Heidelberg. Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Sie sind am Freitag alle zum Spatenstich gekommen – Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die Wissenschaftsministerin, der Vorstand des Universitätsklinikums, die Rektorin der Universität Heidelberg, Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Stiftungen, der große Förderer Dietmar Hopp (85), der Oberbürgermeister und 200 geladene Gäste. Um 15.33 Uhr greifen die Hauptakteure zu den Spaten, die Vorfreude auf etwas Großes spiegelt sich in den Gesichtern wider.
Auf dem Gelände der ehemaligen Kinderklinik fällt der symbolische Startschuss für ein millionenschweres Bauvorhaben, das national wie international neue Maßstäbe setzen dürfte. Das neue Herzzentrum mit angeschlossenem Forschungsinstitut „Informatics for Life“ ist Leuchtturm- und Mammutprojekt: Der Neubau des gigantischen, fünfstöckigen Gebäudes (Maße 182 mal 72 Meter) wird modellhaft als vollständig digitales Krankenhaus konzipiert und soll voraussichtlich im Jahr 2030 den Patientenbetrieb aufnehmen.
Für den Mäzen entfacht mehrfach Szenenapplaus
Davor spricht Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Hier wird es eine hochspezifizierte Krankenversorgung geben“, sagt er, „das neue Herzzentrum zeigt beispielhaft, was mir persönlich am Herzen liegt: die Verbindung von Versorgung, Forschung und dann die Überführung in neue Therapien.“ Die Heidelberger Herzmedizin setze ein starkes Signal für den gesamten Gesundheits- und Medizinstandort Baden-Württemberg. Es sei ein Flaggschiffprojekt des neuen Klinikverbunds Heidelberg-Mannheim, der ab 2026 Impulse in der anwendungsorientierten Medizinforschung entfalten werde. Wie bei allen sieben Rednerinnen und Rednern wandert Kretschmanns Blick immer wieder zu Dietmar Hopp – für den Mäzen gibt es mehrfach Szenenapplaus.
Fakten zum Neubau: Herzzentrum und Forschungsinstitut „I4L“
Gesamtbaukosten: Rund 557 Millionen Euro; Mittel vom Land Baden-Württemberg: rund 283 Millionen Euro, Universität und Universitätsklinikum: 144 Millionen Euro; Förderer: Dietmar Hopp Stiftung – 100 Millionen Euro (Neubau), Klaus Tschira Stiftung – 29 Millionen Euro („Informatics for Life“).
Bauherr: Universitätsklinikum Heidelberg; Gebäudeabmessungen: Grundriss 182 × 72 Meter; Nutzfläche insgesamt: 22.500 Quadratmeter.
Spatenstich: 24. Oktober 2025; Beginn der Bauarbeiten: November 2025; geplante technische Inbetriebnahme: 2029; Start des Patientenbetriebs: voraussichtlich 2030. jog
Denn der finanzielle Kraftakt lässt sich nur gemeinsam stemmen. Und an beeindruckenden Zahlen belegen: Von den 557 Millionen Gesamtbaukosten steuern das Land Baden-Württemberg rund 283 Millionen sowie das Universitätsklinikum und die Universität 144 Millionen bei. Von der Dietmar Hopp Stiftung kommen weitere 100 Millionen Euro – es ist die bisher größte Einzelspende der 1995 gegründeten Stiftung des SAP-Mitbegründers. Mit 29 Millionen Euro unterstützt die Klaus Tschira Stiftung die Errichtung des Forschungsinstituts „Informatics for Life“ (I4L).
Krankheitsverläufe besser verstehen und Krankheiten früher erkennen
Professor Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums, spricht Hopp und der Familie Tschira seinen „tief empfundenen Dank“ aus. Er bezieht seinen Vorgänger Professor Holger A. Katus mit ein. Dieser habe die „Vision eines integrierten Herzzentrums“ gehabt, sodass Hopp am 13. August 2016 bereits seine Finanzierungszusage gegeben hatte. „Die konsequente Planung als ‚Smart Hospital‘ wird die Herzmedizin am Universitätsklinikum, im Innovationscampus ‚Health & Life Science Alliance Heidelberg Mannheim‘ und in ganz Deutschland einen großen Schritt voranbringen und internationale Strahlkraft entwickeln“, so Debus voller Optimismus.
Von den Inhalten her wird das Leitprojekt modernste interdisziplinäre Patientenversorgung, internationale Spitzenforschung und Transfer unter einem Dach vereinen. Das neue Herzzentrum steht sinnbildlich für smarte und digitale Medizin der nächsten Generation. Kompetenzen in den Fachbereichen Kardiologie und Angiologie, Herzchirurgie, Kinderkardiologie, Kinderherzchirurgie, Kardio-Anästhesiologie und kardiologische Forschung können dadurch idealtypisch konzentriert werden. Ergänzt um die Forschungsinitiative „Informatics for Life“, die Künstliche Intelligenz, Bioinformatik und datengetriebene Modellierung nutzt, um biologische Prozesse und Krankheitsverläufe besser zu verstehen und Krankheiten früher erkennen zu können. Es geht es ums Vorantreiben von personalisierter, interdisziplinärer Hightech-Herzmedizin, die aus kardialer Prävention, Diagnostik und Therapie besteht. Zum Wohle der Patientinnen und Patienten aller Altersklassen mit Herzerkrankungen unterschiedlichster Ausprägung.
Nutzfläche von insgesamt 22.500 Quadratmetern
Exzellent sollen nicht nur reibungslose Klinikabläufe und datengetriebene und technologiebasierte Wissenstransfer-Leistungen sein, sondern auch digitale Infrastruktur, hochwertige Ausstattungsmerkmale und die allgemeine Wohlfühlatmosphäre im „Zentrum mit Herz“. „Menschlichkeit und medizinische Exzellenz sollen Hand in Hand gehen“, konstatiert Heike Bauer, Leiterin der Dietmar Hopp Stiftung. Auf einer Nutzfläche von insgesamt 22.500 Quadratmetern wird es einen eigenen OP-Trakt (acht Säle, zwei davon als Hybrid-Säle mit Angiographiesystem), acht Herzkatheterlabore, 235 vollstationäre Betten, Physiotherapie, „Cardiolounge“, Tagesklinik, Spezialambulanzen, Einzelzimmer für Eltern, Cafeteria, kommunikationsfördernde Aufenthaltsbereiche, eine unterirdische Verbindung zu den Versorgungswegen des Heidelberger Klinikrings sowie die Tür-an-Tür-Forschungsflächen (4.000 Quadratmeter für 160 Wissenschaftler) des Instituts „I4L“ geben. Ergo: Das Gesamtpaket soll stimmen. Personalisierung und Präzision genießen oberste Priorität.
Stifter Dietmar Hopp in seinem Statement: „Das zukunftsweisende Konzept hat mich überzeugt, den Bau des Herzzentrums zu unterstützen. Die Förderungen meiner Stiftungen orientieren sich immer daran, den Menschen zugutezukommen.“ In Summe hat die Dietmar Hopp Stiftung in den vergangenen 30 Jahren 1,4 Milliarden Euro für gesellschaftsrelevante Belange in der Metropolregion ausgeschüttet. Das neue Herzzentrum ist ähnlich wie das im November 2023 eröffnete Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) ein Herzensprojekt von Hopp.
Und die Metaebene? Mit dem Bau des Herzzentrums im Neuenheimer Feld wird ein strategischer, wirtschaftspolitischer Grundpfeiler für den Klinikverbund Heidelberg-Mannheim gesetzt, dessen Startschuss für den 1. Januar 2026 vorgesehen ist. Der neue „Herzmedizintempel“ könnte sich zum Vorzeigebeispiel entwickeln. Trotz des Wettbewerbs mit den Herzkliniken in Ludwigshafen und Mannheim. Wird zusammengeführt, was zusammengehört? Die Ambitionen sind groß, die Ziele des Klinikverbunds Heidelberg-Mannheim hochgesteckt. Man möchte nämlich Nummer eins in Deutschland werden – vor der berühmten Berliner Charité …
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