu den großen Exporteuren gehörte. Die Folgen des weltweiten wirtschaftlichen Niedergangs trafen die Bevölkerung der USA hart. 1932 stieg die Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent, die Durchschnittslöhne sanken um 60 Prozent, die Einkommen in der Landwirtschaft um 50 Prozent.

Weit verbreitete Verelendung in den sozial schwächeren Schichten

Dazu trugen verheerende Dürren und Staubstürme in den USA und in Kanada bei, die durch klimatische Veränderungen und die Vernichtung großer Präriegrasflächen durch die Landwirtschaft verursacht worden waren. All dies führte zu einer weit verbreiteten Verelendung in den sozial schwächeren Schichten der USA. Für viele Amerikaner gilt die „große Depression“ jener Jahre als schlimmste Phase der jüngeren Geschichte der USA.

Präsident Hoover wurde nicht nur die Mitverantwortung für diese Lage durch seine Wirtschaftspolitik, sondern auch ein mitleidloser Umgang mit der Not großer Teile der Bevölkerung vorgeworfen. Seine anfangs hohe Popularität ging vor diesem Hintergrund drastisch zurück, je länger die Depression andauerte. Die Hoffnungen richteten sich zunehmend auf den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Franklin D. Roosevelt, der mit seinem „New Deal“ Wege aus der Krise aufzeigte. Er gewann die Wahl 1932 überlegen gegen Hoover, der als einer der unbeliebtesten Präsidenten der amerikanischen Geschichte aus dem Amt schied.

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